Die Gartenparty
entschuldigen?«
Später, als Masters aus dem Arbeitszimmer kam, ging er zu Nancy, die er gebeten hatte, im Wohnzimmer zu warten. Er sagte: »Es tut mit leid, daß ich Sie warten ließ, Mrs. Howell. Sie sehen ja selbst aus wie der Tod. Ich kann Ihre Aussage auch später aufnehmen. Können Sie allein nach Hause gehen?«
Leicht vorgebeugt stand er da, in unterwürfiger, bittender Haltung, als flehe er stumm, sie möge ihn nicht schuldig sprechen an dem Geschehen.
Doch Nancy sagte: »Ist das wahr?«
»Was, Mrs. Howell?«
»Daß Sie heute morgen wegen Vera gekommen sind?«
»Ja«, sagte Masters.
Nancy blieb stumm. Dann sagte sie: »Woher wußten Sie?«
»Es fiel mir ein, daß Larry Connor vielleicht doch versucht haben könnte, Selbstmord zu begehen, und nach diesem Versuch Angst bekommen und um Hilfe gebeten hatte. Man findet diese Reaktion häufig bei Selbstmordversuchen. Ich erkundigte mich bei der Telefongesellschaft und fand auch das Mädchen, das die Verbindung hergestellt hatte. Sie erinnerte sich genau daran. Er hatte Dr. Jack Richmond verlangt. Connor konnte natürlich nichts von dem dringenden Fall wissen, zu dem man Dr. Richmond ins Krankenhaus geholt hatte.
Das Folgende war nur logisch: da Jack Richmond nicht zu Hause war, als das Amt die Verbindung herstellte, mußte Mrs. Richmond das Gespräch angenommen haben. Also war es Vera Richmond gewesen, die mit Larry Connor gesprochen hatte und wußte, daß er Hilfe brauchte. Es war offensichtlich dringend, und die Zeit war knapp, daher war es logisch anzunehmen, daß sie selbst Larry Connor zu Hilfe geeilt war. Und in diesem Fall war sie der Jemand in Connors Büro gewesen, und nicht ihr Mann. Sie war diejenige, die Larry tot aufgefunden hatte – oder vielmehr, die ihn, wie wir jetzt wissen, sterben ließ – , und die danach alles manipuliert hat, den Mord an Lila Connor eingeschlossen.«
Nancy zitterte; sie fror. Sie legte die Arme um die Knie, um sich zu wärmen, doch sie fror immer noch.
»Ich kann’s einfach nicht glauben«, sagte sie. »Vera… Vera ist die letzte, die ich verdächtigt hätte.«
Masters sagte: »Sie war auch die letzte, die ich verdächtigt habe, Mrs. Howell.«
»Jack muß gewußt haben, was er hier finden würde. Er schien es zu… zu akzeptieren.«
»Er hatte so etwas Ähnliches gefürchtet. Ich übrigens auch. Deshalb bin ich ihn ja suchen gegangen.« Masters zögerte. »In einem solchen Fall steht dem Ehemann das Recht zu, es als erster zu erfahren.«
»Wie verständnisvoll von Ihnen, Leutnant.«
»Es tut mir leid«, sagte er.
»Ach, wirklich?« Nancy begann zu weinen. »Ich glaube Ihnen nicht. Sie… Sie… Ein Aasgeier sind Sie! Larry und Lila und Vera – alle tot. Hoffentlich sind Sie jetzt zufrieden!«
Masters protestierte nicht gegen diese Ungerechtigkeit.
Er folgte Nancy Howell durch den Flur und die Küche, und blieb an der Hintertür stehen und sah ihr nach, wie sie im Sonnenlicht durch die Gärten lief. Er stand auch noch da, als sie bereits im Haus verschwunden war. Er fühlte sich leer, ausgehöhlt, eine fette, häßliche Hülle. Masters war mit vielen Dingen in seinem Leben unzufrieden, aber er hatte den Versuch, daran etwas zu ändern, längst aufgegeben. Sie duftete so angenehm, diese junge Frau, und morgen war vielleicht ein besserer Tag als heute, doch er bezweifelte es.
ENDE
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