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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Kinder eher zu vermeiden.
Nicht daß ich ein Kinderhasser wäre, aber das ewige Geplapper und Gefrage kann
einem schon ziemlich auf die Nerven gehen, finde ich. Kinder sind von einer
beängstigenden Ausdauer in dem, was sie tun oder wollen. Meine Strategie in
Zügen, an Stränden, in Hausfluren oder auf öffentlichen Plätzen ist daher, den direkten
Blickkontakt zu vermeiden. Sonst wird man unweigerlich in endlose Gespräche
verwickelt, muß Fragen beantworten, Bälle zurück schießen oder helfen, das
fehlende Puzzle-Teil zu finden. Mit anderen Worten – mit der Ruhe ist es
vorbei.
    »So eines
hättest du auch gern, was?« Ich nickte.
    »Wirklich
ein tolles Boot.«
    »Willst du
mitkommen? Ich laß es jetzt fahren.« Die Kleine ließ nicht locker.
    Ich sah auf
die Uhr. Zwölf Minuten vor drei!
    »Würde ich
gern, aber ich kann nicht. Ich muß jetzt gleich einen ganz wichtigen Anruf
machen, weißt du?«
    Sie hüpfte
vor mir auf und ab. »Mein Papa macht auch immer ganz wichtige Anrufe.«
    »Sandrine …
Sandrine! Was machst du denn da? Laß den Herrn in Frieden und komm!« Eine junge
Mutter mit Kinderwagen war auf dem Weg stehen geblieben und sah entschuldigend
zu uns herüber.
    »Ist schon
okay«, rief ich zurück. Seltsamerweise hatte ich unsere kleine Konversation
genossen.
    »Ich komme, maman! « Sandrine hüpfte los, drehte
sich noch einmal kurz um und winkte mir zu. »Wiedersehn, Antoine!«
    Ich hob die
Hand zum Gruß und blickte der kleinen Familie versonnen nach. Eigentlich waren
Kinder ganz süß. Ich stellte mir gerade vor, wie Isabelles und mein Kind wohl
aussehen würde, als ein leises Platschen an mein Ohr drang.
    Ich sah auf
die Bank, dorthin, wo meine kleine Karte friedlich lag, und meine Augen
weiteten sich vor Entsetzen. Ein verdammter Vogel hatte mitten auf die Karte
geschissen!
    »So eine Scheiße! « fluchte ich, und mir fiel
nicht einmal auf, wie äußerst zutreffend meine Worte diesmal waren.
    Obwohl ich
so gut wie nie Schnupfen habe, gehöre ich glücklicherweise zu den Männern, die
immer ein Stofftaschentuch dabei haben. Für den Notfall. Dies war ein Notfall!
    Ich riß das
Taschentuch hervor, kniete mich vor die Bank und versuchte, die Vogelscheiße zu
entfernen. Ekelhaft. Ich wischte und rieb, und als der Dreck ab war, fehlte
leider auch die letzte Ziffer von Isabelles Telefonnummer. Fassungslos starrte
ich auf die blaßblaue Tintenhieroglyphe, die bis zur Unkenntlichkeit
verschmiert war.
    »Nein!«
schrie ich und schlug mit der Faust auf die Bank. »Nein, nein, nein!« Es war
fünf Minuten vor drei. Perfektes Timing.
    Ich hätte
mich ohrfeigen können. Erst hatte ich es nicht geschafft, die Frau meines
Lebens rechtzeitig an zusprechen. Das
war schon unverzeihlich genug. Dann hatte ich unverdienterweise ihre
Telefonnummer bekommen und so schlecht
darauf aufgepaßt, daß ein Vogel darauf scheißen konnte. Im Film hätte ich das sicherlich irrsinnig komisch
gefunden. Ein echter Schenkelklopfer! Ich lachte verzweifelt auf. Gab es einen
größeren Idioten auf diesem Erdenrund als mich? Einen größeren Pechvogel? Vor
wenigen Sekunden noch war ich Antoine im Glück. Jetzt war ich Antoine kurz vor
dem Durchdrehen.
    Ich setzte
mich auf die Bank und versuchte mich zu beruhigen. Die geschlossene Anstalt war
keine Lösung, das wurde mir schnell klar. Trotzig starrte ich auf die
Telefonnummer, die allmählich vor meinen Augen verschwamm.
    So schnell
würde ich nicht aufgeben. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, bis es
schmerzte. Ich dachte nach. Eigentlich war es ganz einfach. Etwas mühsam zwar,
aber nicht hoffnungslos. Dann mußte ich eben zehn Anrufe machen statt einen.
Jedes Mal mit einer anderen Endziffer.
    Irgendwann
würde ich Isabelle erreichen, ich würde ihr alles erklären. Zugegeben, ein
schlechter Start, aber Hauptsache ein gutes Ende. Es war drei Uhr. Ich nahm
mein Handy und fing an, die ersten Ziffern einzugeben, als ich bemerkte, daß
sie mir keine Handynummer gegeben hatte. Das war eine Pariser Festnetznummer,
ganz klar. Verdammter Mist! Vielleicht konnte sie nur um drei Uhr in Ruhe
telefonieren? Wieviel Zeit blieb mir noch? Und was war, wenn ihr blöder Snape
ans Telefon ging? Ich wollte sie auf keinen Fall in Schwierigkeiten bringen.
Ich mußte diskret sein. Das war ich ihr schuldig.
    Fieberhaft
überlegte ich, was ich sagen konnte, wenn sie nicht direkt am Telefon war. Dann
kam mir eine geniale Idee. Ich würde einfach sagen, daß das Buch, das sie
bestellt hätte, jetzt da

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