Die fünfhundert Millionen der Begum
begleitenden Documente und sagte:
»Das ist merkwürdig!«
Dann stopfte er seine Pfeife und setzte sie in aller Muße in Brand. Octave hing an seinen Lippen.
»Glaubst Du, daß das Alles wahr ist, fragte er mit zitternder Stimme.
– Wahr?…. Natürlich. Dein Vater hat einen viel zu klaren Verstand und wissenschaftlichen Geist, als daß er sich durch eine derartige Täuschung fangen ließe. Uebrigens liegen ja die Beweise bei und die Sache ist im Grunde sehr einfach.«.
Nachdem die Pfeife richtig in Ordnung gebracht war, ging Marcel auf’s Neue an seine Arbeit. Octave stand mit schlotternden Armen dabei, unfähig, nur noch den Kaffee zu Stande zu bringen, viel weniger vermögend, einen logischen Gedanken zu erfassen. Er fühlte sich aber gedrängt zu sprechen, nur um sich zu überzeugen, daß er nicht träume.
»Aber…. wenn das wahr ist, so stellt das Alles auf den Kopf!… Weißt Du wohl, daß eine halbe Milliarde ein wahrhaft enormes Vermögen darstellt?«
Marcel erhob wie zur Bestätigung den Kopf.
»Enorm ist das richtige Wort. Es giebt vielleicht kein ähnliches in ganz Frankreich; man kennt nur wenig solche Vermögen in den Vereinigten Staaten und fünf oder sechs in England, fünfzehn oder zwanzig in der ganzen Welt.
– Und ein Titel noch obendrein! rief Octave, ein Baronets-Titel! Ich habe gewiß niemals darnach gestrebt, einen solchen zu besitzen, da sich dieser aber von selbst bietet, so muß man doch wohl zugestehen, daß er einen eleganteren Klang hat als der bloße Name Sarrasin.«
Marcel blies eine dicke Rauchwolke vor sich her, sagte aber kein Wort. Diese Wolken sagten ja deutlich genug: »Bah!…. Bah!«
»Ich hätte es, fuhr Octave fort, gewiß nie so gemacht wie viele Menschen, welche ihrem ehrlichen Namen ein Partikelchen anhängen oder sich ein papierenes Marquisat erkaufen! Doch einen echten authentischen Titel zu besitzen, der völlig regelrecht in die »Peerage« Großbritanniens und Irlands eingetragen ist, ohne daß darüber ein Zweifel oder Einspruch aufkommen kann, wie das sonst so häufig geschieht….«
Die Pfeife Marcel’s wiederholte immer ihr »Bah…. Bah!«
»Du magst nun dagegen sagen, was Du willst, mein Lieber, fuhr Octave mit Wärme fort, aber »das Blut ist doch etwas besonderes«, wie die Engländer sagen.«
Er hielt vor dem spöttischen Blicke Marcel’s ein wenig ein und kam wieder auf seine Millionen zurück.
»Erinnerst Du Dich, plauderte er weiter, daß Binôme, unser Mathematik-Professor, in seiner ersten Stunde jedes Unterrichtsjahres regelmäßig wiederkäute, daß eine halbe Milliarde eine größere Zahl ist, als daß der menschliche Geist sich von ihr eine einigermaßen richtige Vorstellung zu machen im Stande wäre, wenn man nicht die graphische Darstellung zu Hilfe nähme?…. Du weißt wohl noch, daß ein Mann, selbst wenn er jede Minute einen Franc verausgabte, mehr als tausend Jahre brauchte, um mit jener Summe fertig zu werden. O, wahrhaftig…. es ist doch ein eigenthümliches Gefühl, sich zu sagen, daß man der Erbe einer halben Milliarde Francs ist!
– Eine halbe Milliarde Francs, wiederholte Marcel mehr erregt durch das Wort als die Sache selbst. Weißt Du auch, was Ihr am besten damit anfangen könntet? Ihr solltet sie Frankreich schenken zur Bezahlung seiner Kriegsschulden! Das Vaterland brauchte nur zehnmal so viel!….
– Laß um Himmels willen meinem Vater gegenüber von einem solchen Gedanken nichts verlauten!…. rief Octave erschreckt. Er wäre im Stande, darauf einzugehen. Ich sehe schon kommen, daß er selbst über ein ähnliches Project nachdenken wird…. es mag noch hingehen, dem Staate das Capital zu verschreiben, aber die Rente davon müßten wir mindestens für uns behalten!
– Sieh da, Du bist ja, ohne davon eine Ahnung zu haben, ein geborner Capitalist! erwiderte Marcel. Dennoch sagt mir ein gewisses Etwas, mein armer Octave, daß es für Dich besser gewesen wäre – wenn nicht auch für Deinen Vater, der doch klaren Kopf und Sinn hat – daß diese ungeheure Erbschaft sich auf bescheidenere Dimensionen beschränkte. Ich sähe es weit lieber, Du hättest mit Deiner braven kleinen Schwester eine Rente von fünfundzwanzigtausend Pfund zu verzehren, als diesen Berg von Gold!« Er ging wieder an seine Arbeit.
Auch Octave war es unmöglich, ganz müßig zu bleiben, und er wanderte deshalb so hastig im Zimmer auf und ab, daß sein Freund endlich ungeduldig wurde..
»Du würdest besser thun, in die Luft zu gehen,
Weitere Kostenlose Bücher