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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Treiben Bredons beschrieben wurde. »Das amüsiert Euch vielleicht«, sagte ich und gab ihm die Blätter. »Jetzt solltet Ihr wohl gehen. Zu lange hier zu sein ist für Euch bestimmt nicht gut.«
    Bredon seufzte wieder und nickte. »Es tut mir leid, dass es hier zu einem so unerfreulichen Ende für dich kommt. Wenn du je in diese Gegend zurückkehrst, lass es mich bitte wissen. Solche Verstimmungen legen sich nach einiger Zeit wieder.« Sein Blick kehrte zu dem hölzernen Ring an meinem Finger zurück. »Aber du solltest den Ring wirklich nicht tragen.«
    Nachdem er gegangen war, suchte ich Stapes’ silbernen und Alverons eisernen Ring aus der Schale heraus und trat in den Gang.
    »Ich will Stapes einen Besuch abstatten«, sagte ich höflich zu den beiden Leibwächtern. »Wollt ihr mich begleiten?«
    Der größere der beiden warf einen verstohlenen Blick auf den Ring an meinem Finger, dann sah er seinen Gefährten an und nickte. Ich ging los und die beiden folgten mir.
     
    Stapes schob mich in sein Wohnzimmer und schloss die Tür hinter mir. Seine Räume waren noch prächtiger als meine und entschieden wohnlicher. Auf einem Tisch stand eine große Schale mit Ringen, alle aus Gold. Der einzige eiserne Ring war der von Alveron, und der steckte an Stapes’ Finger.
    Stapes mochte aussehen wie ein Krämer, aber seinem scharfen Blick entging nichts. Er bemerkte den Ring an meinen Finger sofort. »Sie hat ihn Euch also geschickt«, sagte er kopfschüttelnd. »Ihr solltet ihn wirklich nicht tragen.«
    »Ich schäme mich nicht für das, was ich bin«, erwiderte ich. »Wenn das der Ring eines Edema Ruh ist, werde ich ihn tragen.«
    Stapes seufzte. »Es ist nicht so einfach.«
    »Ich weiß. Ich bin auch nicht gekommen, um Euch das Leben schwer zu machen. Könnt Ihr das für mich dem Maer zurückgeben?« Ich reichte ihm Alverons Ring.
    Stapes steckte ihn ein.
    »Außerdem möchte ich diese beiden Ringe zurückgeben.« Ich reichte ihm die Ringe, die ich von ihm bekommen hatte, den aus Silberund den aus Bein. »Es soll nicht zu Verstimmungen zwischen Euch und der jungen Frau Eures Herrn kommen.«
    Stapes nickte und nahm den silbernen Ring. »Ich käme tatsächlich in Schwierigkeiten, wenn Ihr den behalten hättet. Da ich in Diensten des Maer stehe, muss ich die Spielchen des Hofes mitspielen.«
    Doch dann nahm er meine Hand und legte den beinernen Ring wieder hinein. »Dieser Ring dagegen hat nichts mit meiner Verpflichtung dem Maer gegenüber zu tun. Er steht für eine Schuld zwischen zwei Menschen. Die Sitten und Gebräuche des Hofes haben darauf keinen Einfluss.« Stapes sah mir in die Augen. »Und ich bestehe darauf, dass Ihr ihn behaltet.«
     
    In meinen Räumen nahm ich ein spätes Abendessen ein. Die Wachen warteten immer noch geduldig draußen, während ich den Brief des Maer zum fünften Mal las. Ich hoffte, doch noch eine versteckte versöhnliche Formulierung zu finden, aber vergebens.
    Auf dem Tisch lagen die Dokumente, die der Maer geschickt hatte. Daneben leerte ich meine Börse aus. Ich verfügte über zwei Goldroyals, vier Silbernobel, achteinhalb Pennys und seltsamerweise einen einzelnen modeganischen Strehlaum, obwohl ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern konnte, woher ich den hatte.
    Insgesamt verfügte ich damit über knapp acht Talente. Ich stapelte die Münzen neben Alverons Papieren. Acht Talente, ein Straferlass, eine Auftrittsgenehmigung als Schauspieler und die Bezahlung sämtlicher Universitätsgebühren, insgesamt kein schlechter Lohn.
    Trotzdem fühlte ich mich zu kurz gekommen. Ich hatte Alveron vor dem Gift gerettet, einen Verräter an seinem Hof entlarvt, ihm eine Frau gewonnen und seine Straßen von mehr Banditen gesäubert, als ich zu zählen Lust hatte.
    Dennoch hatte ich nach wie vor keinen Schirmherrn. Schlimmer noch, in Alverons Brief war weder von den Amyr die Rede noch von der Hilfe, die er mir für meine Suche nach ihnen versprochen hatte.
    Doch sich darüber zu beschweren nützte nichts, es konnte mir hingegen sehr wohl schaden. Also füllte ich die Börse wieder und steckte Alverons Briefe in das Geheimfach meines Lautenkastens.
    Außerdem steckte ich drei Bücher ein, die ich aus Caudicus’ Bibliothek entliehen hatte, von denen aber niemand wusste, dass ich sie hatte. Die Ringe aus der Schale kippte ich in einen kleinen Beutel. In meinem Kleiderschrank hingen zwei Dutzend maßgeschneiderter Garnituren. Sie waren einiges Geld wert, ich konnte sie allerdings nicht mitnehmen.

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