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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Vielleicht war er ihr Freund, aber ich hoffte
inständig, daß er wirklich nur ein Freund war. Vielleicht ein schwuler Freund …
    Ich
verschanzte mich hinter meinem Buch wie ein Privatdetektiv, tat so, als ob ich
lesen würde, blätterte dann und wann eine Seite um, stopfte mir ein Stück
Croissant in den Mund und beäugte die beiden mißtrauisch.
    Leider
konnte ich nichts von dem verstehen, was sie redeten, weil direkt neben mir
zwei Freundinnen saßen, die sich mit durchdringenden Stimmen angeregt über
irgendwelche blöden Schuhe unterhielten. Dann über ihre Typen. Dann darüber,
daß die eine in den Ferien auf die Malediven fliegen wollte.
    Ich weiß
nicht, wie lange ich so da saß, wahrscheinlich war es nicht mal eine
Viertelstunde, aber es kam mir vor wie eine grauenvolle Ewigkeit. Schließlich
beugte sich mein Rivale zu seiner Tasche herunter und kramte etwas hervor.
Fotos! Urlaubsfotos?
    Meine
Schöne stieß kleine Schreie des Entzückens aus, während sie die Aufnahmen
betrachtete. Verräterin! Und doch – welch anbetungswürdige Verräterin! Als sie
die Fotos zurückgab und ihr Typ für einen Moment abtauchte, um sie wieder in
seiner Tasche zu verstauen, schenkte sie mir wieder diesen mutwilligen Blick
und ein wahrhaft bezauberndes Lächeln. Das Buch in meiner Hand zitterte. Dieses
stumme Spiel machte mich krank. Mir waren die Hände gebunden. Ich verharrte in
der Zeit wie ein Somnambuler im Mondschein. Und. damit sind wir fürs erste
wieder am Anfang meiner kleinen Geschichte.
    Nein – nicht
ganz.
    Ich sah sie
also nur an, rührte in meinem Café Crème und flehte die himmlischen Mächte an,
daß etwas passieren sollte.
    Und dann
passierte tatsächlich etwas.
    Die Frau
meines Lebens stand auf und ging zu den Toiletten.
    Als sie
zurückkam, zwinkerte sie mir kurz zu und ließ mit einer überraschenden Bewegung
ein Kärtchen auf die Tischplatte fallen. Darauf standen – mit blauer Tinte
hastig hingekritzelt – ein Name und eine Telefonnummer. Sonst nichts. Mein Herz
machte einen freudigen kleinen Hüpfer. Und so begannen die aufregendsten
vierundzwanzig Stunden meines Lebens.

2
    Ich
blickte ihr nach, wie sie in ihrem schwarzen Kleid an ihren Tisch
zurückschlenderte, als ob nichts gewesen wäre. Der Duft eines schweren und doch
feinen Parfums streifte mich. Ich starrte auf ihren kleinen Hintern, den sie so
nachlässig vor meinen Augen schwenkte, und konnte mein Glück kaum fassen.
Natürlich nicht nur wegen des entzückenden Hinterns. Aber auch.
    Ich meine,
wie oft passiert so etwas? Wie oft geschieht im Leben eines Mannes ein Wunder?
Irgend jemand da oben hatte tatsächlich mein Flehen erhört, und ich überlegte
für einen kurzen Moment, ob ich mich im Zeitalter Dan Browns und der Entmystifizierung
höherer Wesen nicht doch wieder einreihen sollte in die Schar der Gläubigen.
    Sie hieß
Isabelle. Es gibt keinen schöneren Namen. Antoine und Isabelle. Isabelle. und
Antoine. Wie gut das zusammen paßte. Ich hatte ihre Telefonnummer, und die
Zukunft lag vor mir wie ein einziger endloser Frühlingstag.
    Langsam und
in der unmäßigen Hoffnung noch etwas zu finden, drehte ich die kostbare, kleine
weiße Karte um. Auf der Rückseite erwartete mich tatsächlich eine Botschaft.
    Rufen Sie mich in einer Stunde an. Ich würde Sie gern
wiedersehen.
    Ich konnte
mich gerade noch beherrschen, die kleine Karte nicht hochzureißen und an meine
Lippen zu drücken.
    Ja, ja!
Nichts lieber als das! Wahrscheinlich mußte sie ihren Snape erst mal abhängen.
    Dann las
ich das Postskriptum mit den drei kleinen Pünktchen.
    Sie haben Ihr Buch übrigens die ganze Zeit verkehrt
herum gehalten …
    Welch
entzückende Unverschämtheit! Das würde ich sie aufs Schönste büßen lassen!
    Am Tisch
gegenüber bezahlte der dunkle Hüne jetzt die Rechnung, nicht wissend, was
hinter seinem Rücken gelaufen war. Isabelle zog sich derweil in aller
Seelenruhe die Lippen nach. Dann stand sie auf, ließ sich in den Trenchcoat
helfen und griff nach ihrem roten Schirm. Ich weiß noch genau, daß mir die
Farbe auffiel.
    Daß dieser
rote Schirm noch eine wichtige, ja lebenswichtige Rolle für mich spielen würde,
ahnte ich natürlich nicht.
    Die schöne
Isabelle hakte sich scherzend bei ihrem stattlichen Begleiter ein und verließ
mit ihm das Café de Flore, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Und
wäre da nicht die kleine Karte in meiner Hand gewesen, ich hätte alles für
einen schönen Traum gehalten.
    Rufen Sie mich in einer

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