Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)
Gelände rund um den Keller abgesichert haben. Hier steht der Wagen
des Karner Alois. Der Wagenschlüssel steckt. Einer der Wachleute zieht den
Schlüssel ab und steckt ihn ein. Nun schleichen zwei Leute zum Keller. Durch
ein kleines Luftloch schaut der eine vorsichtig in den Keller hinein. Er gibt
dem Anderen ein Zeichen. Dieser nickt. Er versucht behutsam, die Tür zu öffnen,
doch sie ist verschlossen. Der andere kommt heran.
„Da ist definitiv nur die Frau
drinnen. Wir könnten die Tür leise aufbrechen.“
Gemeinsam rammen sie die Tür
und brechen in den Keller ein. Sofort befreien sie Miriam mit einem Bolzenschneider
von den Fesseln. Sie nehmen sie unter den Armen und an den Kniekehlen und
tragen sie so hinaus ins Freie. Der Kommandant bedeutet ihnen, dass sie sofort
leise mit Miriam abziehen sollen.
Dann schließen sie die
aufgebrochene Tür wieder und beziehen Stellung.
Der Karner Alois bereut seinen
Entschluss, das ganze Folterwerkzeug so sorgsam vergraben zu haben. Aber jetzt
hat er es bald hinter sich gebracht. Und was dann kommt, soll ihm egal sein.
Sein Leben hat er hiermit sowieso verpfuscht. Er fürchtet sich nur ein wenig
vor dem Gefängnis, weil er als Ex-Polizist die größten Probleme mit dem
Mithäftlingen haben wird. Aber er wird das schon mit der Zeit unter Kontrolle
kriegen.
Die zwei Ledertaschen sind
schwer. Er hat sogar seinen Spaten liegen lassen müssen, weil ihm die
Schlepperei zu mühsam geworden ist. Doch der Inhalt dieser zwei Taschen ist ihm
sehr viel wert. Er hat sich in mühsamer Arbeit Daumen- und Fußschrauben
zusammengezimmert, außerdem auch noch ein paar Geräte aus dem Internet,
SM-Werkzeuge, eher harmlos, aber teilweise auch schmerzhaft, auch ein Elektroschockgerät
hat er dabei.
Er wird ihr jetzt also den
Prozess machen und den Tod seines Bruder sühnen. Natürlich auch den Tod der
kleinen Else, aber vor allem den Tod Johanns. Er wird das Geständnis aus ihrem
Körper quetschen, aber er wird vorsichtig dabei sein müssen, damit sie nicht
gleich das Bewusstsein verliert oder gar stirbt. Er hat eine sehr genaue
Vorstellung vom Ablauf der einzelnen Stationen ihrer letzten Reise. Sie muss
sich zuerst einmal daran gewöhnen, damit sie nicht gar in einen Schockzustand
gerät. Er will die längst mögliche Dauer ihres restlichen Lebens mit der
größtmöglichen Menge an Schmerz und Demütigung ausfüllen. Dies bedarf einer
genauen Planung. Danach ist alles egal. Sollen Sie ihn verhaften. Sie würden
ihn ohnehin finden. Wo sollte er sich denn für die nächsten Jahre verstecken?
Aber jetzt ist es soweit, er biegt in den Waldweg ein, der hundert Meter weiter
zur Äse führt.
Doch irgendetwas ist da nicht
in Ordnung! Alois´ Schritte werden langsamer und leiser. Niemand zu sehen. Vorn
die Futterkrippen, sein Landrover. Vielleicht hat er sich auch nur getäuscht.
Vorsichtig geht er weiter. Er weiß nicht genau, was er da gefühlt hat, aber er
findet es jetzt vernünftiger, vorerst die schweren Taschen hier stehen zu
lassen und seine Pistole herauszuholen. Er entsichert die Waffe und geht
langsam weiter. Was war es nur, was er gespürt hat? Es ist nichts zu sehen.
Wieder geht er ein Stück weiter, kommt an seinem Wagen vorbei.
Jetzt weiß er, was ihn
irritiert hat. Er hörte schon von weitem das Schnalzen eines Rotschwänzchens
bei der Äse! Dieser Vogel macht ständig schnalzende, knackende Laute, wenn
Feinde in die Nähe seines Geleges kommen. Damit will er den Feind vom Nest
weglocken. Es könnte natürlich auch ein Marder gewesen sein, der den Vogel
erschreckt hat. Aber Marder gehen um diese Zeit gerade schlafen. Alois wird
sehr vorsichtig. Er öffnet ganz ruhig die Wagentür und schiebt sich hinein auf
den Fahrersitz. Dann durchfährt es ihn wie eine Gewehrkugel:
Der Wagenschlüssel ist weg!
Er durchsucht seine Jacken- und
Hosentaschen, schaut gehetzt im Wagen umher, dann beugt er sich mit dem Kopf
hinunter, um unter den Wagensitzen zu suchen. Als er wieder hochkommt, ist der
Wagen von Polizisten mit Schnellfeuergewehren umstellt. Sofort schließt er die
Türverriegelung.
„Kommen Sie heraus, Karner!“,
ruft der Kommandant über das Megafon. „Machen Sie es nicht noch schlimmer. Sie
sind umstellt. Sie wissen, dass Sie keine Chance mehr haben.“
Der Karner Alois schaut sich
um. Überall Kollegen mit Gewehren im Anschlag. Der Kommandant hat recht, es
gibt kein Entkommen mehr. Sich frei zu schießen wäre sinnlos. Er käme nicht
einmal dazu, den Pistolenlauf nach vorn
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