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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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mit Blättern in der Tasse.«
    »Selbstverständlich.« Die Bedienung brachte ihnen eine Thermosflasche aus Edelstahl mit zwei Schalen, dazu ein Tütchen Teeblätter.
    Als sie zu einem der Tische gingen, warf Chen einen Blick hinüber in den Wartebereich. Er sah seine Kollegen hinter einer Glastüre sitzen und auf Wen und Liu aufpassen. In unmittelbarer Umgebung waren einige Zivilbeamte postiert. Die Sicherheit hier am Flughafen fiel nicht in seine Zuständigkeit.
    Er merkte, wie die Anspannung nachließ, als er sich schließlich an den Tisch setzte. Vorhin im Besprechungsraum hatte er Wen überzeugen und den Kollegen seine Entscheidungen plausibel machen müssen. Parteisekretär Lis Reaktion war nicht vorauszusehen gewesen, zumal die Innere Sicherheit involviert war. Zu seiner Erleichterung hatte Li positiv reagiert, aber in Gegenwart von Inspektor Rohn hatte sich der Parteisekretär kaum anders verhalten können, das wußte Chen.
    Dennoch fühlte er jetzt, wo er hier mit ihr saß, nicht die Erleichterung des Detektivs in einem Kriminalroman, der seinen Fall erfolgreich abgeschlossen hat. Er hatte seine Arbeit getan – »hervorragende Arbeit«, wie Parteisekretär Li sich auszudrücken geruhte –, aber war das auch so hervorragend für Wen? Ihr Leben in China ging zu Ende, ein Kapitel, das mit einem tragischen Höhepunkt abschloß. Und das Leben, das in den Vereinigten Staaten vor ihr lag, ließ kaum Erfreuliches erwarten.
    Welche Rolle hatte er in alldem gespielt? Natürlich konnte er die üblichen Entschuldigungen für sich vorbringen, daß die Dinge »in acht oder neun von zehn Fällen schieflaufen in dieser Welt«, daß alles letztlich »eine Folge von fehlgeleitetem yin oder yang ist«. Aber es ließ sich trotzdem nicht leugnen, daß er dazu beigetragen hatte, eine hilflose Frau der Willkür eines Gauners zu überantworten, der ihr Leben bereits ruiniert hatte.
    Und was konnte er schon gegen die Triaden ausrichten? Ein entscheidender Schlag gegen eine internationale Organisation wie den Grünen Bambus würde, um mit Parteisekretär Li zu sprechen, nur nach sorgfältiger Abwägung aller politischen Folgen erwogen werden. Die Leiche im Bund-Park war identifiziert worden, aber was nun? Gus Informationen über Einfluß und Machenschaften der Triaden würden sich leicht vom Tisch wischen lassen. Li hatte gesagt, sie müßten den erfolgreichen Abschluß des Falls feiern, »alles hat ein gutes Ende gefunden«, wie er es ausdrückte. Die Botschaft war klar: Es würde keine weiteren Ermittlungen zu den Bandenaktivitäten geben. Und Chen hatte nicht die Macht, sich dagegen aufzulehnen.
    Auch über seine verbleibenden Aufgaben brauchte er sich keine Illusionen zu machen.
    Was nicht getan werden dufte, war, Fragen bezüglich der Korruption der Polizei in Fujian oder gar der Herkunft von Qians Handy zu stellen. Was getan werden mußte, aber nicht erwähnt werden durfte, war die Zuteilung der Parklizenz für den Karaoke-Club. Und dann gab es noch Dinge, an die man nicht einmal denken durfte, etwa die Verwicklung höherer Stellen in diesen Fall.
    Außerdem war fraglich, ob sich die Innere Sicherheit nach Abschluß der Ermittlungen zurückziehen würde.
    Inspektor Rohn verteilte sorgsam die grünen Teeblätter in die weißen Porzellanschalen – Brise für Brise wie ein chinesischer Teekenner –, so als konzentrierte sie sich auf etwas viel Wichtigeres als auf die Fragen, die sie zu stellen gedachte.
    Wie damals, als sie am Tag ihrer Ankunft neben ihm im Wagen gesessen hatte, so wußte er auch jetzt im Cafe der Abflughalle nicht, was sie gerade dachte.
    Sie nahm die Thermosflasche und schüttete in einem weiten Bogen Wasser in seine Schale, dann in die ihre.
    »Ich mag die chinesische Art, Tee zu trinken. Man kann den zarten grünen Blättern zusehen, wie sie sich allmählich in der weißen Schale entfalten.«
    Er seinerseits sah zu, wie sie an ihrer Schale nippte. Für Augenblicke verwandelte sie sich in eine andere Frau, eine, die ihm einmal in einem Pekinger Teehaus gegenübergesessen hatte. Auch sie war blaß gewesen, und die hereinfallenden Sonnenstrahlen hatten die dunklen Ränder unter ihren Augen enthüllt, ein grünes Teeblatt auf ihren weißen Zähnen.
    Die Zartheit des Teeblatts zwischen ihren Lippen. /Alles ist möglich, aber nicht verzeihlich …
    »Li benimmt sich heute gar nicht wie ein Parteisekretär«, sagte sie und begegnete seinem Blick. »Es sieht ihm nicht ähnlich, seinen handverlesenen Nachfolger zu

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