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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gewesen waren, sollten die Gefährten des Ingenieurs nun Metallurgisten werden.
    Am Tage vorher hatte man den Ausflug bis zu dem Kiefern-Cap sieben Meilen von den Kaminen, ausgedehnt. Dort endete die lange Dünen-Reihe, und nahm der Boden mehr eine vulkanische Natur an, auch starrten keine hohen Mauern empor, wie bei dem Plateau der Freien Umschau, sondern ein launenhaft zerklüfteter Felsenrand, der den Golf zwischen den beiden Caps umfaßte, und aus mineralischen Substanzen, dem Auswurf des Vulkans, bestand. Hier kehrten die Wanderer um und kamen noch vor Einbruch der Nacht nach den Kaminen zurück, konnten aber vor Lösung der Frage keinen Schlaf finden, ob man daran denken solle, die Insel Lincoln zu verlassen oder nicht.
    Die Entfernung von 1200 Meilen bis zu dem Pomotou-Archipel erschien sehr beträchtlich. Ein Canot reichte wohl nicht aus, dieselbe, zumal bei Annäherung der schlechten Jahreszeit, zurückzulegen, wenigstens hatte Pencroff das entschieden erklärt. Aber auch ein einfaches Canot, selbst mit Hilfe der nöthigen Werkzeuge zu erbauen, blieb immer eine schwierige Arbeit; da die Colonisten aber jene Werkzeuge noch nicht besaßen, und sich Hämmer, Aexte, Sägen, Bohrer, Meißel u.s.w. erst anfertigen mußten, so erforderte das natürlich eine sehr lange Zeit. Man entschied sich also dafür, auf der Insel Lincoln zu überwintern, und für die kalten Monate eine bequemere Wohnung aufzusuchen, als die Kamine.
    Vor Allem galt es nun, den Eisenstein, von dem der Ingenieur einige Lager gefunden hatte, nutzbar zu machen und daraus entweder Eisen oder Stahl herzustellen.
    Die Erde enthält im Allgemeinen die Metalle nicht im reinen Zustande, meist findet man sie an Sauerstoff oder Schwefel gebunden. Gerade die von Cyrus Smith mitgebrachten Proben waren die einen Magneteisenstein, ohne Kohlensäure, die anderen Pyrit, oder mit anderen Worten, Eisensulphid. Das erstere mußte demnach mittels Kohle reducirt, d.h. seines Sauerstoffs beraubt werden, um es als reines Eisen zu erhalten. Diese Reduction findet statt, wenn man das Mineral nebst Kohle einer sehr hohen Temperatur aussetzt, entweder durch die schnelle und leichte »catalonische Methode«, welche den Vortheil bietet, das Mineral sofort in Schmiedeeisen zu verwandeln, oder durch die bei Hochöfen gebräuchliche, welche das Naturproduct erst in Guß- und später in Schmiedeeisen umwandelt, indem man dem ersteren drei bis vier Procent Kohlenstoff, welche es noch gebunden hält, entzieht.
    Was bedurfte aber Cyrus Smith? Schmiedeeisen und kein Gußeisen, und es handelte sich also darum, die schnellste Reductionsmethode anzuwenden. Das aufgefundene Material war übrigens an sich sehr rein und reich, es bestand aus Eisenoxyduloxyd, das in großen, dunkelgrauen Massen auftritt, einen schwärzlichen Staub giebt, in regelmäßigen Oetaedern krystallisirt, die natürlichen Magnete bildet und in Europa zur Herstellung jenes Eisens erster Qualität dient, das man in Schweden und Norwegen so häufig antrifft. Nicht weit von diesem Erzlager fanden sich die von den Colonisten schon benutzten Steinkohlen. Die nöthige Behandlung des Minerals erschien also ziemlich leicht, da sich alles dazu Nothwendige nahe bei einander vorfand. Daher rührt auch die so ergiebige Production Großbritanniens, wo Eisen und Steinkohlen in dem nämlichen Boden bei einander lagern.
    »Nun, Mr. Cyrus, wir wollen also jetzt Eisenerze bearbeiten? fragte Pencroff.
    – Ja, mein Freund, antwortete der Ingenieur, und zu dem Zwecke werden wir – was Ihnen nicht mißfallen dürfte – auf dem Eilande eine Robbenjagd unternehmen.
    – Eine Robbenjagd! rief der Seemann, sich zu Gedeon Spilett umdrehend, braucht man denn Robben, um Eisen zu fabriciren?
    – Da Cyrus es sagt, wird es wohl so sein!« erwiderte der Reporter.
    Schon hatte der Ingenieur die Kamine verlassen, und Pencroff traf seine Zurüstungen zur Robbenjagd, ohne eine weitere Erklärung erhalten zu haben. Bald befand sich Cyrus Smith, Harbert, Gedeon Spilett, Nab und der Seemann am Strande, und zwar an einer Stelle, wo der Canal bei tiefer Ebbe eine leicht passirbare Furth bot. Die Jäger durchschritten diese, ohne sich bis über die Kniee naß zu machen.
    Cyrus Smith setzte hiermit also zum ersten Male den Fuß auf das Eiland, seine Gefährten dagegen zum zweiten Male, da sie der Ballon ja früher auf dasselbe geworfen hatte.
    Beim Betreten des Landes sahen sie wohl einige hundert Pinguine ruhig am Strande sitzen. Zwar hätten sie

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