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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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saß dahinter.
    Aber nicht irgendein Junge. Es war Marc Merritt, der größte, coolste und beste Stürmer, den unser Basketball-Team jemals gehabt hatte. Ich hatte mal gesehen, wie er einen Apfelbutzen im Mülleimer des Lehrerzimmers versenkte, von seinem Sitz im Klassenzimmer aus, über den Flur, während beide Türen halb geschlossen waren. Marc sah aus wie eine größere, schwarze Version von Jet Li, und er bewegte sich auch mit der gleichen akrobatischen Leichtigkeit. Er war im anderen Gemeinschaftskundekurs von Mr.Mauskopf, und wir hatten Gesundheitserziehung zusammen. Die meisten Mädchen an der Fisher standen auf ihn. Ich hätte auch auf ihn gestanden, wenn ich mir Chancen ausgerechnet hätte … Na ja. Um ehrlich zu sein, hatte ich trotzdem ein Auge auf ihn geworfen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass er keine Ahnung hatte, wer ich war.
    »Hallo, ich bin hier, um Dr.Rust zu treffen«, sagte ich.
    »Gut. Wen soll ich anmelden?«
    »Elizabeth Rew.«
    Marc Merritt hob den Hörer eines altmodischen Telefons mit Wählscheibe ab. »Elizabeth Rew ist hier, um Sie zu sprechen, Doktor … Sicher … Nein, heute bis sechs … In Ordnung.« Mit einem langen Arm, der sogar länger als der von Mr.Mauskopf war, deutete er auf eine luxuriöse Fahrstuhltür aus Bronze. »Fünfter Stock, nach links durch den Torbogen. Du kannst es nicht verfehlen.«
     
    Als ich aus dem Fahrstuhl trat, führten Korridore in drei Richtungen. Wie man das alles in dieses enge Gebäude gequetscht hatte, konnte ich mir nicht vorstellen. Ich ging drei Stufen abwärts und durch einen Torbogen in einen kleinen, mit Büchern gefüllten Raum.
    Dr.Rust war dünn und sehnig, mit struppigem, fast rotbraunem Haar und einer Milliarde Sommersprossen.
    »Elizabeth. Schön, dich zu sehen.« Wir gaben uns die Hand. »Bitte, setz dich. Ist mit Stan alles in Ordnung?«
    Mein erster Eindruck: streng, aber gerecht; ernst, aber mit einem kleinen Funkeln in den Augen. Seltsam angezogen.
    »Ja«, sagte ich.
    »Er hält sich immer noch diese gewaltige Bestie in seiner winzigen Wohnung, oder?«
    »Ich denke schon. In seiner Wohnung war ich aber noch nie.«
    »Nun. Mal sehen, du bist in Stans Kurs für europäische Geschichte, oder?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Gut, gut. Stan hat uns noch nie einen schlechten Pagen geschickt. Er sagt, du seist fleißig, herzlich und selbständig – das ist ein großes Lob aus Stans Mund, das kannst du mir glauben. Demnach ist das hier nur eine Formalität, aber nur, um sicherzugehen: Deckst du den Tisch zu Hause?«
    Was war das für eine Frage? »Ja, meistens.« Ein weiterer Nachteil daran, dass meine Stiefschwestern aufs College gingen: Ich war das einzige Kind, das übrig war, um bei der Hausarbeit zu helfen.
    »Wie oft ungefähr?«
    »Meistens. Vielleicht fünf- oder sechsmal die Woche.« In Gedanken fügte ich hinzu: unter den genervten Blicken meiner Stiefmutter.
    »Und wie viel hast du dieses Jahr zerbrochen?«
    »Geschirr?«
    »Ja, Geschirr, Gläser, solche Sachen.«
    »Nichts. Wieso?«
    »Oh, wir können nie vorsichtig genug sein. Wann hast du das letzte Mal deine Schlüssel verloren?«
    »Ich verliere meine Schlüssel nie.«
    »Sehr schön. Gut, ordne die hier, bitte.« Dr.Rust gab mir eine Schachtel mit Knöpfen.
    »Sie ordnen? Wonach ordnen?«
    »Tja, das ist deine Entscheidung, nicht wahr?«
    Das war mit Sicherheit das merkwürdigste Vorstellungsgespräch, von dem ich je gehört hatte. Würde ich durchfallen, wenn Dr.Rust die Art, in der ich die Knöpfe sortierte, nicht mochte?
    Ich schüttete sie auf den Schreibtisch und drehte sie alle richtig herum. Da lagen große hölzerne Scheiben und kleine Perlen, glänzende kleine Knöpfe aus rotem, blauem oder gelbem Plastik, funkelnde sternförmige Knöpfe mit Strasssteinen, die wirkten, als würden sie ihre Knopflöcher zerreißen, kleine Seilknoten, ein paar Silberknöpfe mit verschiedenen eingravierten Blumen, winzige, aus Korallen geschnitzte Hasen, flache, durchsichtige Plastikknöpfe für die Innenseite von Bünden, große Glasdinger, die aussahen wie kleine Türknäufe, und ein schwerer Goldknopf, der mit echten Diamanten besetzt zu sein schien.
    Ich ordnete sie nach Materialien: Metall; Holz und andere pflanzliche Materialien; Knochen, Muscheln und andere Teile von Tieren; Stein; Plastik und andere vom Menschen geschaffene Materialien, darunter auch Glas. Dann unterteilte ich jede Kategorie dem Material nach in Untergruppen. In den Untergruppen sortierte ich sie nach

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