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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Bouchage, der im Auftrag des Königs erschienen, gestört habe. Dann fügten sie hinzu, nach dieser im großen Schlosse erteilten Audienz habe der Prinz ein kostbares Abendessen bestellt, befohlen, daß sich niemand, ohne gerufen zu werden, im Pavillon einfinden solle, und endlich auf das bestimmteste eingeschärft, daß ihn am Morgen niemand wecken, und daß niemand bei ihm eintreten dürfe, ehe er ein Zeichen dazu gegeben habe.
    »Er erwartete ohne Zweifel irgendeine Geliebte?« – »Wir glauben das, Madame,« antworteten demütig die Diener, »doch die Diskretion hat uns abgehalten, uns Gewißheit hierüber zu verschaffen.«
    »Beim Abtragen mußtet Ihr doch bemerken, ob mein Sohn allein zu Nacht gespeist hat?« – »Wir haben noch nicht abgetragen, Madame, da Monseigneur ausdrücklich befahl, daß niemand in den Pavillon eintreten dürfe.«
    »Gut,« sagte Katharina, »es ist also niemand hierher gekommen?« – »Niemand, Madame.«
    »Entfernt euch!«
    Diesmal blieb Catharina allein.
    Sie ließ den Prinzen auf dem Bett, wie man ihn gelegt hatte, und begann eine ängstliche Untersuchung jedes der Symptome oder jeder der Spuren, die sich ihren Augen als Ergebnis ihres Argwohns oder ihrer Befürchtungen zeigten.
    Sie sah die Stirn von einer schwarzbraunen Farbeüberzogen, seine Augen blutig und blau umkreist und erblickte auf seinen Lippen eine Furche, der ähnlich, die brennender Schwefel auf lebendigem Fleisch hervorbringt. Sie beobachtete dasselbe Zeichen an den Nasenlöchern und auf den Nasenflügeln.
    »Wir wollen doch sehen,« sagte sie, rings umherschauend.
    Und das erste, was sie erblickte, war der Leuchter, in dem sich die ganze, am Abend vorher von Remy angezündete Kerze verzehrt hatte.
    »Diese Kerze hat lange gebrannt,« sagte sie, »Franz war also lange in diesem Zimmer. Ah! hier ist ein Strauß auf dem Boden.«
    Catharina griff hastig danach und murmelte, als sie bemerkte, daß alle diese Blumen, mit Ausnahme einer einzigen, die geschwärzt und vertrocknet, noch frisch waren: »Was ist das? Was hat man auf die Blätter dieser Blume gegossen! ... Mir scheint, ich kenne eine Flüssigkeit, welche die Rosen so vertrocknen läßt.«
    Schauernd warf sie den Strauß von sich.
    »Das würde mir das Aussehen der Nasenlöcher und die Auflösung des Fleisches auf der Stirn erklären; doch die Lippen?«
    Catharina lief in den Speisesaal, die Bedienten hatten nicht gelogen, nichts war seit dem Ende des Mahles berührt worden.
    Die am Rande der Tafel liegende Hälfte einer Pfirsich, der ein Halbkreis von Zähnen eingedrückt war, fesselte besonders Catharinas Aufmerksamkeit.
    Diese Frucht, so frischrot im Herzen, war geschwärzt wie die Rose und hatte im Innern marmorartig violette und braune Flecken. Die zerfressende Tätigkeit zeichnete sich besonders an dem Schnitte an der Stelle aus, wo das Messer hatte durchkommen müssen.
    »Das ist für die Lippen,« sagte sie; »doch Franz hat nur einen Biß in diese Frucht getan. Er hatte diesenStrauß, dessen Blumen noch frisch sind, nicht lange in seiner Hand gehalten, das Übel ist nicht ohne Gegenmittel, das Gift kann nicht tief eingedrungen sein.
    »Doch wenn es nur oberflächlich gewirkt hat, warum diese völlige Lähmung und diese vorgeschrittene Zersetzung? Ich muß nicht alles gesehen haben.«
    Während Katharina diese Worte sprach, ließ sie ihre Augen abermals umherlaufen und sah an seinem Stabe von Rosenholz, durch seine goldene Kette gehalten, den rot und blau gefärbten Lieblingspapagei des Prinzen hängen. Der Vogel war tot, steif, seine Flügel waren gesträubt.
    Katharina schaute ängstlich nach dem Licht zurück, mit dem sie sich schon einmal beschäftigt hatte, um aus dessen gänzlichem Verbrennen zu erkennen, daß der Prinz früh in sein Gemach zurückgekehrt war.
    »Der Rauch!« sagte Katharina zu sich selbst, »der Rauch! Der Docht der Kerze war vergiftet, mein Sohn ist tot.«
    Sogleich rief sie. Das Zimmer füllte sich mit Dienern und Offizieren.
    »Miron! Miron!« sagten die einen.
    »Einen Priester!« sagten die andern.
    Doch während dieser Zeit hielt die Königinmutter an die Lippen des Toten ein Fläschchen, das sie beständig in ihrer Tasche trug, und beobachtete die Züge, um die Wirkung des Gegengiftes zu beurteilen. Der Herzog öffnete noch einmal die Augen und den Mund, doch in seinen Augen glänzte kein Blick mehr, in seine Kehle stieg die Stimme nicht mehr empor.
    Düster und stumm entfernte sich Catharina aus dem Zimmer, wobei sie den

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