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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Stunde an. Ich schaute auf meine Uhr.
Es war kurz vor zwei, meine Mittagspause eigentlich fast schon vorbei, aber was
machte das schon. Eine Stunde trennte mich noch von meinem Glück. Dachte ich.
    Ich
verlangte die Rechnung, gab dem erstaunten Kellner ein viel zu hohes Trinkgeld,
ließ mein Buch auf dem Tisch liegen und trat hinaus in die Aprilsonne.
    Die Luft
war klar, das Leben war schön und Paris die beste aller Städte, um verliebt zu
sein. Ich zündete mir eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und entließ eine
kleine weiße Wolke in den Himmel.
    Ist es
nicht erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit man Jedes noch so blöde Klischee
akzeptiert, wenn man glücklich ist?

3
    Wer
je verliebt war und zum Warten verdammt, weiß, wie lang eine Stunde sein kann.
Ich war viel zu aufgeregt, um in die Buchhandlung zurückzugehen, und beschloß
zur Seine hinunterzulaufen. Nein wirklich, Julies prüfenden Blick hätte ich
jetzt nicht ertragen können. Ich wollte allein sein mit meinen Gedanken. Als
ich die Straße überquerte, lief ich fast vor ein Taxi. Bremsen kreischten.
    »He, Idiot!
Hast du keine Augen im Kopf?« schrie der entnervte Taxifahrer aus dem
heruntergekurbelten Fenster. »Willst du jetzt schon sterben, hä, willst du
das?!«
    Ich hob
beschwichtigend die Hand und ging weiter. Nein, sterben wollte ich auf keinen
Fall. Nicht heute. Aber Paris war an dieser Stelle definitiv zu voll und zu
laut für einen Verliebten.
    Ich schlug
den Weg zum Pont des Arts ein. Noch eine Dreiviertelstunde! Genug Zeit, um in
die Tuilerien zu flüchten. Unter den alten Kastanienbäumen, die schon
angefangen hatten zu blühen und ihren süßen Duft zu verbreiten würde ich mir
einen schönen ruhigen Platz auf einer Bank suchen, um Isabelle vom Handy aus
anzurufen.
    Der Pont
des Arts hing wie eine Hängebrücke über der Seine. Ein paar Schwarze hatten
ihre Prada- und Louis-Vuitton-Imitate auf grauen Decken ausgebreitet, eine
junge Frau zeigte ihrem kleinen Sohn den Eiffelturm, der in der Ferne aufragte,
und auf der anderen Seite machte ein Student ein Foto von seiner Freundin, die
vor der Kulisse von Pont Neuf und Ile de la Cité am Geländer lehnte.
    Ich
betrachte alles mit großem Wohlwollen. Mit beschwingtem Schritt verließ ich die
Brücke, überquerte die Straße – diesmal ohne mich überfahren zu lassen – und
wandte mich nach links. Immer wieder tastete ich nach dem Kärtchen in meiner
Hosentasche. Und immer wieder durchfuhr mich dieses wahnsinnige Glücksgefühl.
Bald hatte ich den Louvre und die Glaspyramide hinter mir gelassen. Ich war
unterwegs zu meiner schönen Sphinx, die mir erst ihr Lächeln geschenkt hatte
und mir bald hoffentlich auch ihr Herz schenken würde.
    Die kleinen
Steinchen unter meinen Schuhen knirschten. Ich war in den Tuilerien angekommen,
suchte mir eine leere Bank unter einer Kastanie und sah den Kindern zu, die auf
dem nahe gelegenen Teich kleine Boote fahren ließen. Ein paar Spaziergänger
schlenderten langsam durch den Park. Es roch nach Kastanienblüten und nach
frisch gemachten Crêpes.
    Inzwischen
war es zwanzig vor drei. Ich holte die kleine Karte aus der Hosentasche und
strich zärtlich über den Schriftzug. Isabelle …
In wenigen Minuten würde ich sie anrufen. Wir würden uns verabreden. Ich würde
sie zum Abendessen einladen. In ein kleines intimes Restaurant. St. Germain war
voll davon. Wir würden uns gegenüber sitzen und miteinander reden, als ob wir
uns schon immer gekannt hätten. Und irgendwann würde ich ihre Hand nehmen. Ich
würde ihr die blonden Haare aus der Stirn streichen und dann … Ich legte das
Kärtchen neben mich auf die Bank, schloß die Augen und sah ihr schönes ovales
Gesicht vor mir, die hohen Wangenknochen, die goldfunkelnden braunen Augen, den
spöttischen roten Mund, der sich ein wenig öffnete …
    Etwas
zupfte mich am Ärmel, und das Bild zerfloß. Ich öffnete erstaunt die Augen. Vor
mir stand ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen, das mich neugierig
betrachtete.
    »Was ist
mit dir?« fragte sie. »Tut dir was weh? Oder schläfst du?«
    Ich mußte
lachen. »Nein, nein, mir tut nichts weh. Ich schlafe auch nicht. Ich träume
nur.«
    »War es ein
schöner Traum?«
    »Oh, ja.
Sehr, sehr schön.«
    »Du siehst
nett aus. Wie heißt du?«
    »Antoine.
Und wie heißt du?«
    »Sandrine.«
Sie legte den Kopf schief, »Willst du mal mein neues Boot sehen?« Stolz hielt
sie mir ein kleines Segelboot entgegen.
    Ihr
Zutrauen rührte mich. Normalerweise versuche ich

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