Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
und drüben über die Stellung der Geschlechter tatsächlich vorhanden waren.
Erscheint es nach Homer als eine Nebensache, daß Orest auch die eigene Mutter tötete, so ist diese Auffassung eine unverständliche. Der Mord der Mutter konnte auch vom Standpunkt des Vaterrechtes keine Nebensache sein. Orest, indem er die Mutter tötete, strafte er in ihr die Anstifterin des Gatten- und Vatermordes und rächte die Ehre des beleidigten Ehemannes. Offenbar erschien es Homer nicht geraten, in jener gärenden Periode den Muttermord zu rechtfertigen. So wird er in seiner Darstellung eine "Nebensache".
Die beiden Auffassungen, die Homersche und die Äschylos-Hesiodsche nebeneinander gestellt, kann für einen objektiven Kritiker gar kein Zweifel bestehen, daß allein die letztere der wirklichen Sachlage entsprach.
Hierbei möchte ich noch darauf hinweisen, daß in der Ilias und in der Odyssee die Frau und Mutter ganz verschieden bewertet wird. Wo in der Ilias von der Frau und Mutter die Rede ist oder man zu ihr spricht, sind Hochachtung und Liebe die Attribute. Anders in der Odyssee. Die Art, wie zum Beispiel Telemach mit seiner Mutter Penelope umgeht, ist einfach brutal. Und die Art, wie die Freier Telemach auffordern, die Mutter wegzuschicken und ihr zu befehlen, den zum Manne zu nehmen, den ihr der Vater wählt, stellt die schlimmste Mißachtung dar, die einer Frau und Mutter entgegengebracht werden kann.
Nach diesem Geiste zu schließen, scheint die Odyssee aus einem späteren Zeitalter zu stammen, in dem die Geringschätzung der Frau schon große Fortschritte gemacht hatte.
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