Die freien Amazonen - 3
ich noch gar nicht gedacht. Es war ein so plötzlicher Entschluss … , da habe ich nicht überlegt, was aus den geflohenen Frauen werden soll.« Beunruhigt sah Teresa zu Elys hinüber.
»Kann sie nicht zu ihrer Familie zurückkehren?«, fragte Marissa.
Das schien die nächstliegende Lösung zu sein.
»Ich habe keine.« Elys brachte es nicht fertig, den Blick vom Boden loszureißen. »Und wenn ich eine hätte, könnte ich nicht zurückkehren
… entehrt, wie ich bin. Ich wäre eine Schande für meine Familie.
Dann wäre es für mich besser, als Sklavin zu sterben.«
»Nein«, erklärte Teresa mit fester Stimme. Sie konnte Elys jetzt nicht im Stich lassen, nachdem sie einen Vorgeschmack der Freiheit gehabt hatte. »Es muss einen Ort geben, wohin du gehen kannst, wo deine Vergangenheit keine Rolle spielt … wo du die Möglichkeit hast, ein neues Leben anzufangen.«
Ein unbehagliches Schweigen folgte auf Teris Worte. Nur die Schritte der Amazone waren zu hören, die nach den Pferden gesehen hatte, jetzt zurückkam und sich hinsetzte. Elys betrachtete sie, und plötzlich erleuchtete ein Hoffnungsstrahl ihr Gesicht.
»Ich habe von den Freien Amazonen gehört, die ohne Ketten zwischen Männern umhergehen … , die sich ihr Brot selbst verdienen. Nehmt mich mit Euch zu den Amazonen!«
»Dich?« Gilda sah das Mädchen ungläubig an. »Du meinst, du könntest eine Entsagende werden? Bei der ersten Schwierigkeit würdest du deinen Eid brechen, indem du einen Mann um Hilfe bätest.«
»Nein!«, protestierte Elys scharf. »Habe ich hier die Hilfe eines Mannes erbeten? Sind es nicht diese Frauen gewesen, die mich aus der Sklaverei befreit haben? Ich habe keine Familie, zu der ich mich flüchten könnte. Ich habe mein Brot von Kindheit an als Magd verdient, und harte Arbeit ist mir nicht fremd. Wollt Ihr mich in die Sklaverei zurückschicken? Dann legt die Ketten selbst an!« Sie warf sie der Amazone vor die Füße. »Wollt Ihr, die Ihr die Freiheit so sehr schätzt, sie mir verweigern?«
Gilda lächelte anerkennend. Das war der Geist einer echten Amazone! »Ich werde dich ins Gildenhaus mitnehmen, aber du musst Unterricht erhalten und dann, wenn du es immer noch wünschst, einen Eid ablegen. Das darf man nicht leichtfertig und ohne volles Verständnis tun.«
Elys’ Blick unendlicher Erleichterung und Dankbarkeit trieb Marissa Tränen in die Augen. Teresa hatte Recht. Dies war das Risiko wert.
»Das ist es! Das ist die Lösung!« Teris Ausruf erschreckte die anderen, die sich der aufgeregten Terranerin zuwandten. »Versteht ihr nicht? Wir brauchten einen Ort, an den wir die Frauen schicken können … einen Ort, wo sie ein neues Leben anfangen können, wo die Vergangenheit keine Rolle spielt. Würden die Amazonen sie alle aufnehmen?«
»Die Amazonen nehmen jede Frau auf, die bereit ist, den Eid zu leisten.« Gilda dachte über den Vorschlag der Terranerin nach.
Bevor Teri etwas sagen konnte, fiel Elys ein: »Viele würden den Eid gern ablegen, wenn ihnen das die Möglichkeit zu ehrlicher Arbeit gibt. Ohne Hilfe bliebe ihnen keine andere Wahl, als sich von neuem zu verkaufen. Wenn die Amazonen uns die Chance bieten, werden wir mit Freuden arbeiten.« Elys strahlte, und ihre Augen funkelten.
Dabei hatte sie gemeint, nie mehr Freude empfinden zu können.
Marissa beobachtete die drei anderen, und sie sah den Traum wachsen und zwischen ihnen feste Form annehmen. Sie waren so verschieden voneinander - eine Terranerin, eine befreite Trockenstadt-Sklavin und eine Amazone -, doch der Traum band sie zusammen. Ein Traum von Freiheit, und sie hatte ihn Wirklichkeit werden sehen. Teri würde die Frauen aus der ihnen so schrecklichen Sklaverei befreien, und die Amazonen würden ihnen helfen, innerhalb der eng verbundenen Familie des Gildenhauses ein neues Leben aufzubauen. Das würde bestimmt ein langer, langsamer Prozess, aber vielleicht brachten die kommenden Jahre den Frauen der Trockenstädte wahre Freiheit, und es kam eine Zeit, da sie alle ihre Ketten für immer abwerfen würden.
Über Sherry Kramer und ›Das Banshee‹
Sherry Kramer ist ein hiesiger Darkover-Fan und benutzt einen Amazonen-Namen. Mit zwei Freundinnen, die das Gildenhaus von Valle d’Oro darstellen, hat sie ein Amazonen-Mitteilungsblatt herausgegeben. Sie lebt auf einer Ranch nördlich von Sacramento
»mit einer beunruhigend großen Zahl von Tieren - wir haben hier 110
Lebewesen, und nur zwei davon sind menschlich«. Sie zählt sie auf als »7
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