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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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erstaunt.
    »Da gibt es noch etwas, wovon ich dir nichts gesagt habe …«
    Shirley sah Joséphine aufmunternd an, und sie erzählte ihr die ganze Geschichte.
    Shirley verschränkte die Arme und seufzte.
    »Du wirst dich auch nie ändern … Du lässt dich von jedem dahergelaufenen Aasgeier reinlegen! Aber eines verstehe ich immer noch nicht … Warum will Iris, dass du einen Roman für sie schreibst?«
    »Damit sie ihn unter ihrem Namen veröffentlichen kann und so in der Öffentlichkeit als Schriftstellerin dasteht. Schriftsteller genießen heutzutage ein hohes Ansehen, weißt du, jeder will schreiben, und jeder glaubt, er könne schreiben. Sie hat eines Abends beim Essen vor einem Verleger damit angegeben …«
    »Ja schon, aber wozu? Wen will sie damit beeindrucken? Was hat sie davon?«
    Joséphine schlug den Blick nieder.
    »Das wollte sie mir nicht sagen …«
    »Und du hast nicht darauf bestanden?«
    »Ich dachte, das ginge mich nichts an.«
    »Das kann doch nicht wahr sein, Jo, du beteiligst dich an einem Betrug und willst nicht mal wissen, was das Ganze soll? Du überraschst mich immer wieder!«
    Joséphine biss sich nervös auf die Finger, knabberte an ihren Nägeln und schaute immer wieder verängstigt zu Shirley hinüber.
    »Ich möchte, dass du sie danach fragst, wenn du sie das nächste Mal siehst! Das ist wichtig. Sie wird ein Buch, das du geschrieben hast, unter ihrem Namen veröffentlichen, und was bringt ihr das? Ruhm? Dazu müsste euer Roman auch wirklich Furore machen … Geld? Sie überlässt dir doch das ganze Honorar. Es sei denn, sie hat vor, dich reinzulegen … Das wäre doch möglich. Sie verspricht dir alles, gibt dir aber nur einen kleinen Teil des Geldes ab. Und mit dem Rest brennt sie zu ihrem Geliebten nach Venezuela durch …«
    »Shirley! Jetzt schreibst du einen Roman. Setz mir nicht noch solche Flausen in den Kopf, mir ist sowieso schon angst und bange …«
    »Oder sie schreibt, um sich ein Alibi zu verschaffen … Heckt hinter deinem Rücken irgendeine fiese Gemeinheit aus. Sie schließt sich in einem Zimmer ein, behauptet, sie würde arbeiten, klettert über den Balkon nach draußen und …«
    Joséphine sah Shirley hilflos an. Und Shirley bereute, Zweifel und Angst in ihr geweckt zu haben.
    »Ich habe den Film von gestern Abend aufgenommen. Willst du ihn dir ansehen?«, fragte sie, um sie wieder aufzumuntern.
    »Jetzt sofort?«
    »Jetzt sofort … Mein Unterricht an der Musikschule fängt in anderthalb Stunden an, wenn der Film dann noch nicht zu Ende ist, kannst du ja allein weiterschauen.«
    Während Shirley den Film zurückspulte, erzählte Joséphine ihr die Einzelheiten: Antoines Kredit, Iris’ Angebot, ihre Angst vor dem Schreiben, »ich weiß nicht, ob ich das schaffe, als du in die Küche gekommen bist, war ich gerade mitten in einer Krise, ich war auf der Suche nach Inspiration. Im Grunde bin ich froh, dass alles raus ist, jetzt bin ich wenigstens nicht mehr so allein. Ich habe jemanden, mit dem ich reden kann, wenn ich nicht weiterkomme … Vor allem, weil Iris es eilig hat, sie muss ihrem Verleger Ende des Monats zwanzig Seiten präsentieren!«
    Sie machten es sich auf dem Sofa gemütlich. Shirley drückte auf die Fernbedienung und rief: »Film ab!« Auf dem Bildschirm erschien die hinreißende, die bezaubernde, die herzzerreißende Shirley MacLaine, von Kopf bis Fuß in Rosa gekleidet, mit einem riesigen rosafarbenen Hut auf dem Kopf in einem rosafarbenen Haus mit rosa Säulen und folgte einem rosafarbenen Sarg, der von acht schwarz gekleideten Männern getragen wurde. Joséphine vergaß das Buch, vergaß ihre Schwester, vergaß den Verleger, vergaß die fälligen Kreditraten und folgte der großen, schlanken rosafarbenen Gestalt, die vor Kummer schwankend die Treppe hinunterschritt.
    »Hast du das Foto von dem Mann im Dufflecoat neben der Tastatur gesehen?«, fragte sie Shirley leise, während der Vorspann lief.
    »Ja, und ich habe mir gleich gedacht, dass du etwas Wichtiges vorhast, wenn du sein Bild dabei ständig vor Augen haben willst. Ich dachte mir, dass er dich inspirieren soll …«
    »Aber es hat nicht funktioniert. Er hat mich überhaupt nicht inspiriert!«
    »Mach ihn doch zu einem der Ehemänner, dann wird es schon klappen.«
    »Vielen Dank auch. Du hast doch gesagt, dass sie alle sterben.«
    »Bis auf den letzten!«
    »Ach so …«, entgegnete Joséphine leise. »Ich will nämlich nicht, dass er stirbt!«
    » Silly you! Du weißt nicht

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