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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Schulter. Langsam wich sie zurück. Ihre Schritte knirschten auf dem Kies.
    Ornias lächelte maliziös. Ein Windstoß peitschte seine Robe aus weißer Seide gegen seine Beine. »Sergeant? Stellen Sie Ihr Gewehr bitte auf engste Bündelung ein, und zielen Sie auf das Kind.«
    »Mommy?« murmelte Sybil dicht an Rachels Ohr. Sybil spürte wie sich die Muskeln ihrer Tochter in Erwartung des Schusses spannten.
    »Nun komm schon, Rachel. Willst du jeden töten, der dich liebt? Erst deinen Vater, dann deine Mutter …«
    »Meine Mutter starb an der Seuche!«
    »Na gut, dann eben dein Vater, dein Ehemann und deine Tochter. Ist das nicht selbst für dein kostbares Gewissen ein bißchen viel?«
    Tränen des Hasses blendeten ihre Augen. Ehemann? Dann stimmte es also. Schadrach … Ein Gefühl von Verzweiflung und Nutzlosigkeit überkam sie. Wo bist du, Gott? Sie schleuderte ihr Gewehr auf den staubigen, roten Boden.
    Ornias bedeutete einem der Soldaten, die Waffe zu holen. Sobald das Gewehr aus dem Weg geräumt war, erklärte er vorwurfsvoll: »Ich habe dir schon vor einem Monat gesagt, daß du mit deinen verräterischen Ritualen nicht durchkommen wirst. Jetzt läßt du mir keine Wahl mehr.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde mich ein für allemal um dich und deine rebellischen Anhänger kümmern müssen.« Er strich sich lächelnd durch den Bart. »Zum Besten von Horeb, du verstehst.«
    »Dann … solltest du besser dafür sorgen, daß ich wirklich tot bin, Ornias. Denn wenn nicht, werde ich dich finden, und dann …«
    »Eine Drohung, meine Liebe?« Die Arroganz wich aus seinem Gesicht und wurde durch Zorn ersetzt. »Lieutenant Simon, bringen Sie die Frau und das Kind zu den anderen auf den Marktplatz. Sie kennen Ihre Pflichten?«
    Der schwarzhaarige Offizier nickte. »Ja. Sir.«
    »Gut.« Der Ratsherr wandte sich in einer Wolke weißer Seide um und schritt davon.
    Simon winkte mit seinem Gewehr. »Du hast ihn gehört. Beweg dich.«
    Rachel setzte Sybil ab, und dann gingen sie Hand in Hand die windgepeitschte Straße hinab. Der Geruch traf sie zuerst. Die Luft stank widerlich nach Angstschweiß und Tod. Als sie die Eingrenzung des Marktplatzes erreichten, umklammerte Rachel Sybils Hand fester. Der öffentliche Versammlungsplatz maß hundertachtzig mal hundertzwanzig Meter. Rote und graue Sandsteinplatten waren zu geometrischen Mustern zusammengesetzt worden, um die dreieinhalb Meter hohe Mauer zu bilden, die den Platz vollständig umschloß.
    Rachel schluckte schwer angesichts der Zahl bewaffneter Wachen, die auf der Mauer patrouillierten. Alle trugen Kampfanzüge, und ihre silbernen Helme glänzten in der Sonne.
    Der Lieutenant ging an ihr vorbei zum Tor und öffnete es. »Macht schon. Beeilt euch.«
    Rachel ging ein paar Schritte – um wie angewurzelt stehenzubleiben, als sie den Innenraum erblickte. Hunderte von Menschen drängten sich Schulter an Schulter auf dem Platz. Niemand konnte sitzen. Überall weinten Kinder, deren Eltern nicht in der Lage waren, ihren Hunger oder Durst zu stillen. Und viele Menschen waren Seuchenopfer. Nässende Wunden klafften an ihren Armen und in den Gesichtern, verrottendes Fleisch hing in schwarzen Streifen über ihrer abgetragenen Kleidung.
    Lieutenant Simon stieß Rachel mit dem Gewehrlauf an. »Vorwärts, habe ich gesagt!«
    Stotternd fragte sie: »Wie … lange sind diese … Menschen schon hier?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Sie können dort drinnen nicht einmal atmen!«
    »Ihr habt euch selbst in diese Lage gebracht.«
    Rachel starrte ihn ungläubig an. Ist das ein Alptraum, Gott? Was haben wir getan, dich so zu erzürnen? »Haben Sie Ihre Menschlichkeit verloren? Das dort sind Ihre eigenen Verwandten! Schauen Sie, dort drüben …«
    Er drehte das Gesicht weg, um dem Anblick zu entgehen. »Wer sich gegen den verheißenen Erlöser wendet, ist nicht mehr mein Verwandter. Mach, daß du reinkommst, sonst schieße ich dich wie einen Hund nieder.«
    »Erlöser?« höhnte sie beinahe hysterisch. »Wen hat er denn errettet? Dich? Deine Familie?« Sie deutete mit zitternder Hand auf die Menge, die sich auf dem Platz drängte. »Wen?«
    »Dir bleibt nicht mehr viel Zeit, Eloel.« Er richtete das Gewehr auf Sybil. »Rein mit euch!«
    Rachel schaute ihn mit leerem Blick an, ergriff die Hand ihrer Tochter und ging durch das Tor. Simon verschloß es hinter ihr.
     
    Zwei Tage lang standen sie dort, gequält vom Durst, während die unbarmherzige Sonne ihre Haut ausdörrte. Die Menschen

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