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Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Titel: Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Gateway mir das Vorkaufsrecht abgenommen hat.«
    Er wurde sofort argwöhnisch. Was mache ich, dass die Leute mir gegenüber argwöhnisch werden, sobald ich mich besonders anstrenge, gerecht zu sein?
    »Warum wollen Sie beim juristischen Teil abwarten?«, fragte er scharf und rieb sich heftig die Schädeldecke – schon wieder ein Sonnenbrand?
    »Ich ›will‹ nicht«, sagte ich, »es spielt einfach keine Rolle. Sobald Sie Ihre Verfügung zurückziehen, bekomme ich die von Gateway auf den Tisch geknallt.«
    Neben Bovers finsterem Gesicht erschien mein Sekretariatsprogramm. Sie sah aus wie eine Witzzeichnung des lieben Schutzengels, Bover ins Ohr flüsternd, aber was sie sagte, galt in Wirklichkeit mir: »Sechzig Sekunden bis zu Mr. Herters Denkzettel«, sagte sie.
    Ich hatte vergessen, dass der alte Peter uns wieder eine seiner Vier-Stunden-Fristen gestellt hatte.
    »Es ist Zeit, sich auf Peter Herters nächsten Nadelstich vorzubereiten«, sagte ich und legte auf – es war mir im Grund gleichgültig, ob er sich erinnerte, ich wollte nur das Gespräch beenden. Man brauchte nicht viel vorzubereiten. Es war rücksichtsvoll – nein, es war ordentlich – vom alten Peter, uns jedes Mal zu warnen und dann pünktlich anzutreten. Aber für Flugzeugpiloten und Autofahrer war es wichtiger als für Stubenhocker wie mich.
    Dafür war aber Essie da. Ich schaute hinein, um mich zu vergewissern, dass sie nicht gerade eine Infusion erhielt, katheterisiert oder gefüttert wurde. Sie schlief – ganz normal, umgeben von ihrer Flut dunkelgoldener Haare und leise schnarchend. Auf dem Rückweg zu meinem bequemen Konsolensessel spürte ich schon Peter in meinem Gehirn.
    Derartige Invasionen waren mir sehr vertraut geworden. Dazu gehörte keine besondere Geschicklichkeit. Die ganze Menschheit hatte im Lauf von mehr als zwölf Jahren große Kenntnisse darin erworben, seitdem dieser Schwachkopf Wan mit seinen Flügen zur Nahrungsfabrik begonnen hatte. Bei ihm war es am schlimmsten gewesen, weil es so lange gedauert hatte und er uns an seinen Träumen teilnehmen ließ. Träume besitzen Macht; Träume sind eine Art freigesetzten Wahnsinns. Im Gegensatz dazu war die eine leichte Berührung von Janine Herter ein Nichts gewesen, und Peter Herters exakte Zwei-Minuten-Portionen stellten nicht mehr dar als eine Verkehrsampel – man hält für eine Zeit an und wartet ungeduldig, bis es vorbei ist, dann fährt man weiter. Alles, was ich durch Peter je zu fühlen bekam, war, wie er sich fühlte – manchmal die kleinen Leiden des Lasters, manchmal Hunger oder Durst, einmal die nachlassende, zornige sexuelle Begierde eines alten Mannes, der ganz allein war. Als ich mich setzte, dachte ich – soviel ich mich entsinne  – noch, dass diese Invasion einem kleinen Schwindelanfall glich, nach zu langem Kauern in einer bestimmten Haltung; wenn man aufsteht, muss man kurze Zeit warten, bis man ihn überwunden hat. Aber das hörte nicht auf. Ich spürte die Verschwommenheit, die Dinge mit zwei Augenpaaren zugleich zu sehen, und unartikuliert Zorn und Elend des alten Mannes – keine Worte, nur eine Art Ton, so, als flüstere jemand etwas, das ich nicht richtig verstehen konnte.
    Doch es hörte nicht auf. Die Verschwommenheit nahm zu. Ich kam mir fast wie im Delirium vor. Das zweite Sehen, das nie scharf und deutlich ist, begann Dinge zu zeigen, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Keine wirklichen Dinge. Phantasiegebilde. Frauen mit Schnäbeln wie Raubvögel. Riesige, glitzernde Metallungeheuer, die an der Innenseite meiner Lider dahinrollten. Hirngespinste. Träume.
    Die auf zwei Minuten bemessene Dosis war überzogen. Der Saukerl war im Kokon eingeschlafen.
     
    Ein Glück, dass es die Schlaflosigkeit der alten Männer gab! Es dauerte keine acht Stunden, sondern nicht viel länger als eine.
    Aber es waren über sechzig unerfreuliche Minuten. Als ich fühlte, wie die unerwünschten Träume spurlos aus meinem Inneren glitten, und sicher war, sie würden auch fortbleiben, rannte ich in Essies Zimmer. Sie war hellwach und lehnte an den Kissen.
    »Bin in Ordnung, Robin«, sagte sie sofort. »War ein interessanter Traum. Nette Abwechslung zu meinem.«
    »Ich bringe den alten Halunken um«, sagte ich.
    Essie schüttelte den Kopf und grinste mich an.
    »Nicht praktisch«, meinte sie.
    Nun, vielleicht nicht. Aber sofort, als ich mich vergewissert hatte, dass Essie nichts fehlte, rief ich Albert Einstein.
    »Ich brauche Rat. Kann man irgendetwas tun, um

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