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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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Fünf-Elemente-Theorie, ein Glücksort für Sie«, warf Catherine ein. »Kein Wunder, daß Sie dort gute Inspirationen haben, Oberinspektor Chen.«
    »Das müssen Sie mir erklären«, sagte Li.
    Li wußte offenbar nicht annähernd soviel über das Leben seines Oberinspektors wie sie, obwohl der Parteisekretär ihn zu seinem Nachfolger ausersehen hatte.
    »Nur ein Scherz meines Vaters, Parteisekretär Li«, warf Chen dazwischen. »An diesem Abend fiel mir noch etwas anderes ein. Inspektor Rohn hatte mich nach den beiden Gedichtzeilen auf meinem Fächer gefragt. Sie stammen von Daifu. Meine Gedanken wanderten zu dem rätselhaften Tod dieses Dichters, dann wieder zurück zu der Leiche im Park. Das brachte mich auf die These, daß die Leiche als Ablenkungsmanöver dort hingelegt worden sein könnte, was ich auch im Falle von Daifu vermutet hatte.«
    »Davon haben Sie mir aber nichts mitgeteilt, Oberinspektor Chen«, sagte sie.
    »Nun, diese Erkenntnis stellte sich erst ein, als ich spät abends nach Hause kam. Ich suchte das Gedicht heraus, um noch einmal alle Möglichkeiten durchzugehen, die ich vor der Niederschrift erwogen hatte. Unerwartet bot sich am nächsten Tag im Moscow Suburb die Gelegenheit, einige Zeilen daraus zu zitieren«, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. »Es ist keineswegs mein Lieblingsgedicht, Inspektor Rohn, aber es hat mich auf unseren Besuch des Huating-Markts poetisch eingestimmt.«
    Parteisekretär Li blickte erst Chen, dann Catherine an und brach dann seinerseits in ein breites Lächeln aus. »So geht unser Oberinspektor bei seinen Ermittlungen vor – intuitiv und in überraschenden Sprüngen.«
    »Was die Ereignisse auf dem Markt betrifft, so kann ich sie nicht besser beschreiben, denn als eine Verknüpfung unerwarteter Zufälle. Ich war zufällig mit Inspektor Rohn dort, dazu kamen Daifus Zeilen, ein hellgrünes Handy, der Regen, die Spuren von Goldamsels nassen Füßen, Su Dongpos Zeilen. Auf einmal fiel mir die Gedichtanthologie ein, die Wen in ihrem Haus zurückgelassen hatte. Wenn auch nur ein Glied in dieser Kette gefehlt hätte, dann säßen wir jetzt nicht hier.«
    Sie fragte sich, ob seine Kollegen dieser rätselhaften Erklärung hatten folgen können. Sie war schließlich dabeigewesen, verstand aber auch nicht alles. Das hellgrüne Handy zum Beispiel. Das hatte er nie zuvor erwähnt.
    Yu mußte sich sichtlich zurückhalten, um nicht mit Fragen herauszuplatzen, Qian dagegen verhielt sich die ganze Zeit respektvoll zurückhaltend. Li seinerseits schien bestrebt, die Diskussion mit seinen politischen Platitüden zu bereichern.
    »Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, Oberinspektor Chen«, betonte er, auch wenn er vermutlich nach wie vor im dunklen tappte.
    »Ohne die Unterstützung von Inspektor Rohn und die wertvolle Mitarbeit von Hauptwachtmeister Yu wäre ich nicht weitergekommen«, sagte Chen aufrichtig. »In dem Gespräch mit Zheng hat Hauptwachtmeister Yu zum Beispiel auf einer Präzisierung der Formulierung ›Sie hat sich’s anders überlegt‹ bestanden. Was sollte das heißen – ›Sie hat sich’s anders überlegte? Diese Frage hatte ich im Hinterkopf, als ich am folgenden Tag selbst mit Wen sprach.«
    »Sie haben viele Fragen für sich behalten, Oberinspektor Chen«, kommentierte Catherine.
    »Ich war mir nicht sicher, ob sie zu etwas führen würden, Inspektor Rohn. Nach unserem Besuch bei Wen fragten Sie mich, warum ich darauf bestanden hätte, mit Wen und Liu zu sprechen, anstatt gleich die örtliche Polizei einzuschalten.
    Erstens hatte Wen schon genug durchgemacht. Ich wollte sie nicht unnötig unter Druck setzen. Aber es gab noch einen anderen Grund. Ich versprach mir von dem Gespräch mit den beiden Antworten auf einige meiner Fragen.«
    »Und, haben Sie die bekommen?«
    »Nicht von Liu, von ihm erfuhr ich nur, daß Wen ihm nichts erzählt hatte. Dann sprachen Inspektor Rohn und ich mit Wen. Was sie uns über ihr Leben in Fujian erzählte, entsprach der Wahrheit, aber sie hat kein einziges Wort darüber verloren, daß die Triade an sie herangetreten war. Auch hat sie mir keine schlüssige Antwort auf meine Frage nach der Verzögerung ihres Paßantrags gegeben. Was mir jedoch am verdächtigsten vorkam, war ihr Wunsch, nach Fujian zurückzukehren.«
    »Was war daran so verdächtig?« fragte Li. »Eine Mutter, die ein letztes Mal das Grab ihres Sohnes besuchen will.«
    »Hat sie das Grab denn besucht, als wir dort waren? Nein. Sie hat es nicht einmal

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