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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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Park eröffnen, wo man sein Auto keine zehn Sekunden abstellen kann, ohne dass der Abschleppdienst kommt und sich ins Fäustchen lacht...
    »Henry.«
    »Was?«
    »Da ist wieder das kleine Mädchen.«
    »Welches kleine Mädchen?«
    »Das wir schon vorhin gesehen haben.« Ingrid bleibt stehen. Ich sehe zu der Stelle, auf die sie zeigt. Das Mädchen steht im Eingang eines Blumenladens. Sie hat etwas Dunkles an, daher erkenne ich nur ihr weißes Gesicht und die bloßen Füße. Sie ist vielleicht sieben oder acht, jedenfalls zu jung, um mitten in der Nacht allein unterwegs zu sein. Ingrid geht zu dem Mädchen hinüber, das sie gelassen beobachtet.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt Ingrid das Mädchen. »Hast du dich verlaufen?«
    Das Mädchen sieht mich an und sagt: »Ich hatte mich verlaufen, aber jetzt weiß ich, wo ich bin. Vielen Dank«, fügt sie höflich hinzu.
    »Willst du nach Hause? Wir könnten dich mitnehmen, falls wir je unser Auto wiederfinden.« Ingrid beugt sich zu dem Mädchen heran, ihre Gesichter sind keinen halben Meter voneinander entfernt. Das Mädchen trägt eine Männerwindjacke, die ihm bis an die Knöchel reicht.
    »Nein, vielen Dank. Ich wohne sowieso zu weit weg.« Das Mädchen hat lange schwarze Haare und erstaunlich dunkle Augen, im gelben Licht des Blumenladens erinnert sie an ein viktorianisches Streichholzmädchen oder an De Quinceys Ann.
    »Wo ist deine Mutter?«, fragt Ingrid.
    »Zu Hause«, erwidert das Mädchen, lächelt mich an und fügt hinzu: »Sie weiß nicht, dass ich hier bin.«
    »Bist du ausgerissen?«, frage ich sie.
    »Nein«, sagt sie und lacht. »Ich habe meinen Daddy gesucht, aber ich bin wohl noch zu früh dran. Ich werde später wiederkommen.« Sie zwängt sich an Ingrid vorbei und tappt zu mir herüber, packt mich an der Jacke und zieht mich zu sich. »Das Auto ist da drüben«, flüstert sie. Ich blicke über die Straße, und ja, da steht Ingrids roter Porsche. »Danke...«, setze ich an, und das Mädchen gibt mir blitzschnell einen Kuss, der neben meinem Ohr landet, und schon rennt es den Gehsteig entlang, seine Füße klatschen auf dem Asphalt, und ich sehe ihm hinterher. Ingrid schweigt, als wir ins Auto einsteigen. Schließlich sage ich: »Das war komisch«, worauf sie seufzend entgegnet: »Henry, für einen klugen Mann kannst du manchmal ziemlich beschränkt sein.« Ohne ein weiteres Wort setzt sie mich vor meiner Wohnung ab.
Sonntag, 29. Juli 1979 (Henry ist 42)
     
    Henry: Irgendwann in der Vergangenheit. Ich sitze mit Alba am Lighthouse Beach. Sie ist zehn, ich bin zweiundvierzig. Wir reisen beide durch die Zeit. Es ist ein warmer Abend, vielleicht Juli oder August. Ich trage eine Jeans und ein weißes T-Shirt, gestohlen aus einer schicken Villa im Norden von Evanston. Alba trägt ein rosa Nachthemd, entwendet von der Wäscheleine einer alten Dame. Weil es ihr zu lang ist, haben wir oberhalb der Knie einen Knoten gemacht. Schon den ganzen Nachmittag bedenken uns die Leute mit sonderbaren Blicken. Vermutlich sehen wir nicht wie ein normaler Vater und eine normale Tochter am Strand aus - obwohl wir unser Bestes getan haben: Wir sind geschwommen, haben eine Sandburg gebaut und haben uns bei dem Verkäufer auf dem Parkplatz Hot Dogs und Pommes gekauft. Da wir weder eine Decke noch Handtücher haben, sind wir irgendwie sandig und feucht und angenehm müde, sitzen da und beobachten, wie kleine Kinder in den Wellen auf und ab rennen und große Hunde ausgelassen mit ihnen herumtoben. In unserem Rücken geht die Sonne unter, und wir starren aufs Wasser.
    »Erzähl mir eine Geschichte«, sagt Alba, die an mir klebt wie ein Berg kalter Nudeln.
    Ich lege meinen Arm um sie. »Was denn für eine Geschichte?«
    »Eine schöne. Eine Geschichte von dir und Mama, als sie noch klein war.«
    »Hmm. Gut. Es war einmal...«
    »Wann war das?«
    »Alle Zeiten auf einmal. Vor langer Zeit und in diesem Augenblick.«
    »Beides zusammen?«
    »Ja, immer beides zusammen.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Willst du jetzt die Geschichte hören oder nicht?«
    »Doch, natürlich...«
    »Also dann. Es war einmal deine Mama, die lebte in einem großen Haus an einer Wiese, und auf der Wiese war eine Stelle, die nannten alle Lichtung, und dorthin ging sie immer zum Spielen. Eines schönen Tages, als deine Mama - sie war noch ein kleines Ding und ihre Haare waren länger als sie selber - wieder einmal zur Lichtung ging, traf sie dort einen Mann...«
    »Ohne Kleider!«
    »Nicht ein Fitzel trug er am

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