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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Augenblick war zu verlieren. Die Colonisten verließen die Kamine. Ein kleiner Vorsprung des Steinwalles entzog sie den Blicken der Mannschaft auf der Brigg, doch einige donnernde Knalle und das Anschlagen der Kugeln an die Felsen belehrte sie, daß der Speedy schon sehr nahe sei.
    Sich in den Aufzug stürzen, nach der Thür des Granithauses, in dem Top und Jup seit dem Tage vorher eingeschlossen waren, hinauf winden und in den großen Saal drängen, das war das Werk nur eines Augenblickes.
    Die höchste Zeit war es, denn durch die Zweige vor den Fenstern sahen die Colonisten schon den Speedy in Pulverdampf gehüllt den Canal heraussegeln. Unaufhörlich krachten die Geschütze und flogen die Kugeln blindlings ebenso auf den verlassenen Posten an der Mercy, wie auf die Kamine, daß die Felsen splitterten. Ein wildes Hurrah begleitete jeden Schuß.
    Noch immer gab man sich der Hoffnung hin, daß das Granithaus, dank der Vorsicht des Ingenieurs, die Fenster desselben zu verbergen, verschont bleiben werde, als eine Kugel, die Oeffnung der Thür streifend in den Vorraum eindrang.
    »Verdammt! … Wären wir entdeckt?« rief Pencroff.
    Vielleicht hatte Niemand die Colonisten gesehen, aber Bob Harvey doch den Einfall gehabt, versuchsweise eine Kugel auf das verdächtige Blätterwerk abzufeuern, das an jenem Theile der Felswand hing. Bald häuften sich auch die dorthin gerichteten Schüsse, als eine andere Kugel nach Zerreißung der grünen Schutzwand eine Oeffnung im Granitfelsen bloßlegte.
    Die Lage der Colonisten wurde allgemach verzweifelt. Ihre Zuflucht war verrathen. Sie konnten sich hier nicht mehr vor den Projectilen sichern, noch den Felsen schützen, dessen Stücke wie Kartätschenhagel um sie flogen. Jetzt blieb ihnen nichts mehr übrig, als sich in den aufwärts führenden Gang des Granithauses zurück zu ziehen und ihre Wohnung der Zerstörung preis zu geben, als sich ein furchtbarer dumpfer Knall hören ließ, den ein herzzerreißendes Geschrei begleitete.
    Cyrus Smith und die Seinen eilten an ein Fenster …
    Die Brigg, welche mit unwiderstehlicher Gewalt von einer Art Wasserhose emporgehoben war, zerbarst scheinbar in zwei Stücke, und in weniger als zehn Secunden war sie sammt ihrer Verbrechermannschaft vom Meere verschlungen!
Viertes Capitel.
Die Ansiedler am Strande. – Ayrton und Pencroff beim Retten. – Gespräch beim Frühstück. – Pencroff’s Ansichten. – Genaue Untersuchung des Rumpfes der Brigg. – Die unversehrte Pulverkammer. – Neue Schätze. – Die letzten Trümmer. – Ein Stück gesprengten Cylinders.
    »Sie sind in die Luft gegangen! rief Harbert.
    – Ja, aufgesprengt, als ob Ayrton Feuer an die Pulverkammer gelegt hätte! antwortete Pencroff, der sich mit Nab und dem jungen Manne in den Aufzug stürzte.
    – Doch, was ist hier vorgegangen? fragte Gedeon Spilett, der über diese unerwartete Lösung noch ganz erstaunt war.
    – O, dieses Mal werden wir uns klar werden! erwiderte schnell der Ingenieur.
    – Ueber was? …
    – Später! Später! Kommen Sie, Spilett; die Hauptsache ist, daß diese Piraten aus dem Wege geschafft sind!«
    Cyrus Smith zog den Reporter mit sich und gesellte sich auf dem Strande zu den Andern.
     

    Explosion unter Wasser. (S. 527.)
     
    Von der Brigg sah man nichts mehr, nicht einmal die Maste. Nach ihrer Aufhebung durch die Trombe hatte sie sich auf die Seite geneigt, und war gewiß in Folge eines großen Lecks in dieser Lage untergegangen. Da der Canal an jener Stelle jedoch kaum zwanzig Fuß Tiefe maß, so mußten ihre jetzt überflutheten Seitenwände bei niedrigem Wasser unzweifelhaft wieder zum Vorschein kommen.
     

    »Das war ich früher, Pencroff!« (S. 531.)
     
    Einige Gegenstände schwammen auf der Oberfläche des Meeres. Man sah wohl einen ganzen Haufen Mastersatzstücke und Wechselraaen, Hühnerkäfige mit dem noch lebenden Geflügel darin, Kisten und Fässer, die nach und nach, je nachdem sie durch die Luken emporstiegen, auf der Oberfläche erschienen, aber keine eigentlichen Schiffstrümmer, keine Deckbalken oder Bordwände, wodurch das plötzliche Versinken des Speedy sehr schwer erklärbar wurde.
    Inzwischen tauchten jedoch auch die beiden Masten, welche einige Fuß über ihrem Schafte abgebrochen waren, nach Zerreißung der Stagen und Strickleitern mit theils aufgezogenen, theils gerefften Segeln auf dem Wasser des Canals auf. Da man der Ebbe nicht die Zeit lassen wollte, die Schätze zu entführen, so sprangen Ayrton und Pencroff

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