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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Helgoland und bringen sie hierher. Du hast doch sicherlich schon von dem legendären Cirk Hoogestraat gehört?“
    Inken schüttelte den Kopf.
    Garrelt schnaubte. „Aber ganz Ostfriesland spricht hinter vorgehaltener Hand von ihm! Selbst die verschärften Maßnahmen seit der Kontinentalsperre können ihn nicht schrecken. Man sagt, er habe sieben Leben, wie eine Katze.“
    Inken starrte Garrelt verständnislos an. Dieser fragwürdige Held war ihr gleichgültig, doch der Ditzumer Zöllner konnte für Garrelt den Tod bedeuten. „Seid ihr euch auch sicher, dass dieser Franzose vertrauenswürdig ist?“
    Garrelt nickte. „Von ihm stammen die Einfälle, Schiffsladungen mit Zucker unter Sandschichten zu verbergen und Tee in Särgen zu transportieren. Er ist ein Schlitzohr, das mit der Ebbe paktiert. „Warum nicht die Gezeiten nutzen“, hat er uns gefragt, und seitdem stranden vor Borkum viele Ditzumer Fischerboote. Hugues hat in ganz Ostfriesland ein Schmugglernetz aufgebaut. Wenn einer dir helfen kann, den französischen Kontrolleuren zu entwischen, dann er! Die einzige Möglichkeit, nach Großefehn zu kommen, ist mittels eines der flachgängigen Binnenschiffe, der Torfmuttjes , die auf den Kanälen fahren. Sie bringen Brenntorf nach Emden und von dort wieder Schlick als Dünger in die Moordörfer zurück. Hugues wird dich unbeschadet auf einen dieser Kähne bringen, glaub mir.“
    Garrelt erwärmte sich immer mehr für seine Idee. „Da schlagen wir den Franzosen mittels ihrer eigenen Landsleute ein Schnippchen. Fein.“ Er rieb sich die Hände und begann in alten Kisten nach passender Seemannskleidung zu wühlen.
    Inken hatte ihre Zweifel, was die Vertrauenswürdigkeiteines Franzosen betraf, doch sie begriff auch, dass sie das Risiko eingehen musste. Das Ditzumer Fischerboot war die einzige Möglichkeit, schnell und unerkannt von der Insel zu kommen.
    „Ha“, meinte Garrelt, der fündig geworden war, „hier haben wir doch schon was Geeignetes. Zieh das mal über.“ Für Inken waren die Hosen ungewohnt, aber Garrelt gefiel sie in der Seemannskluft. „Gut, das ist sehr gut. Kind, was bist du dünn und zart. Nicht mehr als eine Hand voll Seemann bleibt da übrig. Nun noch die Jacke und die Mütze überziehen. Stopf alle Haare darunter. Es ist aber auch ein Unglück, dass du auf dem Kopf so rot bist, nicht?“
    Es gelang Inken nur schwerlich, ihre widerspenstigen Locken unter der Mütze verschwinden zu lassen. Kaum war ihre Verkleidung komplett, als es auch schon an der Tür klopfte.
    „Garrelt, wir sind’s. Der Kahn liegt bereits auf dem Trocknen. Wir können mit dem Entladen beginnen.“
    Drei Männer standen draußen, deren Gesichter bei Inkens Anblick einen etwas verstörten Ausdruck annahmen, doch Garrelt klärte sie schnell auf. „Nur nicht in die Hosen machen, Jungs. Das ist bloß ein Schiffsjunge, der auf dem Ditzumer Kahn anheuern will, verstanden.“ Eindringlich blickte er jedem der Borkumer in die Augen. „Sonst schmuggeln wir nur rein, doch heute schmuggelt der Kahn auch was raus – mehr braucht ihr nicht zu wissen. Nun kein Wort mehr darüber, und auf geht’s an den Strand.“
    Garrelt schulterte Inkens Bündel und griff nach ihrer Hand.
    „Sind die Kontrolleure euch eigentlich noch nie auf die Schliche gekommen?“ Inken warf Garrelt einen zweifelnden Blick zu. Der Fischer schüttelte den Kopf. „Nein. Weißt du“ – er stieß Inken in die Seite – „in Nächten wie dieser bekommendie Männer eine Extraration Rum im Klabautermann . Okke, der Wirt, ist dann äußerst freigiebig.“
    „Für Okke zahlt sich die nächtliche Freigiebigkeit doch sicherlich aus“, mutmaßte Inken.
    „So ist es.“ Garrelt nickte. „Wer uns den Franzmann vom Leibe hält, mit dem teilen wir gerne!“
    Offensichtlich waren viele Insulaner am Schmuggel beteiligt, denn je näher sie dem Strand kamen, desto mehr dunkel gekleidete Gestalten konnte Inken ausmachen. Wie in einem gut einstudierten Theaterstück steuerten die Männer wortlos auf das gestrandete Fischerboot zu. Das Löschen erfolgte äußerst schnell und reibungslos. Mit großen Augen sah Inken zu, wie das Schmugglergut säckeweise von Hand zu Hand weitergereicht wurde, vom Watt zum Strand und von dort bis hinein in die Dünen. Am Ende der Schlange stand schon ein Pferdefuhrwerk bereit, um die Waren in ein Versteck zu bringen. Gesprochen wurde kaum, und obwohl alle gut eingespielt waren, bemerkte Inken doch die Erleichterung auf den Gesichtern der

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