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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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zwölf Meter an, und Caravan atmete erleichtert aus. Die
Oberfläche kam näher.
    Plötzlich schlang sich etwas um
seine Füße, und er schrie vor Schreck. Das Wesen zog ihn energisch zurück in
die Tiefe. Von etwas Unsichtbarem gepackt zu werden, erfüllte Caravan mit einem
urtümlichen Schrecken und brachte sein Herz zum Rasen. Mit wilden Schwimmzügen
versuchte er, zurück an die Oberfläche zu gelangen.
    Das Meerwesen ließ nicht los. Aber
die vergebliche Anstrengung bewirkte wenigstens, dass Caravan wieder klar zu
denken begann. Vielleicht war das Tier nur neugierig und wollte die
Untersuchung fortsetzen. Wie lange konnte er noch unter Wasser bleiben? Sollte
er Serail zur Hilfe rufen? Nein, die Zeit war inzwischen knapp geworden. Bald
würde ihm die Atemluft ausgehen, und wenn er nicht aus dieser Situation
herauskam, war es besser, dass sein Getrauter nichts über die Details erfuhr.
    Er krümmte sich zusammen und versuchte,
die Tentakel von seinen Knöcheln zu zerren. Das Tier war entschieden zäher als
es aussah. Caravan zögerte eine Sekunde, dann zog er das Tauchermesser aus dem
Halfter, biss die Zähne zusammen und schnitt mit einem Hieb das Gewicht von
seinen Füßen. Für einen Augenblick war er frei und versuchte erneut, nach oben
zu entkommen. Dann hatte das Wesen ihn eingeholt und legte sich wie ein
riesiges Tuch um seinen Körper.
    Er fühlte, wie seine Arme an den
Rücken gepresst wurden, und das Messer entglitt seiner Hand. Er versuchte zu
kämpfen, und das Wesen ließ ihm genug Bewegungsfreiheit, um ihn nicht zu
verletzen. Wild krümmte er sich in der Umklammerung und warf sich mit seinem
ganzen Gewicht gegen die Flügel, die ihn umfingen. – Merkwürdigerweise war er noch
immer überzeugt, dass das Tier keine feindlichen Absichten hatte, als es seinen
Atemschlauch durchstach, und Caravan sein Leben in silbernen Perlen davon treiben
sah.
     
    Serail saß an Bord des Fliegers und
wartete. Es gab keinen Grund zur Beunruhigung, sagte er sich. Zwar hätte
Caravan seit fünf Minuten wieder an Bord sein sollen, aber seine Reserveluft
war noch lange nicht aufgebraucht. Matrosin Catwalk war bisher ebenfalls nicht
zurückgekehrt. Wahrscheinlich hatte sein Getrauter etwas Besonderes entdeckt,
von dem er sich nicht losreißen konnte. Serail bemerkte Aktivität am
Hintereingang des Shuttles: Die fehlende Taucherin wurde gerade herein gezogen.
Caravan hätte sich inzwischen zumindest über Funk melden müssen. Doch sicher
nur ein harmloser Defekt im Transmitter schuld.
    Er wiederholte die Worte in seinem
Kopf (nur ein technischer Defekt, es ist nur ein technischer Defekt), bis er
die Stimme des Flugleiters hörte: „Tut mir leid, Serail, wir kriegen ihn nicht
angepeilt. Aber das ist kein Grund zur Beunruhigung. Es ist bestimmt nur ein technischer
Defekt.“
    „Was du nicht sagst.“ Serails
Stimme klang bitter.
    Die Leute im Flieger versuchten
nicht, ihn mit weiteren tröstenden Phrasen zu beruhigen. Der Refrain in seinem
Kopf hatte sich verändert, er hieß nun: ‚Ihm ist was passiert, ihm ist bestimmt
was passiert!’ Irgendwann murmelte er: „Das ist alles meine Schuld“, und
begann, in dem engen Raum hin und herzutigern.
    „Blödsinn!“, sagte der Flugleiter
so barsch, dass Serail tatsächlich zuhörte. „Wir wussten alle, dass die
Erkundung gefährlich ist, dein Getrauter auch.“
    Serail starrte ihn widerspenstig
an. „Ich habe ihn allein gelassen. Ich habe mich nicht an die Sicherheitsregeln
gehalten und unser Zweierteam getrennt. Als wir uns nicht wiederfanden, habe
ich ihn überredet, trotzdem unter Wasser zu bleiben.“
    „Himmel noch mal, es ist trotzdem
nicht deine Schuld.“
    „Bitte, Lincoln, lass mich einfach
in Ruhe.“ Er ging zu seinem Sitzplatz zurück und starrte reglos an die Wand. In
den letzten Monaten hatte er sich Caravan gegenüber völlig gefühllos benommen,
ihn vernachlässigt und kaum eine Nacht im eigenen Bett verbracht. Hatte er
nicht vorhin noch gedacht, dass es ihm egal war, ob einer der Matrosen
verunglückte? An seinen Getrauten hatte er dabei keinen Gedanken verschwendet.
Dass es nun Caravan getroffen hatte, kam ihm wie eine Strafe für seine
Gleichgültigkeit vor.
    Er bemerkte kaum, dass die
Maschine abhob. Der Flugleiter hatte entschieden, nicht länger zu warten,
sondern eine Suchaktion zu starten. Es dauerte nicht lange, bis sich andere
Shuttles der Fahndung anschlossen. Das Meer wurde Meter für Meter mit allen
denkbaren Sensoren durchleuchtet, bis weit in

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