Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

eine Berührung an ihrer Schulter.
    Sie glaubte, es sei der Wind gewesen, ein Blatt, das vom Balkon über ihr gefallen sei und sich auf ihre Schulter gelegt habe, um sie zu trösten. So fest glaubte sie daran, dass die Sterne sie hörten.
    Doch es war Hortense. Sie hatte sie nicht hereinkommen hören. Hortense stand hinter ihr. Jo richtete sich auf, sah sie und lächelte schuldbewusst, weil ihre Tochter sie dabei überrascht hatte, wie sie den Sternen ihr Herz ausschüttete.
    »Ich habe gerade Papas Pflanzen angeschaut … Sie sind schon lange eingegangen. Ich habe vergessen, mich darum zu kümmern. Ich hätte auf sie achten sollen, sie bedeuteten ihm so viel.«
    »Hör auf, Maman, hör auf…«, flüsterte Hortense sanft. »Entschuldige dich nicht dafür. Dann pflanzt du eben neue …«
    Sie nahm ihre Mutter beim Arm.
    »Komm schon. Geh schlafen, du bist müde … Und ich auch. Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend sein könnte, so zu reden, wie ich es heute Abend getan habe. Hast du mich gesehen?«
    Joséphine nickte.
    »Und …?«, fragte Hortense und wartete auf das Urteil ihrer Mutter.
    Während der Rückfahrt im Taxi hatte sie über ihre Mutter nachgedacht, darüber, wie sie ihre Mutter sah, darüber, wie sie vor all den Leuten, die sie nicht kannten, über sie gesprochen hatte. Plötzlich war Joséphine zu einer anderen Person geworden, einer Fremden, die sie von außen betrachtete. Joséphine Cortès. Eine Frau, die kämpfte. Sie hat ganz allein dieses Buch geschrieben, hat es heimlich geschrieben, weil sie das Geld für uns brauchte, nicht für sich … Für sich selbst hätte sie es nicht getan. Im Taxi, das im bleichen Licht der Straßenlaternen auf Courbevoie zufuhr, hatte sie sie gesehen, als kennte sie sie nicht, als erzählte man ihr die Geschichte einer Unbekannten. Plötzlich hatte sie erkannt, wie viel ihre Mutter für sie tat. Je näher sie ihrem Zuhause kam, desto deutlicher stand es ihr vor Augen.
    Und dann war sie in die Wohnung gekommen, hatte gehört, wie sie mit sich selbst redete, hatte gehört, wie sie ihrer Verzweiflung freien Lauf ließ.
    »Du hast dich für mich eingesetzt, Hortense, du hast mich verteidigt … Ich bin so glücklich, so glücklich … Wenn du wüsstest, wie glücklich ich bin!«
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Hortense stützte ihre Mutter. Joséphine spürte, wie ihre Beine nachgaben, ihr war kalt, sie zitterte. Sie blieb stehen.
    »Ich kann jetzt nicht schlafen!«, rief sie. »Ich bin viel zu aufgeregt … Soll ich uns einen Kaffee machen?«
    »Der macht uns mit Sicherheit wieder wach!«
    »Du hast mich wachgerüttelt … Du hast mich wachgerüttelt, ich bin ja so glücklich! Wenn du nur wüsstest, wie … Das habe ich doch eben schon gesagt, aber …«
    Hortense unterbrach sie, nahm ihre Hand und fragte: »Hast du schon eine Idee für dein nächstes Buch?«

Bibliografie
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    Jean Favier, Les Plantagenêts , Paris: Fayard, 2004.
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    Georges Duby, Ritter, Frau und Priester , Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1985.
    Georges Duby, Frauen im zwölften Jahrhundert , Bd. 1: Héloïse, Isolde und andere ; Bd. 2: Mütter, Witwen, Konkubinen ; Bd. 3: Eva und die Prediger , Frankfurt/Main: S. Fischer, 1997-1998.
    Georges Duby, Mâle Moyen Âge: de l’amour et autres essais , Paris: Flammarion, 1988.
    Georges Duby, Michelle Perrot, Geschichte der Frauen , Bd. 2: Mittelalter , Frankfurt/Main: Campus, 1993.
    Edward Shorter, Der weibliche Körper als Schicksal , München: Piper, 1984.
    Régine Pernoud, Eleonore von Aquitanien. Königin der Troubadoure , Düsseldorf: Diederichs, 1966.
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    Jacques Le Goff, Kultur des europäischen Mittelalters , München/Zürich: Droemer Knaur, 1970.
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    Jacques Le Goff, L’Apogée de la chrétienté , Paris: Bordas, 1982.
    Antony Bridge, Les Croisades , Paris: Denoël, 1980.
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    Philippe Alexandre, Béatrix de l’Aulnoit, La Dernière Reine , Paris: Robert Laffont, 2000.
    Jean-Michel Maulpoix, Du lyrisme, Paris: Ed. José Corti, 2000.
    Artikel aus der New York Times über Krokodilfarmen: Keith Bradsher,