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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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beiden Dienern ein Zeichen machte, daß sie ihr folgten, ehe sie mit irgend jemand gesprochen hätten. Sie führte sie sodann in einen andern Pavillon, wo sie sich, beide unter ihrem Blicke haltend, niedersetzte.
    »Der Herr Herzog von Anjou,« sagte sie, »ist beim Abendessen vergiftet worden; Ihr habt ihm dieses Abendessen gereicht.«Bei diesen Worten sah man das Gesicht der Männer Todesblässe überziehen.
    »Man foltere uns,« sagten sie, »man töte uns, aber man beschuldige uns nicht.«
    »Ihr seid Dummköpfe; glaubt ihr, wenn ich einen Verdacht gegen euch hätte, die Sache wäre nicht schon abgemacht? Ich weiß wohl, Ihr habt euren Herrn nicht ermordet, doch andere haben es getan, und ich muß die Mörder kennen. Wer ist in den Pavillon gekommen?«
    »Ein elend gekleideter alter Mann, den der Herzog seit zwei Tagen empfing.«
    »Aber ... die Frau?«
    »Wir haben sie nicht gesehen ... Welche Frau meint Eure Majestät?«
    »Es ist eine Frau dagewesen, die einen Strauß gemacht hat.«
    Die Diener schauten sich mit solcher Einfalt an, daß Catharina mit einem einzigen Blicke ihre Unschuld erkannte.
    »Man hole mir den Gouverneur der Stadt und den Gouverneur des Schlosses,« sagte sie.
    Die Diener stürzten nach der Tür.
    »Wartet einen Augenblick!« rief Catharina, die sie mit diesem einzigen Wort wie auf die Schwelle nagelte. »Nur ihr allein und ich, nur wir wissen, was ich euch gesagt habe; ich werde es niemand weiter sagen; wenn es jemand erfährt, so erfährt er es durch einen von euch; an diesem Tage sterbt ihr beide. Geht!«
    Catharina befragte die Gouverneure weniger offen. Sie sagte ihnen nur, der Herzog habe von einer gewissen Person eine schlimme Kunde erhalten, die ihn tief ergriffen, dies sei die Ursache seines Übels, wenn man die Personen abermals befragte, würde sich der Herzog vielleicht von seiner Erschütterung erholen. Die Gouverneure ließen die Stadt, den Park, die Umgegend durchforschen, niemand wußte, was aus Remy und Diana geworden. Henri alleinkannte das Geheimnis, doch es war keine Gefahr, daß er es enthüllte.
    Gedeutet, übertrieben, verstümmelt, durchlief die gräßliche Nachricht den ganzen Tag Chateau-Thierry und die Provinz; jeder erklärte nach seinem Charakter und seinem Verständnis den Unfall, der dem Herzog widerfahren war. Doch niemand, mit Ausnahme Catharinas und du Bouchages, glaubte, daß der Herzog ein toter Mann sei.
    Der unglückliche Prinz erlangte weder die Stimme noch das Gefühl wieder; er gab vielmehr kein Zeichen des Bewußtseins mehr von sich.
    Von finsteren Eindrücken heimgesucht, was er am meisten in der Welt fürchtete, wäre der König gern nach Paris zurückgekehrt; doch die Königin-Mutter widersetzte sich seiner Abreise, und der Hof war genötigt, im Schloß zu bleiben.
    Die Ärzte kamen in Menge herbei; Miron allein erriet die Ursache des Übels und erkannte seine verhängnisvolle Bedeutung; doch er war zu sehr Höfling, um nicht die Wahrheit zu verschweigen, besonders nachdem er sich mit Catharinas Blicken beraten hatte. Man befragte ihn von allen Seiten, und er antwortete, sicher habe der Herzog großen Kummer und heftige Schläge erlitten. Er kompromittierte sich also nicht, was sehr schwierig in solchen Fällen ist. Als ihn Heinrich III. ersuchte, er möge bejahend oder verneinend die Frage: »Wird der Herzog leben?« beantworten; da antwortete er: »In drei Tagen werde ich es Eurer Majestät sagen.«
    »Und was werdet Ihr mir sagen?« fragte Catharina mit leiser Stimme. – »Euch, Madame, das ist etwas anderes; ich werde ohne Zögern antworten.«
    »Was?« – »Eure Majestät befrage mich.«
    »An welchem Tage wird mein Sohn tot sein, Miron?« – »Morgen abend, Madame.«
    »So bald!« – »Ah! Madame,« flüsterte der Arzt, »die Dosis war auch gar zu stark.«
    Katharina legte einen Finger auf ihre Lippen, schaute den Sterbenden an und wiederholte ganz leise ihr unheilvolles Wort: »Verhängnis!«

Die Hospitaliterinnen.
    Der Graf hatte eine furchtbare Nacht zugebracht, eine Nacht, die an Delirium und Tod grenzte. Aber seinen Pflichten getreu, erhob er sich, sobald er die Ankunft des Königs verkündigen hörte, und empfing, wie wir gesehen, den König am Gitter; doch nachdem er Seiner Majestät seine Huldigung dargebracht, die Königin-Mutter begrüßt und dem Admiral die Hand gedrückt hatte, schloß er sich wieder in seinem Zimmer ein, nicht mehr, um zu sterben, sondern um seinen Plan, den nichts erschüttern konnte, entschieden in

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