Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
hatte, waren die Tränen versiegt, der Schweiß lief ihr in die Augen und tröpfelte durch ihren schütteren Bart.
Die Farben passten nicht genau zueinander. Zwischen den doppelten, narrensicheren Zusatzsteuerungen war die Rosette von Bildschirmen, die ihre Kurskoordinaten hätte zeigen sollen, leer. Das war nicht verwunderlich. Erstaunlich wäre gewesen, wenn die Steuerung nach achthunderttausend Jahren immer noch funktioniert hätte.
Aber das tat sie.
Der Älteste berührte etwas unter seinen Steuerrädern, und die Lichter entwickelten auf wundersame Weise blitzschnell ein Eigenleben. Sie wurden unscharf und leuchteten wieder auf, wurden nun identisch, als die automatisierten Feineinstellungssysteme in Aktion traten. Die Schirmrosette wurde hell und zeigte ein Muster leuchtender Punkte und Linien. Die junge Frau blickte angstvoll auf die Bildschirme. Sie wusste nicht, dass sie ein Sternenfeld vor sich hatte. Sie hatte noch nie einen Stern gesehen oder von einem gehört.
Sie fühlte, was nun geschah.
Wie alle anderen im Hier. Die Eindringlinge in ihren Gefängnissen, die beinahe hundert Kinder im ganzen Gebilde, die junge Frau und der Älteste selbst fühlten es. Alle empfanden plötzlich Unbehagen, als die ewige Schwerkraft aufhörte und ersetzt wurde durch Schwerelosigkeit, untermalt von Stößen einer Pseudobeschleunigung.
Nach über einer Dreiviertelmillion Jahren langsamen Umkreisens der weit entfernten Erdsonne steuerte das künstliche Gebilde eine neue Umlaufbahn an und fegte davon.
Punkt 5:15 Uhr erschien auf dem Bettmonitor von S. Ya. Laworowna-Broadhead ein sanft glühendes grünes Licht. Es war nicht hell genug, um ihren Schlaf zu stören, aber sie hatte nur noch halb geschlafen.
»Schon gut«, sagte sie, »ich bin wach, du brauchst das Programm nicht fortzusetzen. Augenblick noch.«
»Da, Gosposcha« , erwiderte ihre Sekretärin, aber das grüne Licht blieb. Wenn keine weiteren akustischen Signale eintrafen, würde sie in einer Minute einen Summton nachschicken, ohne Rücksicht darauf, was Essie angeordnet hatte; schließlich hatte sie es so festgelegt, als sie das Programm geschrieben hatte.
In diesem Fall war es nicht nötig. Essie wurde wach und war völlig klar. An diesem Morgen fand erneut eine Operation statt, und Robin würde nicht hier sein. Da der alte Peter Herter eine Warnung gegeben hatte, bevor er in die Gehirne der gesamten Menschheit eingedrungen war, hatte man Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Es hatte fast keine Schäden gegeben. Keine wirklichen Schäden; aber möglich geworden war das nur durch hastiges Verschieben und Umplanen, und im Verlauf dieser Bemühungen waren Robins Anschlussflüge hoffnungslos durcheinander geraten.
»Darf ich essen?«, fragte sie.
»Nein, Gosposcha Broadhead. Gar nichts, nicht einmal einen Schluck Wasser«, antwortete ihre Sekretärin sofort. »Wollen Sie Ihre Nachrichten abhören?«
»Vielleicht. Was für welche?« Wenn die auch nur entfernt von Interesse waren, wollte sie sie annehmen; alles, nur um nicht an die Operation denken zu müssen, und daran, dass sie wieder von Kathetern und Schläuchen wochenlang an dieses Bett gefesselt sein würde.
»Eine akustische Mitteilung von Ihrem Mann, Gosposcha, aber wenn Sie das möchten, glaube ich, dass ich ihn direkt erreichen kann. Ich habe eine Ortsangabe, falls er noch dort ist.«
»Tu das.« Essie schob sich versuchsweise hoch und setzte sich auf die Bettkante, während sie darauf wartete, dass die Verbindung hergestellt wurde oder, was wahrscheinlicher war, dass man ihren Mann in irgendeiner Wartehalle ausfindig machte und zu einem Hologerät rief. Sie achtete darauf, keinen der Dutzend Schläuche zu knicken, als sie aufstand. Abgesehen von ihrer Schwäche fühlte sie sich nicht schlecht. Ängstlich. Durstig. Sogar zittrig. Aber keine Schmerzen. Vielleicht hätte man alles ernster genommen, wenn es schmerzhafter gewesen wäre, und vielleicht wäre das gut gewesen. Diese Monate erniedrigender Belästigung waren nur ein Ärgernis; in Essie war genug von Anna Karenina, dass sie sich danach sehnte zu leiden . Wie banal war die ganze Welt geworden! Ihr Leben stand auf dem Spiel, und das Einzige, was sie spürte, war Unbehagen zwischen ihren Beinen.
»Gosposcha Broadhead?«
»Ja?«
Das optische Programm erschien mit bedauerndem Ausdruck.
»Ihr Mann ist im Augenblick nicht erreichbar. Er befindet sich auf dem Weg von Mexico City nach Dallas und ist eben gestartet; alle Kommunikationsanlagen der
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