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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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voller verschlafener, kleiner Städte und Dörfer. Meins machte da keine Ausnahme. Magie gehörte in die Städte. Sie war exotisch, teuer und für arme, einfache Leute wie mich unerreichbar. Ich bekam sie nur ganz selten zu sehen und auch dann nur im Geheimen.
    Aber jetzt waren überall Licht und Farbe. Alles ergoss sich über den Boden und die Straße, legte sich über jedes Blatt und jeden Grashalm, über die Kopfsteine und die Holzbalken unseres Vorgartens. So viel! Mir war nie klargeworden, dass zu der Welt, die mich umgab, so viel gehörte. Die Magie verlieh den Wänden Struktur und Linien, so dass ich zum ersten Mal in meinem Leben mein Elternhaus wirklich sah. Sie umsäumte die Bäume um mich herum, den alten Pferdekarren, der neben dem Haus stand — zuerst wusste ich gar nicht, was das war — und die Leute, die mit weit aufgerissenen Mündern draußen auf der Straße standen. Ich sah das alles — ich sah es wirklich, so, wie die anderen auch. Vielleicht sah ich auch mehr als sie, ich weiß es nicht. Aber den Moment werde ich für immer in meinem Herzen bewahren: die Rückkehr von etwas Wunderbarem. Die Wiederzusammensetzung von etwas lange Zerbrochenem. Die Wiedergeburt des Lebens.
    An dem Abend erfuhr ich vom Tod meines Vaters.
    Einen Monat später machte ich mich auf den Weg in die Stadt Elysium, um dort ein neues Leben zu beginnen.
    So vergingen zehn Jahre
     

 
     

    1
    »Weggeworfene Schätze«
    (Enkaustik auf Leinwand)

    Bitte helft mir«, sagte die Frau. Ich erkannte sofort ihre Stimme. Sie, ihr Mann und zwei Kinder hatten sich vor ungefähr einer Stunde an meinem Tisch einen Wandteppich angesehen, ihn aber nicht gekauft. Sie war verärgert gewesen. Der Teppich war teuer, ihre Kinder drängten. Jetzt hatte sie Angst. Ihre Stimme klang ruhig, hatte aber unterschwellig einen ängstlichen Unterton.
    »Worum geht es?«, fragte ich.
    »Meine Familie. Ich kann sie nicht finden.«
    Ich legte mein freundlichstes Sonntagslächeln auf. »Vielleicht sind sie nur kurz weggegangen. Es ist leicht, sich hier in der Nähe des Stammes zu verlieren. Wo habt Ihr sie zuletzt gesehen?«
    »Da.« Ich hörte, wie sie sich bewegte. Wahrscheinlich zeigte sie mit dem Finger. Sie bemerkte ihren Fehler nach einem Moment. Wie üblich war auch sie plötzlich peinlich berührt. »Ah ... tut mir leid, ich frage jemand anderen ...«
    »Wie Ihr wünscht«, sagte ich leichthin, »aber wenn Ihr von der hübschen, sauberen Gasse dort drüben in der Nähe der Weißen Halle sprecht, dann weiß ich wahrscheinlich, was passiert ist.«
    Sie schnappte hörbar nach Luft, und ich wusste, dass ich richtig geraten hatte. »Woher wisst Ihr ...«
    Ich hörte, wie Ohn — einer der anderen Kunsthändler in meiner Nähe auf dieser Seite des Parks — leise schnaubte. Daraufhin musste ich lächeln, und ich hoffte, dass die Frau dies als Freundlichkeit und nicht als Belustigung auf ihre Kosten auslegte.
    »Sind sie in die Gasse hineingegangen?«, fragte ich.
    »Ja ... also ...« Die Frau zappelte unruhig; ich hörte, wie sie ihre Hände aneinander rieb. Ich kannte das Problem bereits, aber ich überließ es ihr, damit klarzukommen. Niemand mag es, wenn man ihm sein Fehlverhalten unter die Nase reibt. »Es ist nur ... mein Sohn musste mal, aber keins der Geschäfte hier wollte ihm erlauben, die Toilette zu benutzen, wenn wir nichts kaufen. Wir haben nicht viel Geld ...«
    Diese Ausrede hatte sie bei mir schon benutzt, um meinen Wandteppich nicht zu kaufen. Mir machte das nichts aus - ich war die Erste, die bereitwillig eingestand, dass niemand etwas von dem, was ich verkaufte, tatsächlich brauchte —, aber es ärgerte mich, dass sie es so auf die Spitze getrieben hatte. Zu geizig zu sein, um einen Wandteppich zu kaufen, war eine Sache, aber zu geizig für einen Imbiss oder eine Kleinigkeit? Das war alles, was wir Geschäftsleute von den Auswärtigen als Gegenleistung dafür verlangten, dass sie uns anstarrten, unsere Stammkunden verdrängten und sich dann noch darüber beschwerten, wie unfreundlich die Stadtbewohner doch seien.
    Ich beschloss, sie nicht darauf hinzuweisen, dass ihre Familie die ... Örtlichkeiten in der Weißen Halle umsonst hätte benutzen können.
    »In dieser Gasse gibt es eine einzigartige Einrichtung«, erklärte ich stattdessen. »Jeder, der die Gasse betritt und sich entkleidet — und sei es nur teilweise —, wird in die Mitte des Sonnenmarkts versetzt.«
    Die Marktleute hatten an dem Ankunftsort eine Bühne errichtet,

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