Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
zwei Stück braunem Zucker …«
    »Es ist nur noch weißer Zucker da, ich hatte keine Zeit zum Einkaufen.«
    »Zu viel Arbeit, was?«
    Joséphine biss sich auf die Lippen und ermahnte sich, ja nichts zu verraten.
    »Also keinen Brief… Außerdem verschenkt niemand einen Computer wegen eines einzigen Briefs! Das weiß sogar die schöne Madame Dupin …«
    »Hör auf, Shirley.«
    »Willst du gar nicht wissen, wie mein Urlaub war?«
    Sie musterte Joséphine verschmitzt, und diese ahnte, dass es ein harter Kampf werden würde. Shirley gab nicht so schnell auf. Antoines Kredit vor ihr zu verheimlichen war leicht gewesen. Zu Weihnachten kreisten Shirleys Gedanken um Girlanden, Geschenke und das Essen, doch nun waren die Feiertage vorbei, und Shirley war mit der festen Absicht ins wirkliche Leben zurückgekehrt, ihr »Radargerät« einzusetzen. So nannte sie ihre Nase und tippte dabei mit dem Finger dagegen, um anzudeuten, wie wirkungsvoll sie war.
    »Wie war dein Urlaub?«, erkundigte sich Jo höflich.
    »Grauenvoll … Gary ist die ganze Zeit mit einem langen Gesicht rumgelaufen. Seit er mit deiner Tochter getanzt hat, ist er völlig von der Rolle! Stundenlang saß er da und hat rührselige Liebesgedichte gelesen. Er ist durch die Flure im Haus meiner Freundin Mary gestreift, hat trübsinnige Sonette rezitiert und gedroht, sich mit seinem Rollkragenpullover zu erhängen. Ich sag dir, Jo, wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass er sich dieses Gör aus dem Kopf schlägt!«
    »Das legt sich schon wieder. Wir waren doch alle in unserer Jugend mal unglücklich verliebt. Und wir haben es alle überlebt!«
    »Aber ich überlebe das nicht. Ich habe in seinem Zimmer vierundzwanzig Entwürfe für einen Liebesbrief gefunden, einer glühender und verzweifelter als der andere! Manche sogar in Alexandrinern. Und er hat nicht einen davon abgeschickt.«
    »Umso besser. Hortense steht nicht auf Jammerlappen. Wenn er ihr Herz erobern will, sollte er ein Krösus werden! Hortense hat teure Bedürfnisse, sehr hohe Ansprüche und nur wenig Geduld.«
    »Vielen Dank auch.«
    »Sie liebt schöne Kleider, schönen Schmuck, schöne Autos, und ihr Traummann ist Marlon Brando in Endstation Sehnsucht  … Für den Anfang könnte sich Gary schon mal Muskeln antrainieren und in zerrissenen T-Shirts rumlaufen, das kostet nichts, und vielleicht weckt es ja ihr Interesse.«
    »Meine liebe Joséphine, ich finde dich heute geradezu herzerfrischend sarkastisch. Haben wir dieses rhetorische Feuerwerk deinem neuen Geheimnis zu verdanken?«
    Seit anderthalb Stunden versuche ich geistreich zu schreiben, und jetzt versprühe ich meinen Witz beim Reden!, dachte Joséphine missmutig. Sie verspürte den unbändigen Drang, allein zu sein.
    »Marlon Brando! Bei mir war es Robert Mitchum. Ich war verrückt nach ihm! Ach, da fällt mir ein, gestern Abend habe ich einen wunderbaren Film auf Cinétoile gesehen. Mit Robert Mitchum, Paul Newman, Dean Martin, Gene Kelly und Shirley MacLaine. Als sie den Film drehten, hatte sie gerade eine heiße Affäre mit Mitchum.«
    »Aha …«, entgegnete Joséphine zerstreut und suchte verzweifelt nach einem Vorwand, um Shirley loszuwerden.
    Nicht zu fassen, dachte sie, Shirley ist meine beste Freundin, ich liebe sie über alles, und trotzdem könnte ich sie in diesem Moment zu Brei zerstampfen und einfrieren, nur damit sie endlich verschwindet.
    Shirley hatte die Namen sämtlicher Schauspieler aufgezählt, die an dem Film mitgewirkt hatten, inklusive der Kostümbildnerin, »Edith Head, Jo, sie war unglaublich berühmt, die Grande Dame der Kostüme, sie hat die schönsten Schauspielerinnen von Hollywood eingekleidet, und damals wäre kein eleganter Film ohne sie gedreht worden«. Mittlerweile war sie dazu übergegangen, die Handlung des Films zu erzählen, als Joséphine plötzlich aufhorchte.
    »… Und weil sie auf keinen Fall reich sein will, möchte sie den bescheidensten, zurückhaltendsten Mann heiraten, den sie finden kann, und an seiner Seite ein einfaches, ruhiges Leben führen, denn sie ist davon überzeugt, dass Geld nicht glücklich macht, sondern im Gegenteil auf direktem Weg ins Unglück führt. Es ist so lustig, Jo! Denn obwohl sie sich immer die unscheinbarsten und anspruchslosesten Männer aussucht, haben sie dank ihr bald großen Erfolg, verdienen jede Menge Geld und sterben bei der Arbeit. Und sie steht jedes Mal aufs Neue als Witwe da, was ihre Auffassung bestätigt, dass Geld einfach nicht glücklich

Weitere Kostenlose Bücher