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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Eine etwas jüngere Frau mit blauer Baskenmütze und einer schmalen Lederhandtasche. Ein Teenager, der eine Art Zucken im Gesicht hatte und sich die ganze Zeit in der Leiste kratzte, ohne die Hände aus der Tasche zu nehmen.
    Niemand Auffälliges, das musste er zugeben, keiner von ihnen. Als der Bus kam, stiegen alle außer einer der alten Frauen ein. Er ließ die anderen vor, bezahlte mit ungeübten Fingern und konnte sich auf einen Platz auf der hintersten Bank drängen.
    Um niemanden im Rücken zu haben, wie er sich selbst sagte. Tausend Dinge gingen ihm durch den Kopf, und er konnte das Gefühl nicht loswerden, irgendwie in Gefahr zu sein.
    Er schaute durch das schmutzige Fenster hinaus. Sie passierten gerade das Richterstadion mit dem pompösen Glockenturm. Und dann bemerkte er, dass er innerlich wieder diese Melodie summte.
    The Rise and Fall of Flingel Bunt. Irgendwas war damit. Irgendetwas Besonderes, eine Erinnerung, die im Brunnen des Vergessens trieb, die unter der dunklen Oberfläche verborgen und für ihn unerreichbar war.

    Erst als er aus dem Bus gestiegen war und auf die Fabrik zuging, fiel es ihm plötzlich ein. Und im gleichen Augenblick begriff er, dass es klüger wäre, in nächster Zeit die Ahnungen und Warnungen nicht so leichtfertig in den Wind zu schlagen.
    Doch weiter reichten Ryszard Maliks Fantasie und Einfühlungsvermögen nicht. Aber wie sein Sohn später feststellen sollte – wahrscheinlich war es umso besser, je weniger er wusste und ahnte.
    Und auch wie es mit Melisande de la Croix’ eventueller Trächtigkeit und mit Frau de Wiijs’ vierzigstem Geburtstag ausgehen würde, war nicht mehr wichtig. Dies waren Fragen, die sich für Ryszard Malik schnell in der dunklen Nichtigkeit der Zukunft verlieren würden.
    6
    Obwohl bereits anderthalb Jahre vergangen waren, seit Ilse Malik ihre Stellung im Kongers Palatz aufgegeben hatte, war es ihr bisher nicht gelungen, ein weitläufigeres Sozialleben zu entwickeln. Sie spielte einmal in der Woche mit einer alten Freundin Tennis – am Dienstagnachmittag. Sie besuchte ihre Schwester in Linzhuisen – wenn deren Ehemann auf Geschäftsreisen war, was mindestens einmal im Monat vorkam. Sie war Mitglied im Verein »Rettet den Regenwald«, und jedes Frühjahr und jeden Herbst begann sie irgendwelche Kurse, die sie bereits nach der ersten Stunde wieder aufgab.
    Mehr war da nicht – abgesehen natürlich von dem Theaterabonnement, das das Hotelpersonal hatte und das sie weiterhin nutzte, obwohl sie eigentlich nicht mehr dazu berechtigt war, wenn man es genau nahm.
    Doch das tat man nicht, und an diesem Freitag (man ging immer freitags in der Woche nach der Premiere) war es Zeit für Nora oder Ein Puppenheim . Sie wusste nicht mehr, wie oft sie das Stück schon gesehen hatte, aber es war eines ihrer
absoluten Lieblingsstücke, und es hätte schon einiges geschehen müssen, um sie an dem Besuch zu hindern.
    Vielleicht würde sie auch noch anschließend mit Bernadette ein Glas Wein trinken. Bernadette war eine frühere Arbeitskollegin, mit der sie immer noch engeren Kontakt hatte.
    Aus dem einen Glas wurden zwei, und als Ilse Malik wenige Minuten vor halb zwölf ein Taxi bestieg, fühlte sie sich ungewöhnlich zufrieden mit dem Abend und ihrem Dasein im Großen und Ganzen.
    Eine Viertelstunde später bremste das Taxi vor der Malikschen Villa in der Leufwens Allee, Ilse bezahlte und rundete großzügig auf angenehme fünfzehn Gulden auf. Dann stieg sie aus dem Wagen.
    Das Haus lag dunkel und ohne jedes Licht da, was sie etwas verwunderte. Malik ging selten vor zwölf Uhr ins Bett, vor allem nicht an einem Freitagabend, wenn das Haus ihm allein gehörte. Nicht einmal im Arbeitszimmer brannte eine Lampe, aber es bestand natürlich die Möglichkeit, dass er im Dunkeln im Fernsehzimmer saß, das zum Garten hinausging. Dass er jedoch das Licht im Flur ausgemacht hatte, obwohl er wusste, dass sie noch nach Hause kommen würde, war zweifellos sehr dumm. Sie nahm sich vor, ihn daran zu erinnern, während sie in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln suchte. Normalerweise schloss er auch die Haustür nicht ab, wenn sie weg war, aber irgendetwas sagte ihr, dass er das heute Abend getan hatte.
    Jedenfalls hatte sie das geglaubt, wie sie sagte. Später. Hinterher. Als sie versuchte, den Abend zu rekonstruieren, und als alles nur Chaos und ein schwarzes Loch war.
    Sie schob den Schlüssel ins Schloss. Drehte ihn herum und stellte etwas verwundert fest, dass doch

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