Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
sprangen in das Boot und ruderten aus Leibeskräften nach dem Schiffe.
    »Acht weniger! rief Pencroff. Wahrlich, man sollte glauben, Herr Spilett und Ayrton hätten sich vorgenommen, es immer Einer dem Andern zuvor zu thun.
    – Meine Herren, ließ sich Ayrton vernehmen, jetzt wird die Sache ernsthafter; die Brigg segelt heran.
    – Die Ankerkette steht senkrecht … sagte Pencroff.
    – Ja, sie steigt schon auf.«
    Wirklich hörte man deutlich das Knarren der Kurbelhölzer an der Spille, welche die Mannschaft drehte. Der Speedy folgte erst noch dem Zuge des einen Ankers nach, und als dieser sich aus dem Grunde erhob, begann er gegen das Land hin zu treiben. Der Wind blies von der offenen See her; das große Fock-und kleine Marssegel wurden aufgezogen, und langsam näherte sich das Fahrzeug dem Ufer.
    Von den beiden Posten an der Mercy und in den Kaminen erkannte man, ohne ein Lebenszeichen zu geben, deutlich die Bewegungen des Schiffes, die hier nicht geringe Beunruhigung einflößten. Die Lage der Colonisten mußte furchtbar werden, wenn sie auf so kurze Distanz und ohne die Möglichkeit einer wirksamen Erwiderung dem Feuer der Schiffsgeschütze ausgesetzt gewesen wären. Wie hatten sie dann eine Landung der Piraten hintertreiben sollen?
    Cyrus Smith fühlte das recht gut und fragte sich, was dabei zu thun sei. Binnen Kurzem mußte er doch einen Beschluß fassen. Aber welchen? Sich ins Granithaus einschließen und wochen, ja, bei den reichlichen Proviantvorräthen vielleicht monatelang belagern lassen? Gut! Aber was dann? Die Piraten spielten doch inzwischen die Herren der Insel, die sie ungehindert verwüstet hätten, und mußten doch zuletzt die Gefangenen des Granithauses in ihre Gewalt bekommen.
    Indessen blieb noch die eine Aussicht offen, daß Bob Harvey es nicht wagen werde, in den Canal einzulaufen, und sich außerhalb des Eilandes halten würde. Dann trennte ihn mehr als eine halbe Meile von der Küste und seine Schüsse konnten nicht allzu verderblich wirken.
    »Niemals, wiederholte Pencroff, wird Bob Harvey als gewiegter Seemann sich in diesen Canal verirren! Er weiß wohl zu gut, daß er bei ungünstigem Wetter dabei die Brigg auf’s Spiel setzte, und was soll ohne Fahrzeug aus ihm werden?«
    Indessen segelte die Brigg auf das Eiland zu und schien nach dem unteren Ende desselben zu steuern Der Wind wehte nur mäßig, und da die Strömung viel von ihrer Kraft verloren hatte, konnte Bob Harvey ganz nach Belieben manövriren.
    Der vorher von den Booten befahrene Weg belehrte ihn über das einzuhaltende Fahrwasser, auf welchem er mit sinnloser Kühnheit vordrang. Seine Absicht lag auf der Hand; er wollte sich vor den Kaminen aufstellen und mit Hohl-und Vollgeschossen auf die Kugeln antworten, die seine Mannschaft decimirt hatten.
    Bald erreichte der Speedy die Spitze des Eilandes, umsegelte sie mit Leichtigkeit, setzte noch mehr Leinwand bei und befand sich der Mündung der Mercy gegenüber.
    »Die Banditen! Da rücken sie heran!« rief Pencroff.
    Gleichzeitig gesellten sich Nab und Gedeon Spilett zu den vier Uebrigen in den Kaminen.
    Der Reporter und sein Gefährte hatten es für geboten erachtet, den Posten an der Mercy aufzugeben, von dem aus sie gegen das Schiff doch nichts unternehmen konnten, und ihre Vorsicht war auch ganz weise. Jedenfalls empfahl sich eine Vereinigung aller Colonisten, wenn sich ein Entscheidungskampf entspinnen sollte. Gedeon Spilett und Nab benutzten bei ihrem Rückzuge als Deckung die Ufergesteine, erhielten aber doch einen Kugelregen nachgeschickt, der ihnen glücklicher Weise nicht schadete.
    »Spilett! Nab! rief der Ingenieur, Ihr seid nicht verwundet?
    – Nein, antwortete der Reporter, einige Contusionen durch Prellstücke abgerechnet. Aber die verdammte Brigg segelt in den Canal ein!
    – Ja wohl, bestätigte Pencroff, und binnen zehn Minuten liegt sie vor dem Granithause!
    – Wissen Sie einen Ausweg, Cyrus? fragte der Reporter.
    – Wir müssen in das Granithaus flüchten, so lange es noch Zeit ist und die Piraten uns nicht sehen können.
    – Das ist zwar meine Ansicht auch, erwiderte Gedeon Spilett, aber einmal eingeschlossen …
    – Werden wir über das Weitere berathschlagen, ergänzte der Ingenieur seine Worte.
    – Also vorwärts und kein Besinnen mehr! drängte der Reporter.
    – Herr Cyrus, wollen Sie nicht, daß ich mit Ayrton hier zurückbleibe? fragte der Seemann.
    – Wozu, Pencroff? entgegnete Cyrus Smith. Nein, wir trennen uns jetzt nicht mehr!«
    Kein

Weitere Kostenlose Bücher