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Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Titel: Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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zweimal auf dem Operationstisch, bevor ich heimkam, und noch einmal zwölf Tage später, als man noch einmal operieren musste. Beim letzten Mal sorgte man bewusst für ihren klinischen Tod. Brachte Herz und Atmung zum Stillstand und hielt nur das Gehirn am Leben. Und jedes Mal, wenn man sie wieder belebte, fürchtete ich, sie würde am Leben bleiben – denn wenn sie das tat, hieß dies, dass sie noch einmal sterben mochte, und ich ertrug es nicht mehr. Aber langsam und mühevoll begann sie zuzunehmen, und Wilma erklärte mir, die Wende sei gekommen. Es war wie das Aufglühen der Spirale in einem Hitschi-Schiff bei der Wendemarke, wenn man weiß, dass man den Flug überleben wird. Ich verbrachte die ganze Zeit, Wochen und Wochen, im Haus, sodass ich immer da war, wenn Essie mich sehen konnte.
    Das war eine gute Gelegenheit, Schuldgefühle zu entwickeln, und Schuld ist ein Gefühl, das mir leicht fällt – wie mein altes psychoanalytisches Programm mir früher dauernd zu erklären pflegte. Und als ich hineinging, um Essie zu sehen, die wie eine Mumie aussah, erfüllten Freude und Sorge mein Herz, und Schuld und Groll lähmten mir die Zunge. Ich hätte mein Leben dafür gegeben, sie gesund zu machen. Aber das schien kein praktikables Verfahren zu sein, jedenfalls sah ich keine Möglichkeit, das durchzusetzen, und der andere schuldbewusste und feindselige Teil von mir wollte frei sein, um an die verlorene Klara zu denken und mit dem Gedanken zu spielen, ob ich sie eines Tages wiederfinden mochte.
    Aber Essie wurde gesund. Sie wurde rasch gesund. Die schlaffen Tränensäcke unter den Augen füllten sich und wurden lediglich zu Schatten. Die Schläuche aus ihrer Nase verschwanden. Sie aß wie ein Scheunendrescher. Vor meinen Augen ging sie auseinander, ihre Büste schwoll, die Hüften gewannen ihre Rundungen wieder.
    »Herzlichen Glückwunsch an die Ärztin!«, sagte ich zu Wilma Liederman, als ich sie auf ihrem Weg zur Patientin entdeckte.
    »Ja, sie hält sich gut«, sagte sie mürrisch.
    »Es gefällt mir nicht, wie Sie das sagen«, erwiderte ich. »Was ist los?«
    Sie erbarmte sich.
    »Eigentlich gar nichts, Robin. Alle Untersuchungsergebnisse sind gut. Aber sie hat es so eilig.«
    »Das ist doch gut, oder?«
    »Bis zu einem gewissen Punkt. Und jetzt muss ich zu meiner Patientin«, fügte sie hinzu, »die in ein, zwei Wochen vielleicht schon völlig normal sein wird.«
    Was für eine gute Nachricht das war! Und wie widerstrebend ich sie aufnahm.
    Ich durchlebte alle diese Wochen mit einem Schatten. Manchmal wirkte er wie Unheil, wie der alte Peter Herter, der die Welt erpresste, während die Welt nichts tun konnte, um sich zu wehren. Und manchmal schien er in Zorn zu geraten wie die Hitschi, als wir in ihre komplexen und privaten Welten eindrangen. Man möchte meinen, ich hätte zwischen Hoffnungen und Sorgen unterscheiden können, ja? Falsch. Beide erschreckten mich zutiefst. Wie mir der gute alte Sigfrid zu erklären pflegte, habe ich ein großes Talent nicht nur für Schuldbewusstsein, sondern auch für dumpfe Grübelei.
    Und wenn man es genau nahm, hatte ich ein paar sehr konkrete Dinge, die mir Sorgen machten. Nicht nur Essie. Wenn man ein gewisses Alter erreicht, hat man ein Recht zu erwarten, dass bestimmte Bereiche des Lebens stabil bleiben. Nämlich welche? Etwa das Geld. Ich war daran gewöhnt, viel zu haben, und da kam mein Anwaltsprogramm daher und teilte mir mit, ich müsse auf den Pfennig achten.
    »Aber ich habe Hanson Bover eine Million in bar versprochen«, sagte ich, »und die bezahle ich. Verkauf Aktien.«
    »Ich habe Aktien verkauft , Robin!« Er war nicht zornig. Er war nicht darauf programmiert, wirklich zornig zu werden, aber er konnte niederträchtig sein, und das war er.
    »Dann verkauf mehr. Was können wir am besten abstoßen?«
    »Derzeit nichts, Robin. Der Wert der Nahrungsgruben ist drastisch gesunken, des Brandes wegen. Die Fischfarmen haben sich vom Verlust der Jungfische noch nicht erholt. In ein, zwei Monaten …«
    »Ich brauche das Geld nicht in ein, zwei Monaten. Verkauf!« Und als ich ihn wegschickte und Bover anrief, um in Erfahrung zu bringen, wohin ich seine Million schicken sollte, wirkte er tatsächlich überrascht.
    »Angesichts des Eingreifens der Gateway-Gesellschaft dachte ich, Sie würden sich nicht mehr an die Abmachung gebunden fühlen«, sagte er.
    »Abgemacht ist abgemacht«, sagte ich. »Das Juristische können wir abwarten. Es bedeutet nicht viel, solange

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