Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
Vom Netzwerk:
fehlte.«
    »Ich leugne es nicht.« – »Gesichter, daß man darüber vor Lachen sterben könnte.«
    »Chicot, es sind herrliche Männer unter ihnen.« – »Gaskogner, wie der Generaloberst deiner Infanterie.«
    »Und wie du, Chicot.« – »Ah! ich, Heinrich, das ist ein großer Unterschied. Ich bin kein Gaskogner mehr, seitdem ich die Gaskogne verlassen habe.«
    »Gleichviel. Ich habe fünfundvierzig furchtbare Schwerter.« – »Befehligt von dem sechsundvierzigsten furchtbaren, das man Epernon nennt.«
    »Ganz richtig.« – »Und von wem?«
    »Von Loignac,« – »Puh! und mit diesen gedenkst du dich zu beschützen?«
    »Ja, bei Gottes Tod! ja,« rief Heinrich aufgebracht.
    Chicot schlüpfte in seinen Lehnstuhl, wobei er seine Absätze auf die Randleiste des Stuhles stützte, so daß seine Knie die Spitze eines Winkels bildeten, der höher war, als sein Kopf.
    »Nun!« sagte er, »ich habe mehr Truppen, als du.«
    »Truppen, du hast Truppen?« – »Warum nicht?«
    »Und was für Truppen?« – »Du wirst es sehen. Ich habe zuerst die ganze Armee, die sich die Herren von Guise in Lothringen bilden.«
    »Bist du ein Narr?« – »Nein, eine wahre Armee, wenigstens sechstausend Mann.«
    »Noch aus welchem Grunde willst du, der du vor Herrn von Mayenne Angst hast, dich gerade durch die Soldaten des Herrn von Guise beschützen lassen?« – »Weil ich tot bin.«
    »Abermals dieser Scherz.« – »Chicot war es, dem Herr von Mayenne grollte. Ich habe also diesen Tod benützt,um meinen Körper, meinen Namen und meine gesellschaftliche Stellung zu verändern.«
    »Du bist also nicht mehr Chicot?« – »Nein.«
    »Wer bist du denn?« – »Ich bin Robert Briquet, ehemaliger Handelsmann und Ligist.«
    »Du Ligist, Chicot?«
    Mit kläglichen, leicht spöttischen Worten gelang es hierauf Chicot, dem König die Gefahren der politischen Lage klarzumachen, wozu ihn vor allem die Kenntnis von der Anwesenheit der Herzogin von Montpensier und der baldigen geheimen Ankunft des Herzogs von Guise befähigte. Er enthüllte dem König die Anschläge seiner Gegner und gab ihm den Rat, seinem Bruder, dem Herzog von Anjou, die versprochene Hilfe zu senden und auch einen Botschafter an seinen Vetter Heinrich von Navarra zu schicken, der sich eben die vorenthaltene Mitgift von Heinrichs Schwester, die Stadt Cahors, selbst nehmen wolle.
    Chicot lehnte es aber entschieden ab, selbst für den König nach Flandern zu gehen. Ärgerlich rief der König: »Du weigerst dich?« – »Bei Gott!«
    »Du bist ungehorsam gegen mich?« – »Ich dir ungehorsam? Bin ich dir Gehorsam schuldig?«
    »Du bist mir keinen Gehorsam schuldig, Unglücklicher?« – »Hast du mir je etwas gegeben, was mich dir verbindet? Das wenige, was ich besitze, ist mir durch Erbschaft zugefallen. Ich bin bettelarm und niederen Standes. Mache mich zum Herzog und Pair, erhebe mein Landgut zum Marquisat. Statte mich mit fünfmalhunderttausend Talern aus, dann wollen wir vom Botschafterdienst sprechen.«
    Heinrich wollte antworten und einen von den guten Gründen finden, wie sie die Könige immer finden, wenn man ihnen solche Vorwürfe macht, als man den schweren samtnen Türvorhang rauschen hörte.
    »Der Herr Herzog von Joyeuse,« sagte die Stimme des Huissiers.»Ei, alle Wetter! hier hast du, was du brauchst. Ich fordere dich auf, mir einen Botschafter zu finden, der dich besser vertreten würde, als dieser.«
    »In der Tat,« murmelte Heinrich, »dieser verteufelte Mensch ist offenbar ein besserer Ratgeber, als es je einer meiner Minister war!«
    »Ah! Du gibst es also zu?« sagte Chicot.
    Und er versenkte sich in seinen Stuhl und nahm die Form einer Kugel an, so daß ihn der geschickteste Seemann des Königreichs nicht hätte entdecken können. Herr von Joyeuse mochte immerhin Großadmiral von Frankreich sein, er sah nicht mehr als ein anderer.
    Der König stieß einen Freudenschrei aus, als er seinen jungen Günstling erblickte, und drückte ihm die Hand.
    »Setz dich, Joyeuse, mein Kind,« sagte er zu ihm. »Mein Gott, wie spät kommst du!« – »Sire, Eure Majestät ist sehr gnädig, daß sie es bemerkt.«
    Und der Herzog näherte sich der Estrade des Bettes und setzte sich auf die mit Lilien besäten Kissen, die zu diesem Behufe zerstreut auf den Stufen der Estrade umherlagen.

Wie schwierig es für einen König ist, gute Botschafter zu finden.
    Chicot blieb unsichtbar in seinem Lehnstuhl; Joyeuse lag bald auf den Kissen, der König hatte sich bequem in sein Bett

Weitere Kostenlose Bücher