Die Frau des Highlanders
Zorn erregt. Nun werdet Ihr dafür bezahlen.« Sein Blick glitt zu seinen Kindern, die, seltsam unbeeindruckt von dem Tumult um sie herum, still im Gras lagen. »Diese drei sind meine Töchter. Mein Blut fließt in ihren Adern.« Pol nahm die Säuglinge einen nach dem anderen hoch. »Ich nenne jede von euch nach eurer Mutter, meiner geliebten Rose. Von nun an bis in alle Zeit werden eure Töchter eine Form ihres Namens tragen, damit die Erinnerung an sie in dieser Welt auf ewig weiterlebt. Ich gebe jeder von euch mein Zeichen und meinen Segen. Erkennt dieses Tal als das Heim eurer Mutter und eures Vaters.«
Pol wandte sich dem alten Laird zu. »Ich übertrage Euch die Sorge für die Erziehung und Sicherheit meiner Töchter.«
»Sie sind Eure Abkömmlinge«, erwiderte der alte Laird eisig. »Weder meine Söhne noch ich werden Eure Brut unter unserem Dach dulden.«
»Oh, doch, das werdet Ihr, alter Mann, und zwar mit Freuden.«
Ein grüner Schein ging von dem Feenprinzen aus und wurde größer und größer, bis das ganze Tal von seinem Licht erfüllt war, umfing den alten Laird und seine Söhne, zwang sie in die Knie, gewann die Macht über den Geist der Sterblichen.
Pol lächelte in boshafter Befriedigung, als er seine Stimme in den Köpfen der Männer erschallen ließ, denn er wusste um die Schwäche der Sterblichen. Die Stimme in ihren Köpfen war für sie erschreckender als das gesprochene Wort. »Solltet Ihr oder ein anderes männliches Mitglied Eurer Familie meine Töchter in irgendeiner Weise vernachlässigen, sie verletzen oder jemand anderem gestatten, sie zu verletzen, sie davon abhalten, ihre eigenen Entscheidungen im Leben zu treffen oder sie daran hindern, ihre große Liebe zu finden, werdet Ihr meinen Fluch zu spüren bekommen. Ihr werdet keinen männlichen Nachkommen haben. Allen bereits lebenden Söhnen wird das gleiche Schicksal beschieden sein. Ihr werdet nie wieder die Nähe einer Frau genießen können. Eure Familie wird aussterben, es wird Euren Namen nicht mehr geben in Eurer Welt.«
Pol hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen, und fuhr dann fort: »Mein Segen für meine Töchter wie mein Fluch werden in alle Ewigkeit gelten, weitergegeben von Mutter an Tochter. Selbst der kleinste Tropfen meines Blutes in ihren Adern wird ihnen die Kraft verleihen, mich und alle Feen zu Hilfe zu rufen. Mein Zeichen auf meinen Töchtern und auf allen Töchtern ihrer Linie danach lässt alle Männer wissen, welche Strafe sie erwartet, wenn sie meinen geliebten Töchtern etwas antun.«
Während Pols drohende Stimme noch in den Köpfen des alten Lairds und seiner Söhne dröhnte, umfing Pol seine Kinder zum ersten und letzten Mal, hüllte sie ein in seine smaragdgrün schimmernde tiefe Liebe.
Der alte Laird lag vor Angst zitternd noch immer auf dem Boden, wohin er gefallen war. Er konnte die Säuglinge durch die grüne Wolke, in die sie eingehüllt waren, nicht sehen, doch er meinte, so unglaublich es auch erschien, Kinderlachen daraus zu hören.
Im nächsten Moment erklang eine unheildrohende Warnung in den Köpfen der Männer: »Denkt an meine Worte.«
Dann verflüchtigte sich der grüne Dunst.
Lange danach schlichen der Laird und seine Söhne zu den Kindern und fanden sie friedlich schlafend, das Zeichen des Feenprinzen tragend. Der alte Laird hob seine Enkelinnen – denn die mussten sie von heute an für ihn sein – eine nach der anderen behutsam hoch, übergab sie seinen Söhnen und hetzte mit ihnen aus dem Tal hinaus.
Pols Töchter wuchsen und gediehen, heirateten und gründeten Familien. Obwohl viele der nachfolgenden Generationen auf Wanderschaft gingen und sich über die ganze Welt verstreut niederließen, hielten die Männer aller Linien weiter die Legende vom Feenprinzen in Ehren.
1
Sithean Fardach
The Highlands of Scotland
1272
D as Klirren von Metall auf Stein ließ die Luft vibrieren, während der auf dem Boden gelandete Becher ausrollte.
»Wutausbrüche helfen dir nicht, Jungchen«, sagte der alte Krieger kopfschüttelnd zu dem ihm am Ende des langen Tisches gegenübersitzenden jungen Mann. »Du hast nur gutes Ale verschwendet.«
Der Blick, mit dem Connor MacKiernan ihn daraufhin bedachte, hatte schon viele starke Männer eingeschüchtert. »Mir hilft überhaupt nichts. Ich bin ein schwacher, hilfloser Narr, dem nur noch eine einzige Möglichkeit offensteht. Ich habe keine Wahl.« Er legte den Kopf in die Beuge seines Arms, der auf dem Tisch ruhte. »Ich bin ein Ritter des
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