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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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zu strecken und hätte schon eine Kugel
dieser Scharfschützen im Kopf. Besser, wenn er es mit Würde selber macht.
    Er steckt den Lauf seiner
Beretta in den Mund.
    „Tun Sie das nicht, Karner!“,
schreit der Einsatzleiter. „Seien Sie vernünftig! Kommen Sie mit erhobenen Händen
aus dem Auto und wir werden Sie fair behandeln!“
    Fair behandeln! Der Karner
Alois muss lachen. Er weiß genau, was mit ihm geschehen würde. Er ist ja selbst
Polizeibeamter.
    „Karner, machen Sie keinen
Unsinn. Sie könnten in zehn Jahren wieder auf freiem Fuß sein. Sie haben noch
eine Zukunft.“
    Zukunft! Wieder muss er lachen.
Er weiß ja, dass der Kommandant verpflichtet dazu ist, diese Litanei hier von
sich zu geben. Er darf nicht zulassen, dass ein zu Verhaftender sich einfach
selbst das Leben nimmt. Und das mit den zehn Jahren? Sie würden doch weiter
bohren, und vielleicht kämen sie dann auch auf die Sache mit Konstanze. Könnte
ja sein. Und den kleinen Jungen, der vor vier Jahren im Rotensee gefunden
wurde, und der debilen Rothaarigen, die er vor einem Jahr auf der Autobahn
hingerichtet und im Wald eingescharrt hat. Ach was. Das werden hundert Jahre,
wenn er noch weiter denkt. Deshalb ist es besser so!
    Dann drückt er ab.
    Im selben Moment blitzt es
durch ihn hindurch. Laut ja, aber völlig schmerzlos, nur mit ungeheurer Wucht.
Die Polizisten vor ihm, der Wald, rotes Gesprenkel, aus!
    Der Kommandant zerschlägt mit angewidertem
Gesicht die Seitenscheibe und entriegelt von innen die Wagentür. Dem Alois hat
es den Kopf in die Nackenstütze hineingedrückt. Aus dem Mund fließt ein dünner
Faden Blut. Auf den Rücksitzen klebt das Gewebe seines Gehirns, das am
Hinterkopf ausgetreten ist.

38
     
    Miriam sitzt im Polizeiwagen,
in eine Decke gewickelt. Einer der Beamten hat ein erstes Protokoll von den
Ereignissen aus ihrer Sicht aufgenommen. Jetzt steht er draußen, um mit seinem
Kollegen eine Zigarette zu rauchen.
    Nun ist die ganze Sache also zu
Ende hier. Oder fast zumindest. Wenigstens ist sie nicht mehr in der Gewalt
eines Wahnsinnigen. Sie brauchte eine Viertelstunde, um aus ihrer stark
vertieften Trance wieder ganz heraus zu kommen. Jetzt sitzt sie da und wartet.
Auf was eigentlich? Warum bringt man sie nicht irgendwo anders hin? Sie wüsste
zwar selbst nicht wohin, doch hier, in dieser Forststraßenböschung, will sie
nicht bis in den Vormittag hinein stehen. Längst ist die Sonne aufgegangen, und
es sieht aus, als würde es ein schöner Tag.
    Dann hört sie diesen Knall!
    Sie fährt zusammen. Aber der
Schuss kommt von weiter weg. Haben sie jetzt den Karner Alois erschossen?
    Dann erfährt sie von einem der
Wachleute, die bei ihr geblieben sind, dass man über Funk gerade mitgeteilt
hat, der Karner habe sich eine Kugel durch den Kopf geschossen.
    Das war es also. Das Programm
ist beendet!
    Wer es abgestellt hat, ist
egal, aber diese Maschine läuft nicht mehr. Jetzt endlich kann sie ihre Gefühle
wieder ganz anschalten. Der Karner ist tot!
    Was hätte sie wohl getan, wenn
er es geschafft hätte, sein Folterwerkzeug in dieses Verließ zu bringen? Wenn
er sie tatsächlich gefoltert hätte? Sie weiß es nicht. Vielleicht wäre sie aus
ihrer Trance gefallen und hätte alle Qualen erleiden müssen, die er für sie
vorgesehen hatte. Vielleicht hätte sie es auch noch geschafft, ihn mit einer
psychologischen Finte auszutricksen. Aber sie wüsste beim besten Willen nicht,
mit welcher. Wahrscheinlich hätte sie ihren Fluch erneuert, vielleicht auch
hätte sie wenigstens verbal einen empfindlichen Nerv bei ihm treffen und ihn so
eventuell wenigstens dazu nötigen können, sie aus Zorn schneller zu töten.
Niemand weiß es.
    Tatsache ist, dass sie überlebt
hat und der Karner sich für sein Vergehen selbst richtete. Tatsache ist auch,
dass ihr Fluch aufgegangen ist. Das war das erste Mal, dass sie auf diese Weise
einen Fluch gegen einen Menschen ausgesprochen hat. Und sie hofft sehr, dass es
auch das letzte Mal sein wird.
    Eine Polizeifrau steigt ins
Auto, startet den Wagen.
    „Wir bringen Sie jetzt in ein
dirnitzer Gästehaus, wo Sie sich erst einmal ausschlafen können. Dann holen wir
Sie ab, zu einem Gespräch in der Wachstube, wo wir ein genaueres Protokoll
aufsetzen.“

39
     
    Boris geht es etwas besser,
nachdem er jetzt eine Woche in diesem Krankenhaus liegt. Man hat ihn von der Intensivstation
abgezogen und in ein normales Krankenzimmer gelegt. Hier liegt er mit zwei
älteren Herren, die kaum mit ihm reden. Doch

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