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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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trieb es ihn, etwas vom Ingenieur zu erfahren.
    Harbert hatte ihn begleiten wollen.
    »Bleib’ hier, mein Sohn, sagte der Seemann zu ihm. Wir müssen eine Lagerstätte für die Nacht herrichten und sehen, ab wir etwas Solideres für die Zähne austreiben können, als jene Muscheln. Unsere Freunde werden sich bei ihrer Rückkehr stärken wollen. Jeder bleibe bei seiner Sache.
    – Ich bin bereit, Pencroff, antwortete Harbert.
    – Schön, versetzte der Seemann, so wird sich Alles machen; nur mit Methode. Wir sind müde, frieren und haben Hunger. Es handelt sich also darum, ein Obdach, Feuer und Nahrungsmittel zu finden. Der Wald enthält Holz, Nester und Eier; so werden wir nur noch eine Hütte zu suchen haben.
    – Nun gut, sagte Harbert, so will ich eine Grotte in diesen Felsen suchen und werde gewiß eine entdecken, in der wir uns Alle verkriechen können.
    – So sei es, erwiderte Pencroff! An’s Werk, mein Junge.«
    Beide gingen am Fuße der hohen Mauer hin auf dem Sande, den das fallende Wasser in breiter Fläche frei gelegt hatte; doch statt sich nach Norden zu wenden, schlugen sie die Richtung nach Süden ein. Wenige hundert Schritte von der Stelle, wo sie aus Land gekommen waren, hatte Pencroff beobachtet, daß die Küste einen schmalen Spalt bildete, der seiner Meinung nach die Mündung eines Flusses darstellen mußte. Einerseits erschien es von Wichtigkeit, sich vorläufig in der Nachbarschaft trinkbaren Wassers niederzulassen, andererseits lag die Möglichkeit nicht fern, daß Cyrus Smith von der Strömung nach dieser Gegend getrieben worden sei.
    Die hohe Mauer stieg wie erwähnt gegen dreihundert Fuß hoch empor, aber überall, selbst an ihrer Basis, die das Meer bedeckte, theilte kein Einschnitt das Gestein, der als Wohnung benutzbar gewesen wäre. Die steile Mauer bestand aus hartem Granit, dem die Wellen nichts anzuhaben vermochten. Auf dem Gipfel wimmelte es von einer ganzen Welt von Wasservögeln, darunter vorzüglich verschiedene Arten von Handfüßlern mit langen, zusammengedrückten und spitzigen Schnäbeln –, sehr lautes Federvieh, das über die Erscheinung eines Menschen kaum erschreckte und wahrscheinlich zum ersten Male in seiner Einsamkeit gestört wurde. Unter jenen Vögeln erkannte Pencroff mehrere »Labbes«, eine Seemövenart, welche man auch Strandjäger nennt, und daneben kleine gefräßige Möven, die in kleinen Löchern des Granits nisteten Ein Flintenschuß mitten in diese Vogelheerde hätte gewiß eine große Anzahl niedergestreckt, doch um zu schießen, mußte man zunächst ein Gewehr haben, das sowohl Pencroff als Harbert abging. Uebrigens sind diese Vögel kaum eßbar und selbst ihre Eier von sehr widrigem Geschmack.
    Da meldete Harbert, der einige hundert Schritte weiter nach links gegangen war, daß er einige mit Algen überkleidete Felsen gefunden habe, welche die Fluth wenige Stunden später wieder bedecken mußte. An diesen Felswänden hingen zwischen Varecbüscheln eine Menge zweischaliger Muscheln, die für halbverhungerte Leute gewiß nicht zu verachten waren. Harbert rief also Pencroff, der eiligst herzulief.
    »Ah, da sind Miesmuscheln, rief der Seemann, sie ersetzen die uns fehlenden Eier.
    – Nein, solche sind es nicht, antwortete der junge Harbert, nach genauer Betrachtung der an dem Felsen haftenden Schalthiere, das sind Steinmuscheln.
    – Sind sie eßbar? fragte Pencroff.
    – Vollkommen.
    – Nun, auch gut, so verzehren wir Steinmuscheln.«
    Der Seemann konnte sich auf Harbert verlassen.
    Der junge Mensch war in der Naturgeschichte gut bewandert und hatte schon von jeher eine wahre Leidenschaft für diesen Zweig des Wissens. Sein Vater hatte ihn auf diesen Weg geleitet, indem er ihm von den besten Lehrern in Boston Unterricht ertheilen ließ, welche dem intelligenten und fleißigen Kinde sehr zugethan waren. Seine Eigenschaft als Naturkundiger sollte übrigens noch manchmal in Anspruch genommen werden und bei seinem ersten Auftreten täuschte er sich nicht.
    Diese Steinmuscheln bestanden aus langen Schalen und hingen gleichsam traubenweise am Gestein. Sie zählen zu jenen Familien von Mollusken, welche sich selbst in die härtesten Felsen einbohren, und ihr Gehäuse lief in zwei Spitzen aus, eine Anordnung, die sie von der gewöhnlichen eßbaren Muschel unterscheidet.
    Pencroff und Harbert verspeisten eine ziemliche Anzahl dieser Steinmuscheln, welche sich im Sonnenschein halb öffneten, wie Austern, und fanden, daß sie einen sehr pfeffrigen Geschmack

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