Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Weltraum (auf welche Weise?), und sobald sie eingestellt waren, flog das Raumschiff dorthin. Aber wie? Dann kam es unfehlbar zu seinem Ausgangsort zurück, oder doch in der Regel, wenn ihm nicht der Treibstoff ausging oder ihm ein Missgeschick zustieß – ein Triumph der Kybernetik, von dem S. Ya. wusste, dass kein menschliches Gehirn ihn nachvollziehen konnte. Das Problem dabei war, dass bis zu diesem Augenblick kein Mensch mit der Steuerung richtig umgehen konnte.
Aber was war mit dem nächsten oder dem übernächsten Augenblick? Während Informationen flossen, von der Nahrungsfabrik und aus dem Hitschi-Himmel; während Tote Menschen redeten; wenn es mindestens einen halbwegs erfahrenen menschlichen Piloten gab, Wan – bei alledem und vor allem bei der Flut neuen Wissens, die sich aus der Enträtselung der Gebetsfächer ergeben mochte …
Wie lange, bis einige der Geheimnisse enträtselt waren? Vielleicht gar nicht mehr lange.
S. Ya. wünschte sich, dass sie beteiligt sein könnte, wie es ihre Kommilitonen waren. Wie ihr Mann. Sie wünschte sich noch mehr, keine Ahnung davon zu haben, welche Rolle er am dringendsten spielen wollte. Aber der Verdacht blieb. Wenn Robin ein Hitschi-Schiff veranlassen konnte, ihn zu jedem beliebigen Ziel im Universum zu fliegen, glaubte sie zu wissen, welches Ziel er ansteuern würde.
Semya Yagrodna Laworowna-Broadhead rief ihre Sekretärin: »Wie viel Zeit habe ich noch?«
Das Programm erschien und sagte: »Es ist jetzt fünf Uhr zweiundzwanzig. Doktor Liederman wird um sechs Uhr fünfundvierzig erwartet. Sie werden dann für den Eingriff vorbereitet, der um acht Uhr stattfinden soll. Sie haben etwas mehr als eineinviertel Stunden. Möchten Sie schlafen?«
S. Ya. lachte leise in sich hinein. Es belustigte sie immer wieder, wenn ihre eigenen Programme ihr Ratschläge gaben. Sie fühlte sich aber nicht gehalten, sie anzunehmen.
»Ist für heute und morgen ein Speiseplan aufgestellt worden?«, fragte sie.
»Njet, Gosposcha.«
Das war gleichzeitig eine Erleichterung und eine Enttäuschung. Robin hatte für heute wenigstens kein Essen verordnet, das dick machte – oder vielleicht war sein Vorschlag wegen der Operation überstimmt worden? »Such etwas aus«, ordnete sie an. Das Programm war durchaus in der Lage, Speisepläne aufzustellen. Es lag nur an Robin, dass sie sich beide mit solchen alltäglichen Dingen überhaupt befassten. Aber Robin war Robin, und zuzeiten betrieb er das Kochen als Steckenpferd, schnitt Zwiebeln für einen Salat papierdünn zurecht und stand stundenlang am Herd, um in einem Topf zu rühren. Manchmal war das, was er auf den Tisch brachte, grässlich, manchmal nicht; Essie war nicht kritisch, weil sie für das, was sie aß, wenig Interesse aufbrachte. Und auch deshalb, weil sie dankbar dafür war, sich mit solchen Dingen nicht befassen zu müssen; zumindest in dieser Hinsicht übertraf Robin ihren Vater. »Nein, warte«, sagte sie plötzlich. »Wenn Robin heimkommt, wird er Hunger haben. Servier ihm einen Imbiss – Krapfen und Kaffee wie in New Orleans. Wie im Café du Monde.«
»Da, Gosposcha.« Wie raffiniert du bist, dachte Essie und lächelte vor sich hin. Noch eine Stunde und zwölf Minuten.
Es konnte nicht schaden, wenn sie sich ausruhte.
Schläfrig war sie aber nicht.
Ich kann noch einmal ihr medizinisches Programm befragen, dachte sie. Aber sie wollte eigentlich gar nichts von den Dingen hören, die ihr jetzt wieder einmal bevorstanden. So große Stücke aus dem Körper eines anderen Menschen zu nehmen, um ihren eigenen zu ergänzen! Die Niere, ja. Man mochte sie verkaufen und noch etwas übrig haben. Als Studentin hatte Essie Genossinnen gekannt, die genau das getan hatten. Sie hätte es vielleicht sogar selbst getan, wenn sie noch eine Spur ärmer gewesen wäre. Aber obwohl sie nicht viel mehr von Anatomie verstand, als ihr Vater ihr beigebracht hatte, während sie zu seinen Füßen saß, wusste sie genug, um sicher zu sein, dass die Person oder die Personen, die ihr alle die anderen Gewebeteile und Organe gegeben hatten, nicht mehr genug besitzen würden, um weiterleben zu können. Ein unbehagliches Gefühl.
Beinahe so unbehaglich wie die Erkenntnis, dass sie selbst bei medizinischem Vollschutz von dieser begegnung mit Wilma Liedermans Messern nicht zurückkehren mochte.
Immer noch eine Stunde und elf Minuten.
Essie setzte sich wieder auf. Ob sie am Leben bleiben würde oder nicht, sie war als Ehefrau so pflichtgetreu, wie
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