Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
zurückzukehren, so sollte die kleine Gesellschaft inzwischen unter einer Hütte von Zweigen campiren, um die wichtige Operation Tag und Nacht fortsetzen zu können.
    Nachdem man sich hierüber geeinigt, brach man am Morgen auf. Nab und Pencroff zogen auf einer Schleife den Blasebalg und einen gewissen Vorrath pflanzlicher und thierischer Nahrungsmittel, der übrigens unterwegs noch ergänzt werden sollte.
    Der Weg führte von Südosten nach Nordwesten durch die dichtesten Theile des Jacamar-Waldes. Man war gezwungen, sich erst eine Bahn zu brechen, welche in Zukunft die directeste Verbindung zwischen dem Plateau der Freien Umschau und dem Franklin-Berge bildete. Die prächtigen Bäume daneben gehörten zu den schon bekannten Arten, doch entdeckte Harbert einige neue, z.B. Drachenbäume, von Pencroff »köstliche Lauche« genannt, denn trotz ihrer Größe zählten sie ebenso zu der Familie der Liliaceen, wie die Zwiebel, der Schnittlauch, die Schalotte und Spargel. Diese Drachenbäume liefern eine Art Wurzeln, welche gesotten recht gut schmecken und, einer gewissen Gährung unterworfen, einen sehr angenehmen Liqueur geben. Man sammelte demnach einige Vorräthe derselben ein.
    Der Weg durch das Gehölz zog sich weit hin; er beanspruchte den ganzen Tag, gab aber Gelegenheit, die Fauna und Flora weiter kennen zu lernen. Top, welcher sich allerdings mehr mit der Fauna beschäftigte, revierte durch Gras und Gebüsch und trieb das verschiedenste Wild auf. Harbert und Gedeon Spilett erlegten zwei Kängurus mittels Pfeilen, und außerdem ein Thier, das einem Igel ebenso, wie einem Ameisenbäre ähnelte dem ersteren, weil es sich wie eine Kugel zusammenrollte und von spitzen Stacheln strotzte, dem letzteren, weil es zum Wühlen geeignete Krallen, eine lange, schlanke Schnauze mit vogelschnabelartigem Ende und eine lange, dehnbare Zunge besaß, die mit kleinen Dornen besetzt war, um die Insecten damit zu haschen.
    »Und im Falle das Thier im Topfe kocht, fragte natürlich Pencroff, wem ähnelt es dann?
    – Einem delicaten Stück Rindfleisch, antwortete Harbert.
    – Na, mehr verlangen wir ja nicht«, sagte der Seemann schmunzelnd.
    Bei Gelegenheit dieses Ausflugs traf man auch auf einige wilde Eber, denen es jedoch nicht beikam, die kleine Truppe anzugreifen, und es hatte nicht den Anschein, daß man hier gar so furchtbaren Raubthieren begegnen werde, als der Reporter plötzlich in einem dichten Gesträuch ein Thier bemerkte, das zwischen dem Gezweig eines Baumes kletterte und welches er für einen Bär hielt. Gedeon Spilett ging sofort daran, es abzuzeichnen, da es glücklicherweise nicht zu jener furchtbaren Gattung gehörte. Es war vielmehr ein »Kula«, gewöhnlich »Faulthier« genannt, von der Größe eines mittleren Hundes, mit borstigem Fell und schmutziger Farbe, die Tatzen mit tüchtigen Krallen bewehrt, wodurch es ihm ermöglicht ist, auf Bäume zu klettern und sich von Blättern zu ernähren. Nach Feststellung des Gattungszweiges, zu dem das Thier gehörte, das man in seinen Sprüngen nicht weiter störte, strich Gedeon Spilett das Wort »Bär« aus seinem Tagebuche, schrieb dafür »Kula« ein, und weiter zogen die Wanderer ihres Weges.. Um fünf Uhr Abends ließ Cyrus Smith Halt machen. Man befand sich jetzt außerhalb des Waldes und an den ersten Anfängen der mächtigen Vorberge, welche den Franklin-Berg an der Ostseite stützten. Wenige hundert Schritt von ihnen floß der Rothe Fluß, und folglich war auch Trinkwasser nicht weit zu holen.
    Das Lager wurde sogleich zurecht gemacht, und schon nach einer Stunde erhob sich am Waldessaum zwischen den letzten Bäumen eine aus Zweigen und Lianen errichtete Hütte. Die geologische Nachforschung verschob man auf den anderen Tag. Das Abendbrod ward bereitet, ein lustiges Feuer flackerte auf, der Bratspieß drehte sich, und um acht Uhr waren schon Alle entschlummert bis, auf Einen, der das Feuer schürte und Wache hielt, wenn doch etwa reißende Thiere in den Umgebungen umherstreifen sollten.
    Am anderen Tage, den 21. April, ging Cyrus Smith in Gesellschaft Harbert’s aus, um die Stellen aufzusuchen, von denen er seine ersten Mineralproben mitgenommen hatte. Er fand das Lager auch zu Tage liegend, sehr nahe der Quelle des Creek und am steilen Fuß eines nordöstlichen Vorberges. Das sehr gehaltvolle Material stand daselbst sogar gleich in Verbindung mit dem nöthigen Zuschlage, der zur Schlackenbildung erforderlich ist, in großer Menge an, erschien also für die

Weitere Kostenlose Bücher