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Die geheime Reise der Mariposa

Die geheime Reise der Mariposa

Titel: Die geheime Reise der Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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Sand.
    »Was …?«, fragte José.
    »Raketen«, sagte Jonathan. »Die Amis. Sie schießen von Baltra aus.«
    Er sah die Verblüffung in Josés Augen. »Woher weißt …«
    »Ich weiß es nicht. Aber es wäre eine gute Erklärung. Sie üben. Der Fels ist ein hervorragendes Ziel.«
    Er streichelte den verletzten Pinguin. Er hatte Angst gehabt, er hätte ihn bei seinem Sturz gequetscht, aber dem Vogel schien nichts geschehen zu sein.
    »Danke«, sagte José leise. »Ich glaube, wir sind quitt. Du hast mich gerettet.«
    »Hm«, sagte Jonathan. »Sieht so aus.«
    »Warum?«, fragte José. »Und warum bist du gerannt? Ich dachte, du wolltest sterben?«
    Jonathan zuckte die Schultern und streichelte weiter den Pinguin. »Oskar«, sagte er. »Ich werde ihn Oskar nennen. Er sieht so aus.« Dann sah er auf und lächelte. Seine blauen Augen lächelten mit. »Vorerst … sterbe ich nicht. Vorerst halte ich andere davon ab, es zu tun. José, wir können ihn doch mitnehmen, oder? Oskar.«
    »Wohin?«, fragte José.
    »Das wollte ich dich auch fragen«, antwortete Jonathan ernst. »Wohin segeln wir?«
    Keiner von ihnen hatte Lust, die Nacht auf Bartolomé zu verbringen. Die Luft um sie schien zu zittern, als sie zurück zur Mariposa wateten – zu zittern in Erwartung eines weiteren hohen Tons, einer weiteren Explosion.
    Es war ganz dunkel, als José den Anker aus dem Schlick zog. Und dann segelten sie hinaus in eine weitere pazifische Nacht, eine Nacht voller Wolken, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie regnen sollten. Carmen hatte auf Jonathans Schulter Platz genommen, und auf seinem Schoß hielt er Oskar, den Pinguin, der ab und zu kleine besorgte Laute von sich gab.
    »So«, sagte José. »Wenn du wirklich mit mir fährst, wird es Zeit zu erzählen. Tausend Geschichten zu erzählen. Du kannst darüber nachdenken, welche du zuerst erzählst, während ich noch eben die Positionslichter …«
    »Warte«, unterbrach Jonathan ihn. »Tausend Geschichten können warten. Nur die tausendunderste ist jetzt wichtig. Es ist die Geschichte von einem amerikanischen Schiff, das irgendwo da draußen in der Nacht liegt und lauert. Und dieses Schiff hat keine Lichter gesetzt, da möchte ich wetten. Es wartet auf uns.«
    »Das Schiff, das vorhin neben der Mariposa lag und sofort wieder abgefahren ist? Ich habe es gesehen. Und ich glaube, ich kenne es. Das ist die Roosevelt. Ein etwas zu groß geratener Name für so ein kleines Schiff. Sie kommt von Baltra. Meine Brüder haben erzählt, bis vor Kurzem sei sie ein privater Segler gewesen. Die Amis haben sie zu einem Militärschiff gemacht. Sie haben dem Besitzer eine Menge Geld gezahlt. Die Roosevelt ist nicht das einzige Schiff, das seine Farbe gewechselt hat, um in den Krieg zu ziehen.«
    Jonathan lächelte über seine Worte. Es war nicht wirklich so, dass dieses Schiff heroisch beflaggt in den Krieg zog. Die Roosevelt war also eines der vielen Kontrollschiffe, die die Inseln patrouillierten. Aber jetzt war sie auf der Suche.
    »Sie suchen«, sagte Jonathan langsam. »Sie suchen … dich.«
    Keiner der Männer hatte Josés Namen erwähnt – doch nach wem sollten sie sonst suchen?
    »Ich habe sie reden hören«, fuhr Jonathan fort. »Sie sind hinter einer Karte her. Das ist eine der tausend Geschichten, die erzählt werden müssen, nehme ich an.«
    José nickte. »Keine Positionslichter also«, sagte er.
    So verließ die Mariposa Bartolomé genauso unsichtbar, wie sie Baltra verlassen hatte. Ein Geisterschiff.
    Jonathan tastete sich unter Deck und fand nach langem Suchen auf einem der Regale eine Kerze und Streichhölzer. »Die eine Kerze unter Deck wird niemand sehen«, flüsterte er zu José hinauf. »Es ist wegen Oskar. Ich muss mich endlich um seine Wunde kümmern. José? Rauchst du?«
    »Manchmal. Warum?«
    »Es ist nur … es riecht hier so nach Tabak«, sagte Jonathan. »Vorhin roch es noch nicht nach Tabak.« Dann fiel ihm ein, dass José an Land gewesen war, genau wie er selbst. Carmen kletterte von seiner Schulter und setzte sich auf den Kajütentisch, um sich im Licht der Kerze zu putzen. Ihre Augen glitzerten schlau. Sie wusste mehr als er.
    »Wenn du es bist, die raucht«, sagte Jonathan streng, »tu das bloß nicht dort hinten bei den Benzinkanistern. Die Dinger explodieren, verstehst du?«
    Er würde später über die Sache mit dem Tabak nachdenken. Zunächst brauchte er etwas, um Oskars Wunde zu desinfizieren. Er fand eine Flasche Rum zwischen den Dosen mit dem eingemachten

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