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Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: August Bebel
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schlüssigen Darstellungen, die Fr. Engels im Anschluß an Morgan in seiner ausgezeichneten Schrift gibt, wird eine Fülle von Licht über eine Menge unverständlicher, zum Teil widersinnig erscheinender Vorgänge im Leben der Völkerschaften höherer und niederer Kulturentwicklung verbreitet. Erst jetzt erhalten wir einen Einblick in den Aufbau, den die menschliche Gesellschaft im Laufe der Zeiten genommen hat. Hiernach ergibt sich, daß unsere bisherigen Auffassungen über Ehe, Familie und Staat auf vollständig falschen Anschauungen beruhten, so daß diese sich als ein Phantasiegemälde darstellen, dem jede Grundlage für die Wirklichkeit fehlte.
     
    Was aber von Ehe, Familie und Staat nachgewiesen ist, gilt insbesondere auch für die Rolle der Frau, die in den verschiedenen Entwicklungsperioden eine Stellung eingenommen hat, die ebenfalls sehr wesentlich von derjenigen abweicht, die man ihr als "ewig so dagewesen" zuschreibt.
     
    Morgan, dem sich Engels anschließt, teilt die bisherige Geschichte der Menschheit in drei Hauptepochen: Wildheit, Barbarei, Zivilisation. Jede der beiden ersten Epochen teilt er wieder in eine Unter-, Mittel- und Oberstufe ein, weil eine von der anderen sich durch bestimmte, auf die Gewinnung der Lebens- und Unterhaltsmittel gerichtete grundlegende Verbesserungen unterscheidet. Morgan sieht ganz im Sinne der materialistischen Geschichtsauffassung, wie sie Karl Marx und Friedrich Engels begründeten, in den Umwandlungen, welche in gewissen Epochen die Lebensgestaltung der Völker durch den Fortschritt im Produktionsprozeß, also in der Gewinnung des Lebensunterhaltes erfuhr, das Hauptmerkmal der Kulturentwicklung. So bildet die Periode der Wildheit in ihrer Unterstufe die Kindheit des Menschengeschlechtes, in der dieses, zum Teil auf Bäumen lebend, hauptsächlich von Früchten und Wurzeln sich nährt, in der aber auch die artikulierte Sprache beginnt. Die Mittelstufe der Wildheit beginnt mit der Verwertung von kleineren Tieren (Fischen, Krebsen usw.) zur Nahrung und mit dem Gebrauch des Feuers. Es entsteht die Waffenfabrikation, zunächst Keule und Speer aus Holz und Stein, und damit beginnt die Jagd und wohl auch der Krieg mit benachbarten Horden um die Nahrungsquellen, um Wohn- und Jagdgebiete. Auf dieser Stufe erscheint auch die Menschenfresserei, die noch heute bei einzelnen Stämmen und Völkern Afrikas, Australiens und Polynesiens vorhanden ist. Die Oberstufe der Wildheit charakterisiert die Vervollkommnung der Waffen zu Bogen und Pfeil; es entsteht die Fingerweberei, das Flechten von Körben aus Bast oder Schilf und die Herstellung geschliffener Steinwerkzeuge. Damit wird die Bearbeitung des Holzes zur Herstellung für Boote und Hütten möglich. Die Lebensgestaltung ist also bereits eine vielseitigere geworden. Es ermöglichen die vorhandenen Werkzeuge und Hilfsmittel die Gewinnung reichlicherer Nahrung für den Unterhalt größerer Menschengesellschaften.
     
    Die Unterstufe der Barbarei läßt Morgan mit der Einführung der Töpferei ihren Anfang nehmen. Es beginnt die Zähmung und Züchtung von Tieren und damit die Fleisch- und Milchproduktion, die Gewinnung von Häuten, Hörnern, Haaren für die verschiedensten Gebrauchszwecke. Hand in Hand damit beginnt die Kultur von Pflanzen. Im Westen die des Mais, im Osten die fast aller bekannten Getreidearten, mit Ausnahme jener des Mais. Die Mittelstufe der Barbarei zeigt uns im Osten die immer ausgedehntere Zähmung von Haustieren, im Westen die Kultur von Nährpflanzen mittels künstlicher Bewässerung. Auch beginnt jetzt der Gebrauch von an der Sonne getrockneten Ziegeln und des Steins zu Gebäuden. Die Tierzähmung und Züchtung fördert die Herdenbildung und führt zum Hirtenleben. Weiter führt die Notwendigkeit größerer Nahrungsmengen für Menschen und Vieh zum Getreidebau. Das bedeutet größere Seßhaftigkeit, Vermehrung und Verschiedenartigkeit der Nahrungsmittel, und allmählich verschwindet die Menschenfresserei.
     
    Die Oberstufe der Barbarei nimmt ihren Anfang mit dem Schmelzen des Eisenerzes und der Erfindung der Buchstabenschrift. Es wird die eiserne Pflugschar erfunden, die intensiveren Ackerbau ermöglicht, es werden die eiserne Axt und der eiserne Spaten in Gebrauch genommen, welche die Ausrodung des Waldes erleichtern. Mit der Bearbeitung des Eisens beginnen eine Menge von Tätigkeiten, die dem Leben eine andere Gestaltung geben. Die Eisenwerkzeuge erleichtern den Haus-, den Schiff- und Wagenbau; mit der

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