Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der schwarze Hexenmeister - Scott, M: Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der schwarze Hex - The Secret of the Immortal Nicholas Flamel # 5 - The Warlock
gibt noch so vieles, von dem ich nur gehört oder gelesen habe. So vieles, das ich noch sehen will.« Wieder machte er eine kurze Pause, bevor er leise fortfuhr: »Ich möchte sämtliche Schattenreiche sehen.«
»Es gibt ein paar, die du ganz bestimmt nicht betreten willst«, erwiderte Machiavelli automatisch.
»Aber es gibt viele andere und die würde ich gern sehen.«
»Einige sind wunderschön«, gab der Italiener zu.
»Ich könnte eine Menge von dir lernen«, meinte Billy. »Und dir im Gegenzug vielleicht auch noch ein bisschen was beibringen.«
»Möglich. Allerdings habe ich seit ewigen Zeiten keinen Schüler mehr angenommen.«
»Und warum nicht?«, fragte Billy.
»Glaub mir«, antwortete Machiavelli, »du willst wirklich nicht wissen …« Er hielt inne, legte den Kopf mit der langen schmalen Nase in den Nacken und schnupperte. »Billy«, fuhr er rasch fort, »ich nehme dich als Schüler auf und bringe dir alles bei, was ich weiß – unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«, fragte Billy vorsichtig.
»Dass du für die nächsten zehn Minuten den Mund hältst.«
Noch während er sprach, schlug ihnen der Gestank von totem Fisch und verfaultem Tang entgegen.
Und aus der Dunkelheit tauchte ein Monster auf.
Billy the Kid trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Oh Mann, du bist vielleicht ein hässlicher –«
»Billy!«
KAPITEL NEUN
D ie Insel Danu Talis«, sagte Marethyu leise und zog den langen Umhang enger um seinen Körper. »Eines der nicht mehr existierenden Weltwunder.«
Scathach, Johanna von Orléans, Saint-Germain, Palamedes und William Shakespeare standen auf einem Berg und blickten hinunter auf eine goldene Stadtinsel von gewaltigen Ausmaßen. Sie erstreckte sich bis zum Horizont. Die Stadt selbst war als kreisrundes Labyrinth angelegt und umgeben von glitzernden blauen Wasserwegen, die sich auch zwischen den Bauwerken hindurchzogen. Auf dem Wasser glänzte silbern das Sonnenlicht. Es blendete, wenn die goldenen Gebäude es reflektierten. Einige Stellen waren fast zu hell, als dass man hinschauen konnte.
Saint-Germain saß im saftigen grünen Gras und Johanna setzte sich neben ihn. »Danu Talis gibt es nicht mehr«, bemerkte er in ruhigem Tonfall. »Ich glaube, ich habe gelesen, dass die Insel untergegangen ist.«
»Wir sind in der Geschichte zehntausend Jahre zurückgegangen«, erklärte der Mann mit dem Kapuzenumhang. Ein warmer Wind fuhr in die Ärmel seines Umhangs, schob sie hoch und ließ den flachen Metallhaken erkennen, der die linke Hand ersetzte. »Das ist Danu Talis kurz vor dem Untergang.«
»Vor dem Untergang«, flüsterte Scathach. Die Kriegerin ging zu einem Erdhaufen und beschattete mit beiden Händen die Augen. Die anderen brauchten nicht zu sehen, dass sie in Tränen schwammen. Sie holte tief Luft und versuchte, das Zittern aus ihrer Stimme herauszuhalten. Vergeblich. »Dann sind meine Eltern und mein Bruder dort unten?«
»Alle sind da«, bestätigte Marethyu. »Sämtliche Älteren sind auf der Insel – sie haben sich noch nicht über die Schattenreiche verteilt. Einigen davon, wie Prometheus und Zephaniah, seid ihr in eurer Zeit begegnet, aber hier sind sie noch jung. Sie werden euch natürlich nicht kennen, da sie euch noch nicht begegnet sind. Du wirst deine Eltern kennen, Kriegerin, aber sie werden dich nicht erkennen, weil du für sie noch nicht geboren bist.«
»Aber ich könnte sie wiedersehen«, flüsterte Scathach. Blutrote Tränen rollten über ihre Wangen.
»Das könntest du. Doch vielleicht reicht die Zeit dazu nicht.«
»Warum nicht?«, fragte Saint-Germain rasch.
»Danu Talis ist dem Untergang geweiht. Das Ende kann morgen eintreten, in zwei Tagen oder auch in drei. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass die Stadt bald versinken muss.«
»Und wenn sie es nicht tut?« Saint-Germain strich sich das lange schwarze Haar aus dem Gesicht. »Was ist, wenn die Insel bestehen bleibt und sich prächtig entwickelt?«
»Dann wird die Welt, die du kennst, aufhören zu existieren«, antwortete Marethyu voller Leidenschaft. »Die Insel muss auseinanderbrechen und die Wesen des Älteren Geschlechts müssen über den ganzen Globus zerstreut werden. Die Magie, die es braucht, um Danu Talis zu zerstören, muss den Erdboden vergiften, die Luft und das Wasser und das Feuer der Vulkane, sodass die Kinder der Älteren, die nächste Generation, die nach dem Untergang von Danu Talis geboren werden, sich im selben Maß von ihren Eltern unterscheiden, wie ihre
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