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Die geheime Reise der Mariposa

Die geheime Reise der Mariposa

Titel: Die geheime Reise der Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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seinem Schaukelstuhl. »Sie war einfach plötzlich da, und sie ist gar nicht tot, jedenfalls behauptet sie das, und sie ist auf einem honiggelben Schiff gekommen, und einen Zoo hat sie auch mitgebracht. Und einen Bruder, der in Wirklichkeit kein richtiger Bruder ist, weil später heirate ich ihn mit Torte.«
    »Marit?«, fragte Papa.
    Marit nickte. Sie fand sich in seinen Armen wieder, und sie ahnte, dass dies der Tag der Umarmungen war.
    »Ich … ich verstehe gar nichts …«, murmelte Papa.
    Er nahm Marit an der Hand und führte sie um das Haus herum und hinter dem Haus gab es ein Maisfeld. Es hatte nicht die viereckige Form eines Maisfelds, seine Grenzen waren völlig unregelmäßig. Und Marit begriff, dass auch das eine Maßnahme gegen die Flugzeuge war. Ein viereckiges Feld erkennt man von oben als Feld, ein Amöbenfeld nicht.
    Mitten im Mais stand Mama. Sie trug ein altes graues Kopftuch und Männerkleider, und um sie herum war die Luft blau von tausend Schmetterlingsflügeln. Marit sah ein goldenes Glänzen dazwischen. Die Schmetterlinge hatten goldene Flecken auf den Flügeln.
    Es war alles zu unglaublich.
    »Er macht irgendwelche Zeichen«, sagte Ben. »Fahren wir näher an sie heran.«
    Das Funkgerät der Albatros hatte sich nicht vom letzten Sturm erholt.
    Seit dem Tag nach dem Vulkanausbruch fuhren die Roosevelt und die Albatros dicht nebeneinanderher, Militärgrau neben Federweiß. Aber auch gemeinsam hatten sie es nicht geschafft, die Besatzung der Mariposa aus den Wellen zu bergen. Es war still geworden auf den Schiffen, seit die Mariposa im Sturm gesunken war.
    Ben Miller verfluchte seine eigene Dummheit in jeder Minute. Der Mann, der mit ihm an Bord der Albatros gegangen war, um José zurückzubringen, war nur noch ein Schatten seiner selbst. Sein Name war Señor Fernandez. José war sein jüngster Sohn gewesen.
    Ben hatte es Lindsey erklärt – zu spät erklärt: wie er José am Hafen von Baltra getroffen hatte. Wie er gesagt hatte, er solle herausfinden, was auf der Isla Maldita geschah, dann würden sie ihn mit in die Luft nehmen. Nur so, zum Spaß. Er hatte doch nicht ahnen können, dass der Junge das Boot eines Toten stehlen würde, der nicht tot war. Und dass er seltsame Karten sammelte.
    »Egal, was warum geschehen ist«, hatte Lindsey gesagt. »Casafloras Karte ist mit der Mariposa gesunken. Was mit Ihnen geschieht, Miller, das besprechen wir, wenn wir wieder auf Baltra sind.«
    Lindseys und Parkers Mission war erfüllt. Sie waren losgefahren, um Casaflora und die Karte zu vernichten, ehe sie den Deutschen in die Hände fiel. Casaflora war tot und die Karte lag auf dem Grund des Pazifiks. Natürlich hatte es auch sie berührt, dass zwei Kinder mit ihr im Pazifik versunken waren. Aber immerhin hatte der Junge sich geweigert, Casaflora die Karte auszuhändigen. Vielleicht, dachte Lindsey, war er weniger Kind gewesen, als man gemeinhin von einem Dreizehnjährigen dachte. Vielleicht hatte er geglaubt, er könnte die Karte auf irgendeinem Umweg doch noch an die Deutschen verkaufen. Sie würden es nie herausfinden.
    Jetzt verstand Ben, was Parker durch das Megafon rief: »Wir kehren um! Wir fahren zurück zur Isla Maldita! Wir haben einen Funkspruch erhalten. Ein Flieger hat am Strand der Insel jemanden gesehen! Einen Menschen!«
    Ben sah, wie ein neues Licht in Fernandez’ Augen zu leuchten begann.
    »Sie sind am Leben«, sagte er.
    Auf der Roosevelt ließ Parker das Megafon sinken.
    »Er macht sich Hoffnungen«, sagte er zu Waterweg, der neben ihm stand. »Aber ich denke nicht, dass es die Kinder sind, die wir auf der Insel finden werden. Gott, ich wünschte, er würde nicht hoffen. Es gibt nichts Schlimmeres als enttäuschte Hoffnungen.«
    »Doch«, erwiderte Waterweg. »Es gibt etwas Schlimmeres. Gehasst zu werden, weil jemand nicht begriffen hat, auf welcher Seite man steht. Marit ist am Leben. Sie muss am Leben sein. Ich muss ihr endlich so vieles erklären. Worauf warten wir? Kehren wir um.«
    Alles in dem kleinen Haus war ein wenig schief und provisorisch. Aber Marit konnte nicht aufhören zu denken, dass es das schönste Haus war, das sie je gesehen hatte. Sie trugen mehr Stühle auf die Veranda und Mama kochte Tee und stellte Blechteller mit Bananenkuchen auf den wackeligen Tisch. Marit hatte ihr die alte Schiebermütze wiedergegeben, und nun trug sie sie statt des Kopftuchs. Und während Marit sich ein wenig für den Hunger schämte, mit dem sie über den Kuchen herfiel, begannen

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