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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Ausführung zu bringen.
    Gegen elf Uhr morgens, als sich nämlich infolge der gräßlichen Nachricht, die sich verbreitet, der Herzog von Anjou sei auf den Tod getroffen, alles zerstreut hatte, während der König von diesem neuen Ereignis ganz betäubt blieb, klopfte Henri an die Tür seines Bruders, der sich, da er einen Teil der Nacht auf der Landstraße zugebracht, in sein Zimmer zurückgezogen hatte.
    »Ah! du bist es,« fragte Joyeuse, halb eingeschlafen, »was gibt es?« – »Ich komme, um Abschied von Euch zu nehmen, mein Bruder,« erwiderte Henri.
    »Wie, Abschied ... du willst fort von hier?« – »Ja, ich gehe, mein Bruder, denn ich denke, nichts hält mich hier zurück.«
    »Wie, nichts?« – »Allerdings; da die Feste, denen ich Eurem Wunsche nach beiwohnen sollte, nicht stattfinden, so bin ich nun von meinem Versprechen entbunden.«
    »Ihr täuscht Euch, Henri,« entgegnete der Großadmiral; »ich erlaube Euch ebensowenig heute abzureisen,wie ich es Euch gestern erlaubt hätte.« – »Es sei, mein Bruder, doch dann werde ich mich zum erstenmal in meinem Leben in die schmerzliche Notwendigkeit versetzt sehen, Euren Befehlen ungehorsam zu sein und es an der schuldigen Ehrerbietung gegen Euch mangeln zu lassen; denn von diesem Augenblick an erkläre ich Euch, Anne, daß mich nichts mehr zurückhalten wird, in einen geistlichen Orden einzutreten.«
    »Aber die Dispensation, die von Rom kommen soll?« – »Ich werde sie in einem Kloster erwarten.«
    »Wahrhaftig, Ihr seid entschieden ein Narr!« rief Joyeuse, indem er mit einem in seinem Gesichte sich scharf ausprägenden Erstaunen aufstand. – »Im Gegenteil, mein teurer und geehrter Bruder, ich bin der Weiseste von allen, denn ich allein weiß, was ich tue.«
    »Henri, Ihr hattet uns einen Monat versprochen.« – »Unmöglich, mein Bruder.«
    »Noch acht Tage.« – »Nicht eine Stunde.«
    »Aber du leidest sehr, armes Kind!« – »Im Gegenteil, ich leide nicht mehr, und deshalb sehe ich, daß es für mein Übel kein Mittel gibt.«
    »Aber, mein Freund, jene Frau ist doch nicht von Erz; man kann sie erweichen; ich will sie geschmeidig machen.« – »Ihr werdet das Unmögliche nicht tun, Anne; aber ließe sie sich auch erweichen, so würde ich doch nicht mehr willens sein, sie zu lieben.«
    »Wie soll ich das verstehen?« – »Es ist so, mein Bruder.«
    »Wie! wenn sie dich haben wollte, würdest du sie nicht mehr wollen? Das ist, bei Gott! Wahnsinn!« – »Oh! nein, gewiß nicht,« rief Henri mit einer Bewegung des Abscheus, »zwischen dieser Frau und mir kann keinerlei Gemeinschaft mehr bestehen.«
    »Was soll das heißen?« fragte Joyeuse erstaunt, »und wer ist denn diese Frau? Laß hören, sprich, Henri, du weißt, daß wir nie Geheimnisse füreinander gehabt haben.«
    Henri fürchtete, zuviel gesagt und vom Gefühl hingerissen,eine Tür geöffnet zu haben, durch die das Auge seines Bruders bis zu dem furchtbaren Geheimnis dringen konnte, das er in seinem Herzen verschloß. Er verfiel daher in ein entgegengesetztes Extrem und sprach, wie es in solchen Fällen oft geschieht, um das unkluge Wort, das ihm entschlüpft war, wieder zurückzunehmen, ein noch unklugeres aus.
    »Mein Bruder,« sagte er, »dringt nicht weiter in mich, diese Frau wird mir nicht gehören, da sie nun Gott gehört.« – »Torheiten, Märchen; diese Frau eine Nonne, sie hat dich belogen.«
    »Nein, Bruder, diese Frau hat mich nicht belogen, sie ist Hospitaliterin; sprechen wir also nicht mehr von ihr, und ehren wir alles, was sich in die Arme des Herrn wirft.«
    Anne hatte genug Gewalt über sich, um Henri die Freude nicht merken zu, lassen, die ihm diese Mitteilung verursachte.
    Er fuhr fort: »Das ist etwas Neues, denn du sprachst nie hiervon.«
    »Das ist in der Tat neu, denn sie hat erst kürzlich den Schleier genommen; doch ich bin dessen gewiß; wie der meinige, so ist auch ihr Entschluß unwiderruflich, haltet mich nicht zurück, Bruder, umarmt mich, da Ihr mich liebt, laßt mich Euch für alle Eure Güte, für alle Eure Geduld, für alle Eure unendliche Liebe für einen armen Wahnsinnigen danken, und Gott befohlen!«
    Joyeuse schaute seinem Bruder ins Gesicht; er schaute ihn an wie einer, der tief gerührt ist und darauf rechnet, seine Rührung werde bei dem andern die Kraft der Überredung unterstützen. Doch Henri blieb unerschütterlich gegen diese Rührung und antwortete mit seinem traurigen, ewigen Lächeln. Joyeuse umarmte seinen Bruder und ließ ihn

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