Die geheimnißvolle Insel
ReductionsMethode, welche der Ingenieur anzuwenden beabsichtigte, d.h. für die catalonische Methode, in der Vereinfachung, wie sie in Corsica üblich ist, vollkommen geeignet.
In der That verlangte die eigentliche catalonische Methode die Construction von Oefen und Schächten, in welche das Mineral und die Kohle in abwechselnden Schichten aufgegeben sich umwandelt und reducirt. Cyrus Smith wollte sich diese Umständlichkeiten ersparen und aus dem Gestein und der Kohle einfach eine kubische Masse bilden, in deren Mitte er den Wind seines Blasebalges zu leiten gedachte. Unzweifelhaft vollzog sich der Proceß bei den ersten Metallurgisten der Welt auf dieselbe Weise. Was aber Adam’s Enkeln gelungen war, und in den an Mineralien und Brennmaterial reichen Gegenden noch immer gelang, mußte auch unter den Verhältnissen, in welchen sich die Colonisten der Insel Lincoln befanden, von Erfolg sein.
So wie das Mineral, wurde auch die Steinkohle ohne Mühe und nicht tief unter dem Erdboden gewonnen. Zunächst zerschlug man das Gestein in kleinere Stücke und säuberte es mit der Hand von den beigemengten Unreinigkeiten. Dann wurden Kohlen und Mineral in aufeinander folgenden Lagen aufgehäuft, so wie es der Köhler macht, welcher Holzstücke verkohlen will. Auf diese Weise mußte sich unter Mitwirkung der von den Blasebälgen eingetriebenen Luft die Kohle zuerst in Kohlensäure und hierauf in Kohlenoxyd umwandeln, um das Eisenoxyd-Oxydul zu reduciren, d.h. seines Sauerstoffes zu berauben.
So verfuhr der Ingenieur. Der Blasebalg aus Robbenhaut, der ein Endstück von feuerbeständiger Erde trug, das schon vorher in dem Töpferofen gebrannt worden war, wurde neben dem aufgestellten Haufen angebracht. Durch einen Mechanismus, der in der Hauptsache aus Holzrahmen, Faserseilen und Gegengewichten bestand, in Bewegung gesetzt, trieb er die nöthige Luft in die Masse hinein, welche unter gleichzeitiger Steigerung der Temperatur die chemische Umwandlung in reines Eisen unterstützte.
Die Operation war schwierig, sie beanspruchte die ganze Geduld und volle Einsicht der Colonisten, um sie zu gutem Ende zu führen, doch gelang sie, und das endliche Resultat bestand in einer Luppe schwammartigen Eisens, welches gezängt und geschweißt, d.h. geschmiedet werden mußte, um die Schlacken ganz daraus zu entfernen. Natürlich fehlte den improvisirten Schmieden der Hammer dazu, Alles in Allem aber befanden sie sich in den nämlichen Verhältnissen, wie der erste Eisenschmelzer, und sie halfen sich ebenso, wie sich jener geholfen haben dürfte. Die erste mit einem grünen Stocke herausgezogene Luppe diente auf einem Ambos von Granit als Hammer für die zweite, und so erlangte man ein zwar grobes, aber doch brauchbares Eisen.
Nach mancherlei Versuchen und Mühen waren am 25. April mehrere Eisenbarren geschmiedet, und verwandelten sich in Werkzeuge, wie Kneipzanzen, Schmiedezangen, Meißel, Aexte u.s.w., welche Pencroff und Nab für wahre Prachtstücke erklärten.
Als Schmiedeeisen konnte dieses Metall indeß die verlangten größten Dienste noch nicht leisten, das war nur möglich, wenn man es als Stahl erhielt. Der Stahl aber ist eine Verbindung von Eisen und Kohle, welche man entweder aus dem Gußeisen gewinnt, indem man diesem den Ueberschuß an Kohle entzieht, oder aus Schmiedeeisen, indem man diesem die fehlende Kohle zusetzt. Erstere, durch Entkohlung des Gußeisens gewonnene Art, giebt den natürlichen, oder sogenannten Puddelstahl, die zweite, durch Kohlung des Schmiedeeisens entstehende aber den Cementstahl.
Den Letzteren also mußte Cyrus Smith vorzüglich herzustellen suchen, da er das Eisen in Form von Schmiedeeisen besaß. Er erreichte das, indem er das Metall mit Kohlenpulver in einem Schmelztiegel von feuerbeständiger Erde erhitzte.
Diesen in der Kälte und Wärme schmiedbaren Stahl bearbeitete er nun mit dem Hammer weiter. Nab und Pencroff, welche passend angestellt und unterrichtet wurden, schmiedeten Hacken und Aexte, die rothglühend gemacht und schnell in kaltes Wasser getaucht, eine ausgezeichnete Härte annahmen.
Natürlich verfertigte man auch andere Instrumente, wie Hobeleisen, Beile, Stahlbänder, aus welchen Sägen gemacht werden sollten, Meißel, Grabscheite, Schaufeln, Hämmer, Nägel u.s.w.
Am 5. Mai endlich schloß die erste metallurgische Periode und kehrten die Schmiede nach den Kaminen zurück, wo neue Arbeiten sie bald genug zu Handwerkern anderer Art stempeln sollten.
Sechzehntes Capitel.
Die
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