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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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erwähnt. Das erste, was sie im Sinn hatte, als sie zu Hause ankam, war ein kleines Päckchen mit Chemikalien. Mir gegenüber behauptete sie, es sei ein Andenken. Das mochte ja noch einleuchten, aber die Tatsache, daß sie das erklären zu müssen glaubte, leuchtete mir nicht ein. Schließlich waren wir in ihrem eigenen Haus. Sie hätte dort alles ohne Begründung an sich nehmen können. Die ganze Fahrt über hatte sie geschwiegen, und nun lieferte sie auf einmal ungefragt Erklärungen.«
    »Das ist wahr«, sagte Catherine. »Wen hat während der ganzen Reise kaum gesprochen.«
    »Nach dem Kampf im Dorf hätte sie das Grab besuchen können, aber auch da hat sie es nicht getan. Es schien ihr nicht länger wichtig zu sein. Da hörte ich zufällig, wie ein örtlicher Polizist einen der Banditen wegen seines Mandarin anherrschte. Das war sonderbar. Aber noch bevor ich dem nachgehen konnte, lenkte Dienststellenleiter Hongs Bitte um die Erklärung eines Sprichworts mich ab.«
    »Das chinesische Sprichwort, wonach Gerechtigkeit schließlich das Übel besiegt«, erläuterte Catherine.
    »Genau. Deshalb habe ich erst nachdem wir auf dem Flughafen die Ansagen in Mandarin und im Fujian-Dialekt hörten bemerkt, was ich übersehen hatte. Die Fliegenden Äxte sind eine in Fujian ansässige Triade. Wie kam es also, daß ein verwundeter Gangster Mandarin sprach? Ich konnte dem damals nicht weiter nachgehen, weil meine Hauptaufgabe darin bestand, Wen und Sie heil nach Shanghai zurückzubringen.«
    »Das war die richtige Entscheidung, Oberinspektor Chen.« Li nickte bestätigend.
    »Sobald ich in Shanghai war, setzte ich mich mit dem Alten Jäger in Verbindung, der inzwischen Informationen über Gu zusammengetragen hatte. Außerdem sprach ich mit Meiling und erfuhr, daß der Parkplatz, gemäß ihren Nachforschungen, legalerweise dem Club zugesprochen werden konnte. Danach suchte ich Gu auf. Zunächst wollte er nicht mit der Sprache herausrücken. Erst als ich meine Trümpfe auf den Tisch legte, wurde er kooperativ.«
    Catherine sah verstohlen zu Li hinüber und fragte sich, ob Chen das wohl mit seinem Boß abgesprochen hatte.
    »Ja, Sie mußten schließlich die Pforte zum Berg öffnen«, sagte Li.
    »Laut Gu war die Leiche im Bund-Park ein Verbindungsmann der Fliegenden Äxte namens Ai. Dieser Ai kam nach Shanghai, um Wen zu suchen. Er machte einen förmlichen Besuch beim Ältesten Bruder der Blauen, der sich dagegen verwahrte, durch eine großangelegte Suchaktion schlafende Hunde in der Stadt zu wecken. Solange Wen nicht der Polizei in die Hände fiel, sah der Älteste Bruder keine Gefahr für Jia Xinzhi. Also blieb Ai nichts anderes übrig, als ihn über den ursprünglichen Plan der Fliegenden Äxte zu informieren, daß nämlich Wen ihren Mann vergiften sollte, sobald sie wieder mit ihm zusammen war. Die Triade aus Fujian hielt es für das beste, sich einer stinkenden Ratte wie Feng auf diese Weise zu entledigen. Aber der Grüne Bambus bekam Wind davon. Diese Triade wiederum brauchte Feng lebend; sie wollten Jia aus dem Weg schaffen. Also töteten sie Ai.«
    »Woher wußte Gu das alles?« fragte Yu.
    »Der Älteste Bruder der Blauen war erzürnt darüber, daß Ai ohne seine Zustimmung diese Machtkämpfe aus Fujian nach Shanghai getragen hatte. Aber schlimmer noch war, daß der Grüne Bambus Ais Leiche in den Bund-Park legte. Auf diese Weise erfuhr Gu vom Ältesten Bruder nicht nur über den Grünen Bambus, sondern auch über die Fliegenden Äxte. Sobald ich diese Informationen von Gu bekommen hatte, beschloß ich, nach Suzhou zu fahren. Wen war entschlossen, Feng zu töten, wenn sie schon zu ihm in die Staaten mußte. Ich bezweifelte, ob ich sie davon würde abbringen können. Wenn jemand das konnte, dann Liu. Er war auch sofort bereit, mich zu begleiten. Das war heute bei Tagesanbruch.«
    »Sie haben richtig entschieden, Oberinspektor Chen«, sagte Li im Ton offizieller Billigung. »Wie eines unserer alten Sprichwörter sagt: ›Ein General, der an der Grenze kämpft, kann nicht ständig auf den Kaiser hören.‹«
    In dem Moment klingelte im Besprechungsraum ein Telefon. Qian holte verschämt sein Handy hervor. Den Apparat mit der Hand abschirmend, sagte er hastig: »Ich rufe später zurück.«
    »Ein hellgrünes Handy, die Farbe von Bambus. Eine echte Rarität«, sagte Chen mit Nachdruck. »Bisher ist mir nur ein einziges Mal eines in dieser Farbe aufgefallen – und zwar auf dem Huating-Markt.«
    »Das ist ein Zufall.« Qian

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