Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)
demonstrativ den Rücken zuwandte, wieder an sich zu ziehen.
»Hör schon auf zu schmollen, Choupette. Du weißt genau, dass mich das fertig macht.«
»Ich will dir was unheimlich Wichtiges erzählen, und du hörst einfach nicht zu.«
»Doch, Choupette, doch … Komm schon … Ich versprech dir auch zuzuhören.«
Josiane Lambert gab nach und rollte in ihrem Negligé aus violetter und rosafarbener Spitze zurück an den mächtigen Körper ihres Liebhabers. Sein gewaltiger Bauch quoll über seine Hüften, rote Haare zierten seine Brust, und ein Kranz aus rotblondem Haar umschloss sein kahles Haupt. Marcel war kein junger Hüpfer mehr, aber seine klugen, scharfen, strahlend blauen Augen ließen ihn jünger wirken. »Deine Augen sind erst zwanzig«, sang Josiane ihm nach dem Sex leise ins Ohr.
»Rutsch rüber, ich hab keinen Platz. Du hast zugenommen, hier ist überall Speck!«, sagte sie und kniff ihn in die Seite.
»Zu viele Geschäftsessen im Moment. Die Zeiten sind hart. Ich muss die Leute überzeugen, und um sie zu überzeugen, muss ich sie
einlullen, sie sollen fressen und saufen und dann … weiterfressen und weitersaufen!«
»Meinetwegen! Ich hol dir was zu trinken, und dann hörst du mir zu.«
»Bleib hier, Choupette! Los … red schon. Ich höre!«
»Also …«
Sie hatte das Laken direkt unterhalb ihrer großen weißen, zartviolett geäderten Brüste zurückgeschlagen, und Marcel hatte Mühe, den Blick von diesen beiden Monden abzuwenden, an denen er kurz zuvor noch gierig gesaugt hatte.
»Du musst Chaval stärker an die Firma binden, gib ihm eine wichtige Position und übertrag ihm Verantwortung.«
»Bruno Chaval?«
»Ja.«
»Und warum muss ich das? Hast du dich in ihn verknallt?«
Josiane Lambert lachte das tiefe, raue Lachen, das ihn verrückt machte, und ihr Kinn verschwand in den Fettpölsterchen um ihren Hals, die wie Götterspeise zu zittern begannen.
»Mmm! Ich liebe deinen Hals …«, schnaubte Marcel Grobz und vergrub seine Nase in einem der wogenden Ringe an der Kehle seiner Geliebten. »Weißt du eigentlich, warum man Viagra so schnell schlucken muss …?«
»Keine Ahnung«, antwortete Josiane, die ihren Gedanken weiter ausführen wollte und wütend war, weil er sie schon wieder unterbrochen hatte.
»Weil man sonst ’nen steifen Hals bekommt …«
»Haha, sehr komisch! Wahnsinnig komisch! War’s das mit deinen blöden Witzen? Darf ich jetzt weiterreden?«
Marcel Grobz setzte eine zerknirschte Miene auf.
»Kommt nicht wieder vor, Choupette.«
»Also, ich sagte gerade …«
Doch als ihr Geliebter erneut in eine der zahllosen Wogen ihres sinnlichen Körpers eintauchen wollte, hielt sie inne.
»Marcel, wenn du nicht sofort aufhörst, streike ich. Dann lass ich dich vierzig Tage und vierzig Nächte nicht mehr ran! Und ich schwöre dir, diesmal halte ich durch.«
Beim letzten Mal hatte er ihr ein Collier aus einunddreißig Südsee-Zuchtperlen mit brillantbesetzter Platinkugelschließe schenken müssen, um den Streik vorzeitig zu beenden. »Aber mit Zertifikat«, hatte Josiane verlangt, »nur unter der Bedingung geb ich mich geschlagen, und du darfst mich wieder mit deinen dicken Pfoten begrabschen!«
Marcel Grobz war verrückt nach Josiane Lamberts Körper.
Marcel Grobz war verrückt nach Josiane Lamberts Geist.
Marcel Grobz war verrückt nach Josiane Lamberts bauernschlauem Verstand.
Und deshalb hörte er ihr endlich zu.
»Du musst Chaval stärker einbinden, sonst geht er zur Konkurrenz.«
»Es gibt fast keine Konkurrenten mehr, die hab ich alle geschluckt!«
»Täusch dich nicht, Marcel. Du hast sie k. o. geschlagen, aber irgendwann können sie auch wieder aufwachen, und dann geht’s dir an den Kragen. Vor allem wenn Chaval ihnen dabei hilft … Ich meine das ernst … Hör mir jetzt endlich zu!«
Sie hatte sich vollständig aufgerichtet. Den Oberkörper mit einem rosafarbenen Laken verhüllt, saß sie mit gerunzelter Stirn und konzentrierter Miene da. Sie nahm die Arbeit genauso ernst wie die Lust. Sie war eine Frau, die niemals falsch spielte.
»Es ist doch ganz einfach: Chaval ist ein hervorragender Buchhalter und dazu noch ein ausgezeichneter Verkäufer. Ich möchte nicht, dass du es eines Tages mit einem Rivalen zu tun bekommst, der diese beiden Eigenschaften perfekt vereint: das Geschick des Verkäufers und die finanzielle Gewissenhaftigkeit des Buchhalters. Der eine verdient durch seinen Umgang mit den Kunden das Geld, und der andere sorgt für
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