Die freien Amazonen - 3
wollt, dass ich eine Trockenstadt betrete?«, fragte Gilda scharf.
»Das tue ich nicht.«
»Dann bleibt hier, Amazone. Ich kenne den Weg. Und Euch brauche ich nichts zu beweisen.« Teresas Stimme klang weder feindlich noch freundlich; sie stellte lediglich eine Tatsache fest.
In Gildas Blick lag Anerkennung. »Ich werde mit Euch bis an den Rand der Stadt ziehen. Dort will ich warten. Amazonen werden in den Trockenstädten nicht freundlich empfangen.«
»Gut. Sattelt die Pferde. Heute Nacht liefern die Monde gutes Licht.
Ich will Lady Alana von unserem Entschluss benachrichtigen.« Teresa ging, um die sonstigen Reisevorbereitungen zu treffen.
Die Pferde trugen nur leichte Lasten, denn nach Punjar war es nicht weit, und wenig Gepäck bedeutete mehr Sicherheit.
Sie sahen nichts, was sie hätte beunruhigen können, aber als sie sich Punjar näherten, war ihnen allen ängstlich zu Mute, und sie ritten schweigend dahin. In der zweiten Nacht erhob sich die Stadt vor ihnen, und Gilda wählte einen Lagerplatz auf Fels, der durch den Sand zu Tage trat. Sie teilte Dörrfleisch und Brot aus; Feuer durften sie so nahe an der Stadt nicht machen.
»Und was hast du jetzt vor?«, fragte Marissa ihre Schwester in einem Ton, der andeutete, dass sie nur ihren Launen nachgab.
Teresa antwortete leise: »Ich will dir zeigen, warum ich mein Leben aufs Spiel setzen muss. Hier, zieh das an.« Sie drückte Marissa ein Kleiderbündel in die Hände.
Marissa schüttelte die Sachen aus und wunderte sich über eine vergoldete Kette, die an zwei breiten Armbändern befestigt war.
»Was ist das?«
»Das Symbol einer unterworfenen Frau. Ohne die Kette würdest du in Punjar nicht lange am Leben bleiben. Lege sie so an.« Teresa zeigte es ihr mit einem identischen Stück. »Wir werden in die Stadt schlüpfen, solange es noch dunkel ist, und uns später unter die Frauen am Brunnen mischen. Sie wechseln dauernd, deshalb bleiben zwei neue Gesichter in der Menge sicher unbemerkt. Und dann werde ich dir deine Frage nach dem Warum beantworten.«
Gilda kehrte von den Pferden zurück und betrachtete die Ketten mit unverhüllter Abscheu. »Ihr solltet jetzt gehen. Es wird bald hell werden.«
Teresa nickte, gab aber noch einen letzten Befehl. »Wenn wir bei Mondaufgang nicht wieder da sind, kehrt in Eure Heimat zurück …
und Gott sei mit Euch.«
Punjar war eine ausgedehnte Stadt, die früher einmal von festen Steinmauern umschlossen gewesen war, aber durch das schnelle Wachstum war man gezwungen gewesen, außerhalb der Tore zu bauen. Hier schlichen sich die beiden Frauen an. Sie glitten vorsichtig durch die Schatten und hielten ihre Ketten fest, damit die klirrenden Glieder sie nicht verrieten. Bis sie sicher innerhalb des Ringes von Häusern waren, signalisierte Teresa Schweigen. Dann wies sie auf mehrere große Steingutkrüge vor einem Haus.
»Wasserkrüge … unser Ausweis innerhalb der Stadtmauern.«
Teresa nahm sich einen und ging weiter, den Krug geschickt auf der Hüfte balancierend. Marissa machte es ihrem Zwilling nach, aber es war eine klägliche Imitation.
»Teri, wenn du nun erkannt wirst?«
»Dafür habe ich vorgesorgt.« Teri zog einen dünnen Schleier über die untere Hälfte ihres Gesichts und wickelte ihn sich um den Hals.
»Viele Frauen gehen verschleiert.«
Jetzt entdeckte Teresa mehrere Frauen und beschleunigte den Schritt, um sich ihnen anzuschließen, als sie das Stadttor passierten.
Die Wachen warfen ihnen lüsterne Blicke zu, blieben aber unbeweglich auf ihren Posten stehen.
Teresa rückte dicht an ihre Schwester heran und forderte sie mit hartem Flüstern auf: »Beobachte genau, welche Rolle den Frauen in den Trockenstädten zufällt.«
Marissa folgte ihr dichtauf durch die staubigen Straßen. Immer lauter wurde das metallische Klirren, wenn sich weitere Frauen dem Zug zu den Brunnen anschlossen. Marissas dunkle Augen beobachteten sie vorsichtig und wurden groß vor Staunen beim Anblick von zwei noch sehr jungen Mädchen, die, in Ketten wie ihre älteren Gefährtinnen, mit ihnen gingen.
»Die Mädchen da - das sind doch noch Kinder!«
»Zwölf … alt genug, um in Ketten gelegt und verheiratet zu werden«, zischte Teresa.
Sie stellten sich am Brunnen an, und Marissa zerrte nervös an den goldenen Armbändern. Die Dinger rieben ihre Handgelenke wund und vermittelten ihr ein Gefühl der Angst, obwohl sie wusste, dass sie nicht verschlossen waren und jederzeit entfernt werden konnten.
Sie spürte brennende
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