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Die Frau im gepunkteten Kleid

Die Frau im gepunkteten Kleid

Titel: Die Frau im gepunkteten Kleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beryl Bainbridge
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begonnen; er fläzte sich auf seinem Sitz und sah zu, wie Rose der Frau das Haar glatt strich und dabei einen Blutstropfen an ihrer Wange freilegte, entweder ihr eigenes Blut oder das des Mannes, den sie vorher erstochen hatte. Er war weder neugierig noch voreingenommen, schließlich stand er selbst kurz davor, die schlimmste
aller Sünden zu begehen. Rose stellte jetzt das Kind mit dem Hund zur Rede und löste die Leine vom Pfosten, dann ging sie zum Campingbus zurück. Das Tier lief nicht davon, setzte sich nur hin.
    Die Frau winkte und formte mit dem Mund ein Dankeschön, während sie die Stufen zum Haus ihres Bruders hinaufstieg, aber er wusste, sie sah nur Rose, er war unsichtbar geworden, für alle verschwunden. Als er das Ende der Straße erreicht hatte, sah er im Seitenspiegel, wie die Frau, jetzt wieder auf dem Gehsteig, in die entgegengesetzte Richtung eilte.
    »Auf Mussolini hat auch eine Frau geschossen«, verkündete Rose, wie immer in ihren Fantasien gefangen, »allerdings hat sie ihn nicht getötet.«
    Ihr Rückflugticket lag in seiner Brieftasche. Er musste es ihr unbedingt geben, bevor sie im Hotel ankamen. Sie durfte nicht dabei sein, wenn er Wheeler gegenübertrat … Er musste allein sein, wenn der Mann, der sein Leben zerstört hatte, ihm das Gesicht zuwandte und seine kalten Augen erkennend aufblitzten …
    Er sagte, er brauche etwas zu trinken, und fuhr, bis er zu einem Schild mit einer Bierreklame kam. Als sie an der Theke saßen und er ihr Bild im Spiegel sah, die Augen verquollen, der Mund verkniffen, sagte er: »Entschuldige, dass ich so gereizt bin. Ich bin wahrscheinlich müde.«
    »Es ist normal«, antwortete sie, »wenn Leute mit unterschiedlicher Vorgeschichte sich nicht ohne
Weiteres vertragen. Wir sind eben von den Menschen, die uns erzogen haben, geformt worden.«
    Es verstörte ihn, dass sie manchmal mit einer intelligenten Bemerkung daherkam, und er ärgerte sich, als sie – wie immer – diese Bemerkung sofort zunichtemachte. Wenn sie zum Beispiel Eichhörnchen wären, sagte sie, die allerersten Eichhörnchen ohne Eltern, dann wäre es reine Glückssache und keine Frage der Erbanlage, wenn sie wüssten, wie man Nüsse sucht. »Wenn wir nicht unseren Mütter zuschauen könnten, wie sie unter einer Kiefer scharren, woher sollten wir dann wissen, was wir tun müssen?«, fragte sie völlig absurd.
    Er bestellte einen großen Gin und konzentrierte sich auf die Frage, wie er sie loswurde, wenn es so weit war. Da Wheeler der einzige Grund für ihr Zusammensein war, würde sie sicher Rabatz machen, wenn er sie daran hinderte, ihn ins Hotel Ambassador zu begleiten. Schlimmer noch, wenn sie einen ihrer hellsichtigen Momente hatte, durchkreuzte sie womöglich seine Pläne. In zwei Tagen waren sie in Los Angeles. Wenn sie sich bis dahin angewohnt hatte, allein irgendwohin zu gehen, würde es bestimmt leichter werden.
    »Ich habe dich wohl recht an der kurzen Leine gehalten, was? Ich habe dich ein bisschen zu viel kontrolliert.«
    »Ein bisschen, ja.«
    »Hör zu«, sagte er, »nicht weit von hier gibt es ein ganz interessantes Museum. Wenn du willst, kannst du dort hingehen, allein.«

    Bei dem Wort Museum runzelte sie die Stirn, bis er ihr erklärte, das sei kein gewöhnliches Museum, es gebe dort eine große Abteilung über das Leben von Schriftstellern und Malern.
    »Welchen Schriftstellern?«, fragte sie.
    »Robert Louis Stevenson, Upton Sinclair, John Steinbeck, Raymond Chandler …«
    »Steinbeck«, rief sie, »den mag ich … ich habe Tortilla Flat gelesen. Was hat dieser Chandler geschrieben?«
    »Kriminalromane«, sagte er. »Er fing an zu schreiben, als er wegen der Sauferei seinen Posten als Direktor einer Ölgesellschaft verlor.«
    »Wer schreibt, muss trinken. Dann kommen die Worte.« Sie setzte an zu einer Geschichte über eine Bekannte, die immer Whisky getrunken hatte, bevor sie ihre Kurzgeschichten schrieb, aber da es nie zu einer Veröffentlichung kam, hatte sie sich darauf verlegt, Hunderte von Bibliotheksbüchern zu stehlen und sie an Antiquariate zu verkaufen. Das war sehr einträglich gewesen und hatte ihr ein gutes Leben verschafft.
    »Wahrscheinlich ist sie im Knast gelandet«, vermutete er.
    »Nein, in einem Herrenhaus in Somerset.«
    Nach einem zweiten Gin begleitete er sie um den Block und beschrieb ihr den Weg zum Museum. Sie brauche sich nicht zu beeilen, da er einige Anrufe zu erledigen habe. Er sei in etwa einer Stunde wieder in der Bar.

    »Prima«,

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