Die Frau des Highlanders
Rosalyn. »Ich hoffe, das ist alles, was du von mir willst, Tante.«
»Ja, das ist es.«
Rosalyn schwieg, und Connor spürte, wie sich die Mächte des Schicksals um ihn sammelten.
»Nun ja – abgesehen von deiner Anwesenheit im Tal.« Sie schaute bemerkenswert unschuldig drein.
Duncan verschluckte sich an dem Ale, das er gerade getrunken hatte. »Im Feental?«, brachte er erstickt hervor. »Ich hätte mir denken sollen, dass Ihr dorthin wollt.« Er schaute Connor an. »Vielleicht hattest du ja doch recht, Jungchen. Ich gehe die Pferde holen.« Dann fiel ihm etwas ein. »Was sage ich den anderen, wohin wir reiten? Dein Onkel wird sie befragen, wenn wir fort sind.«
Connor überlegte nicht lange. »Sag ihnen, dass wir nach Cromarty wollen und in vierzehn Tagen zurückkommen.«
Obwohl fünfundzwanzig Jahre älter als Connor, stand Duncan MacAlister ihm näher als sonst ein Mann. Der ergraute Krieger hatte Connors Vater von Jugend an gedient. Nur Duncan verdiente das Vertrauen, das wahre Ziel dieser Reise zu erfahren.
Duncan nickte. »Lady Rosalyn«, er deutete eine Verbeugung an, »ich erwarte Euch draußen im Hof.«
»Ich nehme an, du willst zum Clootie Well.« Ärger blitzte aus Connors blauen Augen. Er schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, dass ich es bereuen werde«, murmelte er.
Rosalyn strahlte ihren Neffen an. »Mein Gepäck steht am Fuß der Treppe. Du kannst es hinausbringen und Duncan mit den Pferden helfen. Ich komme gleich.«
Lächelnd blickte sie ihm nach, als er zur Tür hinausstampfte. Wie ähnlich er seinem Vater war. Jeder ein gutaussehender, starker Mann, so wie ihr Vater einer gewesen war. Beide hatten feste Vorstellungen von Recht und Unrecht, von Ehre und Verantwortung für die Familie, beide richteten sich nach Maßstäben, die strenger waren als die, die sie bei anderen anlegten.
Diese hohen Ideale hatten ihrem älteren Bruder einen frühen Tod auf einem Schlachtfeld beschert. Sie würde alles tun, um zu verhindern, dass Connor das gleiche Schicksal ereilte. Sie wusste um die Opfer, die ihr Neffe schon für die Familie gebracht hatte, um die Bürde, die er trug, und sie liebte ihn dafür noch mehr. Doch dieses eine Mal sollte Connor bekommen, was er wollte.
Rosalyn steckte das Stückchen von seinem Plaid zu dem Smaragdschmuck in den Samtbeutel und zog die Bänder lächelnd zu. Sie hatte etwas ganz Besonderes vor mit diesem Stoff. Und mit ihrem Neffen.
Wenn sie das Feental erreichten, würde sie die Quelle der Kraft anzapfen und die Worte sprechen, die den Zauber innerhalb des Smaragds in Gang setzen und den Stein zu der Gesuchten führen würden.
2
Denver, Colorado
Gegenwart
V erdammt! Warum habe ich nicht irgendwas getan, irgendwas gesagt?« Caitlyn Coryell knallte die Tür zu und schleuderte den Schlüsselbund quer durchs Zimmer.
Das ist einfach toll.
Jetzt führte sie schon Selbstgespräche. Wieder etwas, wofür Richard sie kritisieren würde. »›Was glaubst du eigentlich, wer du bist?‹ Ja, das hätte ich zu ihm sagen sollen.« Cate schüttelte den Kopf. »Oder was anderes.
Irgendwas.
« Stattdessen hatte sie sich von ihm wie ein kleines Kind zur Tür hinausschieben lassen. Als wäre nichts passiert.
Steifbeinig marschierte sie den Flur hinunter zum Schlafzimmer, kickte ihre Sandalen weg und ließ ihre Tüten und Pakete aufs Bett fallen. Dann ging sie ins Wohnzimmer zurück, sank aufs Sofa, zog die Knie an, schlang die Arme darum und legte den Kopf darauf.
Nach einer Weile richtete sie sich auf. »Ich bin ein so jämmerliches Etwas.«
Vielleicht hat Richard recht
. Hatte er das nicht immer? Vielleicht war es wirklich ihre Schuld. Wenn sie nur nicht so …
»Nicht so
was
?«, murmelte sie. Geistesabwesend drehte sie den Diamantring an ihrer linken Hand. »Nicht so
ich
wäre.« Sie seufzte tief. »Nicht so ängstlich.« Zu ängstlich und schwach, um die einfachste Entscheidung zu treffen.
Ich höre mich an wie ein weinerliches kleines Mädchen.
Sie nahm das Telefon von der Station und wählte.
Es klingelte. Dreimal.
Nimm ab.
Jesse müsste doch jetzt auf seinem Zimmer sein. Es war ungefähr Mitternacht in Barcelona. Sie brauchte ihn. Sie hatte zu allen drei älteren Brüdern ein gutes Verhältnis, aber Jesse stand ihr am nächsten. Er war nicht nur ihr Bruder, er war ihr bester Freund.
Es gab keinen Grund für ihn, noch unterwegs zu sein. Sie hatten heute früh das Büro kontaktiert. Die Mission war ein Erfolg gewesen, die Geiseln befanden sich in Sicherheit. Das
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