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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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1. KAPITEL
     
    TOD EINER TOURISTIN
     
    Die Leiche lag mit dem Gesicht nach unten im Sand vor den riesigen Steinblöcken der großen Chephren-Pyramide. Über ihr schimmerte der blaue Himmel nur schwach durch den Dunst, den der erbarmungslos aus der Wüste wehende Chamsin erzeugte. Die Morgenluft war noch kühl und sehr trocken, ließ aber bereits die kommende Hitze ahnen. Männer mit um den Kopf gewundenen Tüchern, in wallende Gewänder gehüllt, rannten wie Ameisen durcheinander und stießen aufgeregt arabische Laute aus, während die Kameltreiber neben ihren gleichgültigen Tieren standen, die Hälse reckten und heftig aufeinander einredeten. Die Polizisten mit ihren Maschinenpistolen, die sonst so schläfrig und gelangweilt dreinschauten, umstanden jetzt die Menge mit grimmiger Miene.
    Unsere Reisegruppe drängte sich nur wenige Meter von dem grellbunten Häufchen Kleidern zusammen, das soeben noch Millie Owens gewesen war. Alle paar Sekunden trat einer von uns aus der Gruppe heraus, warf einen kurzen Blick auf die am Boden liegende Gestalt, um danach sofort wieder in den Kreis der Übrigen zurückzukehren, der Sicherheit zu bieten schien. Wir konnten es einfach nicht fassen, dass dies kein schreckliches Missverständnis war, dass Millie dort nicht nur ein wenig ruhte und im nächsten Moment aufspringen würde, um uns wieder auf die Nerven zu gehen. Fast wünschte ich mir das jetzt.
    Aber nur fast. Ich bin Geschichtslehrerin an einer Highschool und weiß daher, wozu Menschen in der Lage sind. Aber ich bin noch nie, nicht einmal in Elternversammlungen, einer Person begegnet, die für eine ganze Gruppe eine solche Plage war. Ehrlich gesagt, wirkte der Anblick der toten Frau vor der Pyramide bei weitem nicht so verstörend auf mich, wie ich es erwartet hatte. Verstohlen musterte ich die Gesichter meiner Reisegefährten der letzten beiden Tage. Sie alle schauten bekümmert drein, aber Tränen entdeckte ich nicht, abgesehen von einem Pärchen, das ich bei mir das Duo der Verwirrten nannte. Die beiden alten Frauen heulten und wirbelten umher wie die Derwische, die uns beim Essen an diesem Abend erwarteten. Anni, unsere Reiseführerin, versuchte gerade lustlos, sie ein wenig zu beruhigen. Alle anderen standen schockiert und schweigend herum. Schockiert, aber nicht trauernd.
    Am meisten beunruhigte mich, dass offenbar niemand gesehen hatte, was passiert war, zumindest gab es niemand zu. Zwar berührte das Morgenlicht erst schüchtern die Steine der Pyramiden, und bis zum großen Ansturm der Touristen dauerte es noch eine Weile, aber auf dem Platz liefen bereits jede Menge Menschen hin und her. Die Händler mit ihren Postkarten und Gipsfiguren des Gottes Horus. Mindestens ein Dutzend Pferdekutscher mit ihren müden Tieren. Die Polizisten, die es fertigbrachten, unfähig und einschüchternd zugleich zu wirken. Schließlich unsere Reisegruppe von zweiundzwanzig Personen, der jetzt eine fehlte.
    Wieso hatte niemand bemerkt, wie eine Fünfundfünfzigjährige auf die Steinblöcke geklettert und von dort in den Tod gestürzt war? Unserer Gruppe konnte man das vielleicht nachsehen, weil die meisten ständig bemüht gewesen waren, sich von Millie fernzuhalten. Ein Abstand von zwanzig Schritt war das mindeste, wenn man vor ihr sicher sein wollte.
    Erst am Abend zuvor hatte ich in meinem ägyptischen Gesprächsbuch nach dem arabischen Wort für Pfefferspray gesucht. Ich hätte es gewiss nicht gegen die alte Nervensäge eingesetzt, wollte es aber bei mir haben, falls sie absolut unerträglich werden sollte. Millie war eine jener aufdringlichen Frauen, die ständig in Bewegung zu sein scheinen. Aus ihrem Mund ergoss sich ein endloser Strom von einfältigen Bemerkungen, idiotischen Fragen und gehässigem Tratsch. Während die meisten Reisenden noch dabei waren, sich miteinander bekannt zu machen, wusste sie bereits sämtliche Namen und vieles mehr. Dabei plapperte sie bedenkenlos alles aus, was sie in Erfahrung gebracht hatte, mischte es geschickt mit Vermutungen, um die Lücken zu füllen, und scheute auch nicht davor zurück, anderen nachzuschnüffeln. Erst eine Stunde zuvor hatte ich sie auf der kurzen Fahrt vom Hotel zu den Pyramiden dabei ertappt, wie sie in meinem Rucksack wühlte. Ohne im Geringsten verlegen zu werden, hatte sie ihn mir mit einem unverschämten Blick zurückgegeben.
    »Schon Durchfall oder nur zur Sicherheit?«, hatte sie für alle hörbar gefragt, womit sie auf mein Imodium anspielte. Ich hatte sie nur

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