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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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bin.«
    Alveron schlug zornig auf die Armlehne seines Sessels. »Du weißt genau, was ich meine! Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Ruh bist?«
    »Ich denke, der Grund liegt auf der Hand, Euer Gnaden«, antwortete ich mühsam beherrscht. »Die Worte ›Edema Ruh‹ haben für viele adlige Nasen einen zu starken Geruch. Eure Frau hat festgestellt, dass ihr Parfüm ihn nicht zu überdecken vermag.«
    »Meine Frau hat in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit den Ruh gemacht«, erwiderte Alveron. »Nimm das bitte zur Kenntnis.«
    »Ich weiß von ihrer Schwester, von der schrecklichen Schande ihrer Familie. Mit einem fahrenden Schauspieler durchgebrannt, weil sie sich in ihn verliebt hatte, wie schrecklich«, sagte ich schneidend. Ich bebte am ganzen Körper vor Wut. »Die Einsicht der Schwester gereicht der Familie zur Ehre, das Vorurteil Eurer Gattin nicht. Ich bin nicht weniger wert als andere Menschen und mehr als die meisten. Und selbst wenn es nicht so wäre, hätte Eure Gattin doch kein Recht, mich so zu behandeln.«
    Alveron presste die Lippen zusammen. »Ich denke, sie kann dich behandeln, wie sie will«, sagte er. »Deine unerwartete Erklärung hat sie erschreckt. Angesichts ihrer Gefühle für derlei Gesindel hat sie sich meiner Meinung nach bemerkenswert zurückgehalten.«
    »Ich glaube, sie kann die Wahrheit nicht ertragen. Dass nämlich die Worte eines fahrenden Schauspielers sie schneller ins Bett gebracht haben als ihre Schwester.«
    Kaum hatte ich es gesagt, wusste ich, dass ich zu weit gegangen war. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht noch etwas Schlimmeres zu sagen.
    »Das reicht«, sagte Alveron kalt und förmlich. Seine Augen brannten vor Zorn.
    Ich ging mit aller Würde, die ich in meiner Erregung noch aufbringen konnte. Ich ging nicht, weil ich nichts mehr zu sagen gehabt hätte, sondern weil Alveron die Wachen gerufen hätte, wäre ich auch nur einen Moment länger geblieben. Einen solchen Abgang aber wollte ich mir ersparen.

Kapitel 140

Gerechter Lohn
     
    A m folgenden Morgen war ich gerade dabei, mich anzukleiden, als ein Laufjunge einen dicken Umschlag mit Alverons Siegel überbrachte. Ich setzte mich ans Fenster. Der Umschlag enthielt gleich mehrere Briefe. Der zuoberst lautete:
     
    Lieber Kvothe,
    ich habe nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass Deine Abstammung in Anbetracht der Dienste, die Du mir erwiesen hast, gering wiegt.
    Doch gehört mein Herz einem anderen Menschen, dessen Wohl mir wichtiger ist als mein eigenes. Ich hatte gehofft, Dich weiterhin in meinen Diensten behalten zu können, doch das geht nicht. Da Deine Anwesenheit meiner Frau beträchtliches Unwohlsein verursacht, muss ich Dich außerdem bitten, mir meinen Ring zurückzugeben, und Severen zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu verlassen.
     
    Ich hörte auf zu lesen, stand auf und öffnete die Tür zu meinen Räumen. Im Gang draußen salutierten zwei von Alverons Wachen.
    »Herr?«, fragte der eine, als er mich in halb angekleidetem Zustand sah.
    »Ich wollte nur etwas nachsehen«, sagte ich und schloss die Tür wieder.
    Ich kehrte an meinen Platz zurück und nahm den Brief erneut zur Hand.
     
    Was die Angelegenheit betrifft, die dieser unglücklichen Enthüllung vorausging, so glaube ich, dass Du im besten Interesse von mir und ganz Vintas gehandelt hast. Erst heute Morgen wurde mir berichtet, ein rothaariger »Edelmann«
namens Kvothe habe zwei Mädchen zu ihren Familien in Levinshir zurückgebracht.
    Als Belohnung für Deine vielen Dienste biete ich Dir folgendes an:
    Erstens einen vollen Straferlass in Bezug auf die von Dir in der Nähe von Levinshir getöteten Banditen.
    Zweitens eine Zahlungsanweisung, mit deren Hilfe Du die Gebühren für den Unterricht an der Universität aus meinen Mitteln bezahlen kannst.
    Drittens ein Berechtigungsschreiben, welches Dir das Recht gibt, innerhalb meiner Länder nach Belieben zu reisen und aufzutreten.
    Und schließlich meinen Dank.
    Maershon Lerand Alveron
     
    Ich saß einige lange Minuten nur da und beobachtete die Vögel, die im Garten vor meinem Fenster hin und her flogen. Der weitere Inhalt der Schreiben entsprach genau der Ankündigung Alverons. Die Anweisung war ein Kunstwerk, unterzeichnet und an vier Stellen gesiegelt von Alveron und seinem Schatzkanzler.
    Das Berechtigungsschreiben war fast noch schöner anzusehen. Es war auf feinstes, cremeweißes Pergament geschrieben, vom Maer persönlich unterzeichnet und trug sein persönliches Siegel

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