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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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gehen.
    »Geh,« sagte er zu sich selbst; »es ist noch nicht alles vorbei, und so große Eile du auch haben magst, so werde ich dich doch bald einholen.«Er suchte den König auf, der, mit Chicot an seiner Seite, in seinem Bett frühstückte.
    »Guten Morgen! guten Morgen!« sagte Heinrich zu Joyeuse, »es freut mich sehr, dich zu sehen, Anne, denn ich fürchtete, du würdest den ganzen Tag liegenbleiben, Träger. Wie geht es meinem Bruder?« – »Ich weiß es nicht, ich komme, um mit Euch von dem meinigen zu sprechen.«
    »Von welchem?« – »Von Henri.«
    »Will er immer noch Mönch werden?« – »Mehr als je.«
    »Er nimmt das Ordensgewand?« – »Ja, Sire.«
    »Er hat recht, mein Sohn.«– »Warum, Sire?«
    »Ja, man kommt auf diesem Weg schnell in den Himmel.«
    »Oh! Sire,« sagte Chicot zum König, »man kommt noch viel schneller dahin auf dem Weg, den dein Bruder nimmt.«
    »Sire, will mir Eure Majestät eine Frage erlauben?« – »Zwanzig, Joyeuse, ich langweile mich sehr in Chateau-Thierry, und deine Fragen werden mich ein wenig zerstreuen.«
    »Sire, Ihr kennt alle geistliche Orden des Königreichs?« – »Wie die Wappen, mein Lieber.«
    »Wie ist es mit den Hospitaliterinnen?« – »Das ist eine ganz kleine, sehr ausgezeichnete, sehr strenge Gemeinde, bestehend aus zwanzig Stiftsdamen von St. Joseph.«
    »Legt man bei ihnen das Gelübde ab?« – »Ja, durch Begünstigung und auf Fürsprache der Königin.«
    »Ist es eine Unbescheidenheit, wenn ich Euch nach der Stätte dieser Gemeinschaft frage?« – »Nein; sie ist in der Rue du Chevet-Saint-Landry in der Cité hinter dem Notre-Dame-Kloster.«
    »In Paris?« – »In Paris.«
    »Ich danke, Sire.« – »Doch warum, zum Teufel, fragst du danach? Sollte dein Bruder seinen Willenverändert haben und, statt sich zum Kapuziner zu machen, nunmehr Hospitaliterin werden wollen?« »Nein, Sire, ich würde ihn dann nach dem, was mir Eure Majestät zu sagen die Gnade hatte, nicht so verrückt finden, sondern ich habe den Verdacht, daß ihm von einem Mitglied dieser Gemeinde der Kopf verrückt worden ist, und ich möchte folglich diese eine entdecken und mit ihr sprechen.«
    »Bei Gott!« sagte der König, »ich habe dort vor bald sieben Jahren eine Superiorin gekannt, die sehr schön war.«
    »Nun! Sire, es ist vielleicht noch dieselbe.«
    »Ich weiß es nicht; auch ich, Joyeuse, bin seit jener Zeit gleichsam in den geistlichen Stand eingetreten.«
    »Sire,« sagte Joyeuse, »ich bitte Euch, gebt mir auf jeden Fall einen Brief an diese Superiorin und einen Urlaub auf zwei Tage.« – »Du verläßt mich!« rief der König, »du läßt mich ganz allein hier!«
    »Undankbarer,« sagte Chicot, die Achseln zuckend, »bin ich nicht da?« – »Meinen Brief, Sire, bitte!« sagte Joyeuse.
    Der König seufzte, schrieb aber trotzdem.
    »Doch du hast nur in Paris zu tun?« sagte Heinrich, indem er Joyeuse den Brief zustellte. – »Verzeiht, Sire, ich muß meinen Bruder geleiten oder wenigstens bewachen.«
    »Das ist richtig; geh also, und komm bald zurück.«
    Joyeuse ließ sich diese Erlaubnis nicht wiederholen; er bestellte schnell seine Pferde und ritt, als er sich versichert hatte, daß Henri schon fort war, im Galopp bis an den Ort seiner Bestimmung.
    Ohne die Stiefel zu wechseln, ließ sich der junge Mann unmittelbar nach der Rue du Chevet-Saint-Landry führen. Diese Straße mündete nach der Rue d'Enfer und der damit parallel laufenden Rue des Marmouzets aus.
    Ein schwarzes, ehrwürdiges Haus, hinter dessen Mauern man die Gipfel einiger hohen Bäume erblickte, spärliche, vergitterte Fenster, eine kleine Pforte, dies war das Äußeredes Klosters der Hospitaliterinnen. Auf den Schlußstein des Bogens über der Pforte hatte ein plumper Handwerksmann mit dem Meißel die lateinischen Worte:
    MATRONAE HOSPITES
    eingegraben. Die Zeit hatte die Inschrift und den Stein ganz zernagt.
    Joyeuse ließ seine Pferde in die Rue des Marmouzets führen, aus Furcht, ihre Anwesenheit in der Straße könnte ein zu großes Aufsehen erregen. Dann klopfte er an das Gitter des Turmes und sagte, als sich jemand zeigte: »Wollt der Frau Superiorin melden, der Herzog von Joyeuse, Großadmiral von Frankreich, wünsche sie im Auftrag des Königs zu sprechen.«
    Das Gesicht der Nonnen die hinter dem Gitter erschienen war, errötete unter ihrem Schleier, und der Turm schloß sich wieder. Fünf Minuten nachher öffnete sich eine Tür, und Joyeuse trat in das Sprechzimmer. Eine schöne

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