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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sagte er, heute Abend bist Du doch für alles Andere untauglich.
    – Du hast recht!« antwortete Octave, der mit Freuden diese halbe Erlaubniß ergriff, jeder Art von Arbeit zu entschlüpfen.
    Schnell griff er nach dem Hute, eilte die Treppen hinab und befand sich auf der Straße. Nach kaum zehn Schritten machte er schon wieder unter einem Gascandelaber Halt, um den Brief seines Vaters noch einmal zu durchlesen. Er fühlte das Bedürfniß, sich zu überzeugen, daß er wirklich wach sei.
    »Eine halbe Milliarde!…. Eine halbe Milliarde…. wiederholte er sich immer. Das giebt mindestens fünfundzwanzig Millionen Rente…. Wenn mir mein Vater jährlich nur eine zum Unterhalte gewährt, nur eine halbe, nur eine viertel davon, so wäre ich ja glücklich. Mit Geld läßt sich gar viel anfangen! Gewiß würde ich es weise anwenden. Ich bin doch kein Dummkopf, nicht wahr?…. Man hat ja in der
Ecôle centrale
Aufnahme gefunden!…. Dazu besitze ich auch einen Titel!…. Ich werde ihm keine Schande machen!«
    Im Vorbeigehen sah er sich in den Spiegelscheiben eines Ladens.
     

    Eine halbe Milliarde! (S. 23.)
     
    »Ich werde ein Hôtel haben und Pferde!…. Marcel natürlich ganz wie ich. Von dem Augenblicke an, wo ich reich bin, ist es ganz dasselbe, als ob er es wäre. Das versteht sich von selbst!…. Eine halbe Milliarde!…. Baronet!…. Es ist drollig; jetzt, da es gekommen ist, scheint es mir, als hätte ich schon darauf gewartet. Eine innere Stimme sagte mir, daß ich nicht dazu auserlesen sei, ewig über Büchern zu brüten und Gleichungen zu enträthseln!…. Doch wie dem auch sei, es ist doch ein schöner Traum!«
     

    Jeanne war eben wieder erwacht. (S. 28.)
     
    Octave wanderte mit derlei Gedanken im Kopfe längs der Arkaden der Rivoli-Straße hin. Er kam nach den Elysäischen Feldern, bog um die Ecke der Rue Royale und gelangte nach dem Boulevard. Früher fiel sein Blick theilnahmslos auf die Schaufenster mit ihren glänzenden Ausstattungen, die er als unnütze Sachen betrachtete, welche ihn nichts angingen. Heute blieb er davor stehen und empfand mit freudiger Erregung, daß alle diese Schätze ihm gehörten, wenn er nur wollte.
    »Für mich, sagte er, drehen die Spinnerinnen Hollands ihre Spindeln, für mich erzeugt Elboeuf seine geschmeidigsten Gewebe, construiren die Uhrmacher die feinsten Chronometer, strahlt der Kronleuchter der Großen Oper sein Meer von Licht, klingen die Geigen und schreien sich die Sängerinnen heiser! Für mich züchtet man Vollblut in den Manegen und erstrahlt das Café Anglais in vollem Glanze!…. Sollte ich nicht auf Reisen gehen? Da könnte ich einmal eine Pagode kaufen, sowie die bronzenen und elfenbeinernen Idole über den Marktpreis bezahlen!…. Dann schaffte ich mir Elephanten an…. ginge auf die Tigerjagd!…. Und die herrlichen Gewehre!…. Das prächtige Boot!…. Ein Boot? Ei mein, aber eine schöne tüchtige Dampfyacht, die mich hinbringt, wohin ich will, und anhält und abfährt nach meinem Belieben. Halt, da ich eben beim Dampf bin, meiner Mutter werd’ ich doch Nachricht zugehen lassen müssen. Wenn ich nun nach Douai führe?…. Aber jetzt ist Unterrichtszeit…. o, das Colleg, man kann ja wohl einmal fehlen. Aber Marcel muß davon wissen. Ich werde ihm eine Depesche senden, er muß doch begreifen, daß es mich drängt, unter solchen Umständen meine Mutter und meine Schwester zu sehen.« Octave trat in ein Telegraphenbureau, meldete seinem Freunde, daß er abreise und in zwei Tagen zurückkehren werde. Dann sprang er in einen Fiaker und ließ sich nach dem Nordbahnhof fahren.
    Sobald er im Waggon saß, setzte er seine Träumereien fort.
    Um zwei Uhr Morgens läutete Octave geräuschvoll an der Thüre seines Vaterhauses – an der Nachtklingel – und setzte das friedliche Stadtviertel des Aubette in Aufregung.
    »Wer mag denn so krank sein? fragten sich die Gevattern von einem Fenster zum andern.
    – Der Doctor ist nicht in der Stadt! rief die alte Magd aus ihrer Luke in der obersten Etage herab.
    – Ich bin’s, Octave!…. Machen Sie schnell auf, Francine!« Nach längerem Warten gelang es Octave, in das Haus einzudringen. Seine Mutter und die Schwester Jeanne liefen eiligst in Nachtkleidern herbei, um die Ursache seines plötzlichen Besuches zu erfahren. Der mit lauter Stimme vorgelesene Brief des Doctors lieferte schnell den Schlüssel zu diesem Räthsel.
    Madame Sarrasin war einen Augenblick ganz außer sich. Mit Freudenthränen im Auge, umarmte sie

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